Es geht ein Ruck durch Meßkirch, die Hilfsbereitschaft gegenüber den Ukrainern ist in der Region bleibt ungebrochen groß. Sowohl was die Unterstützung der Ukrainer angeht, die weiterhin im Land bleiben, als auch gegenüber denjenigen, die ihre Heimat verlassen haben. In Meßkirch laufen die Fäden aller Hilfsaktionen im Rathaus bei Hauptamtsleiter Matthias Henle zusammen. Unterstützt wird er von Anna-Maria Merz und Nadine Link von der Wirtschaftsförderung.
Über 15 Bürger stellen Wohnraum zur Verfügung
Gegenüber dieser Zeitung sagte Henle, dass die Hilfsbereitschaft ungemein groß sein. „Es haben sich bis jetzt über 15 Bürger gemeldet, die Wohnraum für Ukrainer zur Verfügung stellen“, freut sich der Hauptamtsleiter. Gesucht seien vor allem Wohnungen, die in sich abgeschlossen sind, zum Beispiel Einliegerwohnungen. Aber auch einzelne Zimmer würden helfen. Gut sei es auch, wenn es vor Ort Menschen gebe, die als erste Ansprechpartner bereit seien, den Menschen das Ankommen etwas zu erleichtern. „Wir suchen natürlich noch weitere Wohnungen“, ergänzt Henle. Er habe das Gefühl, die Menschen seien sehr hilfsbereit. „Viele rufen an und fragen: ‚Wo kann ich helfen?‘ Das ist schon ein gutes Gefühl“.
Hilfsgüter auf dem Weg in die Westukraine
Bislang sei nicht klar, wie viele Menschen aus der Ukraine in die Heidegger-Stadt und ihre Ortsteile kommen werden. Stefan Marquart und Thomas Nuding werden Vertriebene mitbringen, das steht fest. Mit acht weiteren Männern haben sie die Hilfsgüter aus dem Landkreis Sigmaringen nach Uschgorod in der Westukraine gebracht. Auf dem Rückweg bringen sie Flüchtlinge mit, die in mehreren Kreiskommunen untergebracht werden. „Wir gehen aber davon aus, dass sich der Landkreis bald bei uns melden wird“, sagt Matthias Henle. Das Land Baden-Württemberg habe noch keine Flüchtlinge zugewiesen.
Dolmetscher werden noch gesucht
In dieser Woche gab es mehrere Treffen der Stadt mit dem Sozialdienst für Flüchtlinge des Caritasverbandes Sigmaringen-Meßkirch. Und man habe frühere Integrationshelfer bereits wieder angesprochen, damit die Menschen aus der Ukraine Ansprechpartner haben. Auf den Aufruf der Stadt, sich als Dolmetscher zur Verfügung zu stellen, habe es wenig Rückmeldung gegeben. „Bislang hat sich eine Frau gemeldet, die ukrainisch spricht“, erklärt Matthias Henle, dass die Stadt dringend weitere Personen sucht, die dolmetschen können.
Stadt prüft eigene Räume
Eine offizielle Notunterkunft werde die Stadt Meßkirch analog zur letzten Flüchtlingskrise nicht einrichten. „Natürlich schauen wir, ob wir städtische Räume haben. Das wird aber alles auf Wohnungen basieren“, sagt Henle. Derzeit würde man verschiedene Möglichkeiten überprüfen.
Stadt bittet um Möbelspenden
Wer helfen wolle, könne dies über Geldspenden tun oder über Möbelspenden. Nicht alle angebotenen Wohnungen seien möbliert. Deshalb sucht die Stadt Betten, vereinzelt Schränke, Tische und Stühle. Der Bauhof werde nach Absprache mit dem Hauptamt vorbei kommen und sich die Möbel anschauen. „Wenn die Möbel in die Wohnung passen, nimmt der Bauhof diese auch gleich mit“, verspricht Henle. Die Stadt hat ein Spendenkonto eingerichtet. Mit den Spenden sollen unter anderem fehlende Wohnungseinrichtungsgegenstände angeschafft werden sollen. „Es ist schon gut, dass es da einen Puffer gibt“, sagt er. Henle betont immer wieder, wie sehr er sich über die Solidarität in Meßkirch und den Ortsteilen freue. Die meisten Wohnungsangebote kamen direkt aus Meßkirch, aber auch in den Ortsverwaltungen gingen Angebote ein.
192 Ukrainer in der LEA Sigmaringen
Die Informationen, wie viele Kriegsflüchtlinge bereits im Landkreis Sigmaringen angekommen sind, sind wage. Martina Bitzer, Pressesprecherin beim Regierungspräsidium in Tübingen, gab an, dass bis Mittwochabend rund 192 Geflüchtete aus der Ukraine in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Sigmaringen aufgenommen wurden. „Mit der Stadt und dem Landkreis Sigmaringen wurde vereinbart, dass die Kapazitäten der LEA aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine für die Aufnahme von insgesamt 1675 Schutzsuchenden ausgebaut werden. Dies ist mittlerweile geschehen“, erklärt Bitzer. Die Regelbelegung liegt normalerweise bei 875 Personen. Hinzu kommen nun 800 weitere Plätze für Menschen aus der Ukraine.
Kreis bereitet sich auf Flüchtlinge vor
Der Großteil der bislang angekommenen Ukrainer dürfte aber privat untergekommen sein. Tobias Kolbeck, Pressesprecher des Landratsamtes Sigmaringen, geht von „mehreren dutzend Geflüchteten“ aus, die bereits privat im Landkreis Sigmaringen untergekommen sind. Exakte Zahlen würden aktuell nicht vorliegen. Ukrainer mit biometrischem Pass können zunächst für 90 Tage einreisen. Vom Bundesministerium soll eine Übergangsverordnung erlassen werden, die dafür sorgt, dass Kriegsflüchtlinge von einem Aufenthaltstitel befreit werden können. Neben Unterbringungsmöglichkeiten in Mengen (ab Ende April) und Sigmaringen (Schmorl-Gebäude), prüfe der Landkreis weitere Unterkünfte. Dazu gehöre beispielsweise auch die ehemalige Oberschwaben-Kaserne in Hohentengen. Auch dem Landkreis seien bereits Gebäude angeboten werden, so Kolbeck. Er gehe davon aus, dass das Land dem Landkreis schon bald Flüchtlinge zuweisen wird. Die Aufnahmequote richtet sich nach dem sogenannten „Königsteiner Schlüssel“, der sich an den Einwohnerzahlen des Landkreises orientiert.