Dekan Stefan Schmid

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir ist es dieses Jahr gar nicht nach Fastenzeit. Gefühlt haben wir pandemiebedingt schon ein ganzes Jahr lang Fastenzeit und ich frage mich: Auf was soll ich verzichten, habe ich im vergangenen Jahr nicht schon genug Buße getan?

Klassischerweise gibt es drei Bußwerke, zu denen die Fastenzeit einlädt: Fasten, Almosen geben und beten. Meist wird die Fastenzeit jedoch auf das Maßhalten und auf Verzicht reduziert, also auf das Fasten selbst. Und darauf habe ich in diesem Jahr einfach keine Lust. Es fällt mir schwer!

Was bedeutet also „Fastenzeit“ in diesem Jahr? Zwar ist die Fasnacht ausgefallen, aber die Fastenzeit ist ja dennoch da und nicht ausgefallen, was kann ich also in diesem Jahr tun?

In meinem Privatarchiv im Pfarrhaus, wo ich alles Mögliche an Texten und Gedanken sammle, bin ich auf etwas gestoßen, was mir sehr weitergeholfen hat für diese Fastenzeit. Es sind „15 Einfache Akte der Nächstenliebe“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2018.

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Es sind Ratschläge des Papstes zur Fastenzeit, die nicht ganz den klassischen Bußwerken entsprechen, aber doch auch als Bußübungen verstanden werden können. Vielleicht ist der ein oder andere Ratschlag dabei, der ganz persönlich anspricht und den man mal ausprobieren könnte:

  • 1. Lache, denn ein Christ ist immer fröhlich.
  • 2. Sag danke (auch wenn es nicht notwendig ist).
  • 3. Erinnere die anderen daran, wie sehr du sie liebst.
  • 4. Grüße die Menschen mit Freude, denen du täglich begegnest.
  • 5. Höre dir die Geschichte deines Nächsten an, ohne Vorurteile, mit Liebe.
  • 6. Anhalten, um zu helfen. Sei aufmerksam, wer dich braucht.
  • 7. Machen, dass der andere eine bessere Laune hat.
  • 8. Die Fähigkeiten und Erfolge anderer feiern.
  • 9. Etwas auswählen, das du nicht benützt, und schenke es dem, der es braucht.
  • 10. Helfen, wenn es notwendig ist, damit ein anderer sich ausruhen kann.
  • 11. Liebevoll verbessere und nicht aus Furcht schweigen.
  • 12. Liebevolle Kleinigkeiten denen zeigen, die dir nahe sind.
  • 13. Putzen, was ich im Haus benütze.
  • 14. Anderen dabei helfen, Hindernisse zu überwinden.
  • 15. Rufe deine Eltern an.

Die Übersetzung aus dem Italienischen ins Deutsche ist etwas holprig, aber ich habe verstanden, was ich in dieser Fastenzeit ausprobieren kann. Mir persönlich ist der 7. Ratschlag ganz wichtig: „Machen, dass der andere eine bessere Laune hat.“ Im Moment erlebe ich, dass viele Menschen die Geduld verlieren und „nicht gut drauf“ sind auf Grund der Pandemie. Auch ich selbst erlebe das bei mir. Aber gerade deshalb ist es wichtig, dass wir einander gut zusprechen und einander Mut machen. Denn als Christen leben wir aus der Hoffnung. Auch wenn die Fastenzeit von uns Werke der Buße verlangt, so wissen wir, dass es Ostern werden wird. Das ist ein Grund zur Freude. Das ist Grund genug, das Leben zu feiern, jeden Tag, auch wenn die Pandemie gerade einiges von uns abverlangt.

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