Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes war 2018 mit der Vision angetreten, das Pflege- und Betreuungsangebot im ländlichen Raum zu verbessern. Das ambitionierte Projekt „Haus am Stachus“ war geboren. Menschen mit Unterstützungsbedarf – nicht nur Senioren – sollen dort in Gemeinschaft wohnen. Spatenstich war im September 2023, zehn Monate später konnte schon Richtfest gefeiert werden und jetzt geht es in den Endspurt. Bezugsfertig sind die Senioren-Wohnungen und WG-Zimmer ab dem 1. Juli. Zur Eröffnung Ende Juli wird Manfred Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, erwartet.
12 Plätze im Tagestreff „Lebensfreude“
„Witterungsbedingt sind wir ein, zwei Monate im Verzug, aber es geht voran. Wir sind sehr zufrieden mit den Handwerkern“, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Gerd Will bei einem Rundgang durch die Einrichtung. Von Außen präsentiert sich der markante Bau nahezu fertig. Die vielen entlang der Straße parkenden Handwerkerbusse zeugen davon, dass im Gebäude die Finger rundgehen. Die Außenanlage mit Hochbeeten, einem Naschgarten und einer Wiesenfläche mit überdachtem Sitzplatz wird noch fertiggestellt, ebenso die seitliche Zufahrt zum Tagestreff. Dieser befindet sich im Erdgeschoss, erhält den Namen „Lebensfreude“ und wird montags bis freitags vom DRK betrieben. „Von der Gewerbevermietung sind wir abgekommen, den Tagestreff mit zwölf Plätzen sehen wir als gute Ergänzung unseres Mehrgenerationenkonzepts“, erklärt Will. Im Erdgeschoss wird es zudem einen großen „Wohlraum“ geben. Vereine, die Kirchengemeinden oder sonstige Anbieter mit Ideen sind eingeladen, diesen Raum mit Leben zu füllen. „Da sind wir ganz offen. Seniorengymnastik, therapeutische Angebote, Singen, Lesungen, Vorträge und ähnliche Veranstaltungen wären denkbar.“

In der Region einzigartig
Das Konzept des Hauses sei einzigartig, insbesondere die Wohngemeinschaft Junge Pflege gebe es so in der Region bislang nicht, berichtet Marketingreferentin Michaela Zeeb. Das Angebot richtet sich an Menschen zwischen circa 20 und 60 Jahren mit vergleichbarem Schicksal, die also nach einem Unfall oder krankheitsbedingt pflege- und unterstützungsbedürftig sind. Pflegebedürftige dieser Altersgruppe landen oftmals in Dauerpflegeeinrichtungen, die für alte Menschen konzipiert sind. Im „Haus am Stachus“ soll ihnen so viel Unterstützung und Gemeinschaft wie nötig und so viel Freiheit und Individualität wie möglich zuteil werden.
Selbstbestimmung erhalten
Die Wohngemeinschaft befindet sich im zweiten Obergeschoss und bietet Platz für acht Personen. Je zwei teilen sich ein Bad. „Die gesamte Wohn- und Funktionsfläche beträgt rund 480 Quadratmeter. Zu den persönlichen Rückzugsorten kommt ein offener Wohn-, Ess- und Kochbereich sowie eine Balkonterrasse für gemeinschaftliche Aktivitäten und Treffen“, erläutert Will. Die Bewohner sollen möglichst viel mitgestalten und mitentscheiden. „Es wäre schön, wenn sich auch Eltern, Geschwister, Partner und Freunde einbringen“, ergänzt Zeeb. Die individuellen Pflegeleistungen erbringt nicht das Rote Kreuz, sondern ein frei zu wählender ambulanter Pflegedienst – oder Angehörige. DRK-Präsenzkräfte sind als Alltagsbegleiter rund um die Uhr im Haus, übernehmen die hauswirtschaftliche Grundversorgung und unterstützen bei tagesstrukturierenden Aktivitäten. Sie kaufen Lebensmittel ein und bereiten die Mahlzeiten zu. Wer von den Bewohnern in der Lage ist, hilft mit. „Jeder bekommt einen eigenen Schlüssel. Die Selbstbestimmung zu erhalten, hat einen hohen Stellenwert“, so Will.

Eine WG für Senioren
Spiegelgleich zur WG Junge Pflege wird im ersten Obergeschoss eine ambulant betreute Senioren-WG angeboten. Auch hier liegt die Wohnfläche in den acht privaten Zimmern bei jeweils 19 Quadratmetern. Um die Organisation der Pflege haben sich eigenverantwortlich die Bewohner oder deren Angehörige zu kümmern. Ganz oben befindet sich das Service-Wohnen mit vier barrierefreien Zwei-Zimmer-Mietwohnungen. Bei Bedarf können die Senioren hauswirtschaftliche und pflegerische Leistungen dazubuchen.