Am 19. Januar 1575 starb im Alter von 52 Jahren in Freiburg der aus Meßkirch stammende Professor der Theologie Christoph Eliner. Er war offenbar eine hochgeschätzte und bedeutende Persönlichkeit, denn man entsprach seinem Wunsch, seine sterblichen Überreste in der Universitätskapelle des Freiburger Münsters zu bestatten, was keine Selbstverständlichkeit war. Sein 2006 restauriertes Grabepitaph gehört zu den wenigen, die bis heute erhalten geblieben sind.
Mit 16 an die Universität
Was bislang über das Leben und Wirken dieses Mannes in Erfahrung zu bringen war, ist recht dürftig. Wir kennen nicht einmal sein genaues Geburtsdatum. Sicher ist, dass er 1522 oder 1523 in der Meßkircher Unterstadt als Sohn von Hermann Eliner und Dorothea Schwartzach geboren wurde. Bereits mit 16 Jahren wurde er 1538 an der Universität Freiburg immatrikuliert; vier Jahre später absolvierte er das Magisterexamen, damals die Voraussetzung zum Studium der Theologie. Es folgten weitere akademische Titel.
13 Mal zum Rektor gewählt
Als Baccalar formatus wurde er 1551 von der Universität als Theologe angestellt und konnte mit eigenen Vorlesungen beginnen. Promoviert wurde er 1553 nach einem wohl nur kurzen Aufenthalt an der Universität zu Padua. Im selben Jahr kehrte Eliner nach Freiburg zurück, wo er von der Theologischen Fakultät als zweiter Ordinarius angenommen und bald darauf zum Rektor der Universität gewählt wurde. Insgesamt ist Eliner 13-mal zum Rektor und zweimal zum Vizerektor sowie 14-mal zum Dekan der Theologischen Fakultät gewählt worden.
Höchstes Ansehen
Über Eliners Tätigkeit als Theologe und Hochschullehrer ist kaum etwas zu erfahren. Die lateinische Inschrift auf seinem Epitaph, das ihm der Senat der Universität gewidmet hat, nennt ihn einen „Mann von höchstem Ansehen und Würde und um die Sache der Theologie und andere die Akademie betreffende Belange hochverdient“. Das Epitaph, das die Vision des Propheten Hesekiel von der Auferstehung der Toten zeigt, wird dem Schaffhauser Maler Abel Stimmer zugeschrieben.
Stipendien für bedürftige Studenten
Der Nachwelt in Erinnerung geblieben ist Christoph Eliner allerdings weniger aufgrund seiner Verdienste als Theologe, sondern wegen seines Testaments, welches er wenige Tage vor seinem Tod dem kaiserlichen Notar Kaspar Burgknecht diktierte. Denn neben einer ewigen Jahrzeit im Münster und verschiedenen Vermächtnissen an die Armen, Aussätzigen und an den Blattern (Pocken) erkrankten Menschen, stiftete Eliner ein Studienstipendium für bedürftige Studenten.
Für Bürgersöhne der Stadt Meßkirch
Das Stiftungskapital betrug 2600 rheinische Gulden, was einen jährlichen Zinsertrag von 130 Gulden erbrachte. In den Genuss des Eliner‘schen Stipendiums sollten ausschließlich Studenten der Theologie gelangen. Vorzugsberechtigt waren Knaben aus der Familie des Stifters oder, falls nicht vorhanden, Bürgersöhne der Stadt Meßkirch oder ersatzweise aus anderen Orten der Grafschaft Zimmern. Die Stipendiaten mussten am Gymnasium oder an der Universität in Freiburg eingeschrieben sein und konnten eine jährliche Unterstützung bis zur Verleihung des Doktortitels beziehen.
Seine umfangreiche Bibliothek vermachte Eliner dem Battmannischen Haus, einem Wohnheim für Studenten, wo sie nicht nur den Hausbewohnern, sondern auch den Nutznießern des Stipendiums zur Verfügung stehen sollte. Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten hat es die Stiftungsverwaltung der Universität in späteren Jahren für angebracht gehalten, das Stipendium anstatt zwei nur noch jeweils einem Bewerber zukommen zu lassen.
Auch Martin Heidegger profitierte
Sobald das Stipendium vakant wurde, erstattete die Universität dem Rat der Stadt Meßkirch Anzeige. Der Bürgermeister und der Pfarrer von Meßkirch besaßen das Vorschlagsrecht. So manchem jungen Meßkircher ist in vier Jahrhunderten dank der Eliner‘schen Stiftung ein akademisches Studium beziehungsweise eine Karriere im geistlichen Stand ermöglicht worden. Der spätere Freiburger Erzbischof Conrad Gröber und der Philosoph Martin Heidegger erhielten Mittel aus der Stiftung. Die Höhe des jährlichen Stipendiums betrug zu Beginn des 20. Jahrhunderts 430 Mark. Übrigens hat die Eliner‘sche Stiftung sogar die Turbulenzen der Inflationszeit überstanden.