Weg damit … denke ich. Seit Wochen räume ich die Wohnung auf. Ganze Berge aus vermeintlich Wichtigem sind schon in den Müll gewandert, CDs, Bücher, DVDs haben neue Besitzer gefunden, die Sachen im Kleiderschrank passen nun alle mir (jetzt und hier). Vier Silikonpistolen tauchten auf – alle neu. Die älteste Dose (Tomaten) hatte schon zwei Schaltjahre erlebt und die Geburtstagskarte für 2017 brauche ich wohl auch nicht mehr abzuschicken. Von wem nur hatte ich diesen Hammer geliehen? Ob ich wirklich irgendwann lerne, diese Nähmaschine zu bedienen?
Im Radio läuft heute die Band Silbermond: „Eines Tages fällt dir auf, dass du 99 Prozent nicht brauchst. Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg, denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.“ Genau so ist es! Raus mit all dem Ballast, dem Unnützen und Ungenutzten. Danach fühle ich mich leichter, freier und auch etwas glücklicher.
Bereitschaft, sich von Dingen zu trennen
Und so wächst stetig meine Bereitschaft, mich von diesen Dingen zu trennen, zumal Silbermond dazu laut aus den Boxen klingt. „Die Armee aus Schrott und Neurosen auf deiner Seele wächst immer mehr.“ Für einen Moment halte ich inne. Warum nicht auch mal ein Vorurteil aussortieren, eine Sorge begraben, dieses eine große Bedenken rauswerfen, den Groll kompostieren und wiederkehrende Streitigkeiten auch auf ihren langfristigen Nutzen untersuchen? Ich könnte aufhören, anderen etwas nach-zu-tragen und offene Rechnungen in Geschenke verwandeln.
Mein Blick fällt auf eine Postkarte, die zwischen den Büchern klemmt. Lilien auf dem Feld. Kitschig, denke ich automatisch, und möchte sie schon wegwerfen. Auf der Rückseite lese ich dann aber: Matthäus 6,25 ff und muss lächeln. Es ist eine alte Lernkarte.
Postkarte darf bleiben
Macht euch keine Sorgen um euer Leben, heißt es da, was ihr essen oder trinken sollt, oder um euren Körper – was ihr anziehen sollt. Seht die Vögel unter dem Himmel und die Lilien auf dem Feld: Sie sammeln und arbeiten nicht – und euer himmlischer Vater versorgt sie doch. Wer von euch kann dadurch, dass er sich Sorgen macht, sein Leben nur um eine Stunde verlängern? Ich lege die Karte auf den Tisch. Sie darf erst einmal bleiben.