Es ist gut zehn Jahre her, da wollte der gelernte Schreiner Michael Straub aus Krauchenwies-Ablach nicht länger an der Maschine stehen. „Im normalen Arbeitsalltag ist es den Schreinern heute fast nicht möglich, ein schönes Handwerk auszuüben“, sagt er, „eher sind wir Maschinenbediener als kreativ Schaffende.“ Deshalb kam ihm ein Bericht über die geplante karolingische Klosterbaustelle Campus Galli gerade recht. „Die Idee hat mich fasziniert. Wie wäre es, wenn man handwerklich so arbeitet könnte, wie in der karolingischen Zeit üblich?“

Michael Straub bearbeitet einen Holzstamm mit der Axt. Er arbeitet von Anfang an mit an der Klosterbaustelle Campus Galli. Der Schreiner ...
Michael Straub bearbeitet einen Holzstamm mit der Axt. Er arbeitet von Anfang an mit an der Klosterbaustelle Campus Galli. Der Schreiner liebt das kreative Arbeiten und den wertschätzenden Umgang mit dem Werkstoff Holz. | Bild: Schnurr, Michael

Straub wollte es wissen, warf seinen Job hin und heuerte als einer der ersten Handwerker in Meßkirch an. Er wollte mit dabei sein, wenn auf dem Gelände in der Nähe von Rohrdorf eine mittelalterliche Klosteranlage errichtet wird. „Es war ein bisschen verrückt, aber meine Frau hat mir vertraut“, sagt der heute 47-jährige Vater von drei Kindern. Außerdem war er nach eigenen Worten erfolgreich in seinem Beruf: „Ich hätte auf jeden Fall wieder eine Stelle gefunden, wenn das in Meßkirch nicht geklappt hätte“, sagt er.

Holzkirche erstes großes Projekt

Michael Straub entdeckte neu den Wert des gemeinsamen Schaffens. Als sie als Erstes eine Holzkirche errichteten – so war es bei Klosteranlagen im Mittelalter üblich – stand im Mittelpunkt das gemeinsame Arbeiten. Michael Straub: „Hier musst du Hand in Hand arbeiten, das Gemeinsame zählt, nur so kann unser Vorhaben gelingen.“ Früher sei das eine Selbstverständlichkeit unter Handwerkern gewesen. Nach einige Jahre der Mitarbeit an der Klosteranlage wisse er heute, wie sinnstiftend das gemeinschaftliche Handeln in Klostergemeinschaften gewesen sei.

Man lernt den Wert der Dinge schätzen

Das klingt beinahe so, als würde er lieber im Mittelalter als heute leben? „Nein. Ich möchte voll und ganz im 21. Jahrhundert leben“, erteilt er der Romantisierung des Mittelalters eine klare Absage. Doch es gebe zu jeder Zeit Besseres und Schlechteres. „Ein Stückchen heile Welt will doch jeder Mensch haben“, sagt er und ordnet für sich dabei das Leben der Mönche ein, die doch ins Kloster gegangen seien, „um nicht nur das Schlechte in der Welt zu sehen.“

Und noch etwas anderes lernte er zu schätzen: „Alles, was du hier herstellst, wird auch tatsächlich gebraucht.“ Dadurch lerne man, den Wert der Dinge wieder zu schätzen. „Wenn du 24 Stunden rund um die Uhr alles im Internet bestellen kannst, verlierst du den Bezug zu dem Wert, der in den Dingen steckt.“

„Hier musst du Hand in Hand arbeiten, das Gemeinsame zählt, nur so konnte unsere Vorhaben gelingen.“ Michael Straub, ...
„Hier musst du Hand in Hand arbeiten, das Gemeinsame zählt, nur so konnte unsere Vorhaben gelingen.“ Michael Straub, Schreiner, Campus Galli | Bild: Schnurr, Michael

Hat den 47-Jährigen das Schaffen in der Klosteranlage in seinem Glauben bestärkt? „Ja, nicht nur meinen persönlichen Glaube, sondern auch der Glaube an die Menschen, nachsichtiger mit ihnen zu sein, sich zu bemühen, das Gegenüber besser zu verstehen, auch das ist für mich Glaube“, sagt Straub.

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Michael Straub führt heute nach eigenen Worten ein zufriedenes Arbeitsleben. „Ich bin gerne hier, meine Erwartungen haben sich erfüllt“, sagt er, wenn er auch habe lernen müssen, „dass der Campus Galli der falsche Ort für Egozentrik ist“, schränkt er etwas ein.

Gut besucht ist die Klosterbaustelle Campus Galli in Meßkirch. Immer wieder bilden sich Schlangen an der Kasse. Die Anlage ist längst ...
Gut besucht ist die Klosterbaustelle Campus Galli in Meßkirch. Immer wieder bilden sich Schlangen an der Kasse. Die Anlage ist längst bei Touristen ein beliebter Ausflugsort. | Bild: Schnurr, Michael

Für die Zukunft des Campus Galli wünscht er sich, vor allem von den Menschen in der direkten Nachbarschaft der Anlage, dass sie dem Campus Galli offener begegnen. „Es wäre schön, wenn sie sich mehr mit der Klosteranlage identifizieren würden und dass sie erkennen, dass es sich nicht um ein paar Spinner im Wald handelt.“ Es kämen immer mehr Besucher, Ferienwohnungen entstünden, auch Campingplätze. So profitiere die Region vom Campus Galli. Michael Straub: „Hier wird gewiss kein Geld verschwendet.“