Wenn Michael Vochazer erzählt, wie er auf seiner Enduro beim größten und härtesten Enduro-Event Europas im österreichischen Erzberg mit bis zu 160 Stundenkilometer über Schotterpisten und nahezu senkrechte Wände hochgeheizt ist, leuchten seine Augen. „Von den 1200 Fahrern, die an den Start gingen, kamen nur die 500 Besten ins Finale. Ich habe sechs von zwölf Checkpoints geschafft und bin auf Platz 109 gelandet, womit ich gar nicht gerechnet habe. Ins Ziel kamen am Ende 17 Fahrer.“ Er zeigt Fotos, die einen an so etwas wie Schwerkraft zweifeln lassen. In diese Kategorie gehört auch das Show- und Stuntfahren, das er einige Jahre betrieben hat. Wheelie auf dem Hinterrad und dabei auf der Sitzbank stehen, kein Problem für Vochazer. Sein Markenzeichen, das nachzumachen sich nicht für Anfänger empfiehlt: Wheelie auf dem Vorderrad und dabei die Beine über den Lenker legen. „Mit der Zeit wurden beim Motocross und beim Showfahren die Sprünge immer gefährlicher und spektakulärer, Sprünge bis zu 30 Meter sind nichts mehr für mich.“
Erstes Bike: Eine Hercules M 5
Vochazers Liebe zum Motorradfahren begann im Alter von 16 Jahren ganz klassisch mit Mofa und Moped. Er entpuppte sich als Naturtalent. „Ich habe zwei Brüder, wir alle fahren Motorrad. Früher haben einen die Eltern nicht überall hinkutschiert.“ Sein erstes motorisiertes Zweirad war eine Hercules M 5, heute schlägt sein Herz für KTM.
Im August wird Michael Vochazer 53 Jahre alt. Zu dieser Zahl hat er ein besonderes Verhältnis, war sie doch über viele Jahre seine Startnummer. Zwölf Jahre lang ist Vochazer Rennen gefahren und hat bei Meisterschaften zahlreiche erste Plätze belegt. Jede Menge Pokale in seiner Garage, längst nicht alle finden auf dem Regal Platz, zeugen von seinen Erfolgen. Er hat für die Rennserien und das Training fast jeden Urlaub, jedes Wochenende geopfert. „Es gab meinen Beruf und das Motorradfahren, nichts anderes.“ Seine Frau Jutta unterstützte ihn, erlebte etliche Stürze und so manche Verletzung mit. Angst habe sie um ihn jedoch nie gehabt.

1999: Premiere auf der Rennstrecke

Vochazer entschied sich für Supermoto. „Das ist ein Wechsel zwischen Straße und Dreck, die Geschwindigkeit vom Straßenrennsport trifft auf die Härte des Crossfahrens, 70 Prozent Straße, 30 Prozent off-road“, schwärmt er. Eine Werbeanzeige für die Deutsche Supermoto-Meisterschaft in einem Motorradmagazin löste 1999 seine Rennkarriere aus. Das erste Rennen fand in Aschersleben statt. „Die anderen Fahrer sahen mit ihren Kombis und Racing-Helmen so professionell aus. Ich kam da mit meinen langen Haaren und Halstuch an.“ Das Greenhorn hat das Rennen auf Anhieb gewonnen. „Die Idee, Rennen zu fahren, hielt ich anfangs für abwegig“, erinnert er sich. Klar, er sei schon immer gerne schnell gefahren, liebt die Schräglage in engen Kurven und hohe Kurvengeschwindigkeit. Zur Unerschrockenheit gesellt sich die Abenteuerlust. Auf einer Motorradreise in die Sahara hat er es mit zwei Kumpeln tatsächlich geschafft, den „verlorenen See“ genannten Lac Houidhat mitten im Wüsten-Sperrgebiet zu erreichen.
Sein Hobby: Enduro-Wandern
Die Zeit der Rennen ist vorbei. Heute fährt Vochazer noch immer gerne im Gelände, ist mit der Enduro in der Toskana, im Piemont oder in Tschechien unterwegs. „Für mich ist das ein super Ausgleich zum Berufsleben.“ Auch Ausfahrten mit den Motorradfreunden Rengetsweiler genießt er und freut sich schon auf nächstes Jahr, wenn der Verein sein 30-jähriges Bestehen feiert.