Seit Beginn des Jahres hat das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck eine neue Leitung. Jochen Schicht hat das Amt im Januar übernommen. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärt der promovierte Ethnologe, wie es ihm bis jetzt in seinem neuen Job ergangen ist und was er für die Zukunft des Museumsdorfs plant, das es seit 1988 gibt.

Für den neuen Museumsleiter galt es zunächst, das Mitarbeiterteam wieder aufzubauen. Denn fehlende Kontinuität bei der Museumsleitung – immerhin zählt Schicht zwei Vorgänger in den vergangenen zehn Jahren – haben aus seiner Sicht dafür gesorgt, dass viele Mitarbeiter in den vergangen Jahren das Museum als Arbeitgeber verlassen hatten. „Es war nur noch ein Rumpfteam übrig, das das Museum im Notbetrieb gewuppt hat“, berichtet Schicht.

Das Freilichtmuseum beschäftigt aktuell rund 20 Festangestellte sowie rund 40 Honorarkräfte. Besonders die Kommunikation mit den Mitarbeitenden und deren Motivation sind dem neuen Museumsleiter wichtig. „Wir sind ein Team und wollen ein tolles Museum machen“, erklärt er. Auch fürs Teambuilding hat Schicht Dienstkleidung eingeführt: Ein grünes Poloshirt, auf dem das Signet des Museums aufgestickt ist, sowie ein grünes Basecap gehören dazu.

Zu Schichts Zielen gehört es auch, die Besucherzahlen des Museums wieder deutlich zu steigern. „Wir haben schon einmal an der Hunderttausend gekratzt“, erklärt er. Damit Busgruppen wieder vermehrt kommen, muss laut dem Museumsleiter die Gastronomie des Museums wieder bewirtschaftet werden, weil die Busreisenden erwarten, verpflegt zu werden. „Wir sind dran“, meint Schicht in Bezug auf das Engagement des Museums, wieder einen Pächter für das Gasthaus „Ochsen“ zu finden.

Ein neuer Pächter der Gastronomie könnte auch vom Angebot des Freilichtmuseums profitieren, dort zu heiraten. Dieses will Schicht aufgrund der hohen Nachfrage weiter ausbauen: „Das ist ein Riesenpotenzial“, meint Schicht. Im Museum könnten im Jahr bis zu 15 Hochzeiten stattfinden, so Schicht.

Für mehr Besucher im Freilichtmuseum soll auch mehr Öffentlichkeitsarbeit sorgen. Dabei ist Schicht vom Fach: Er hat als Pressesprecher für Kommunen und Unternehmen gearbeitet. „Mir ist es wichtig, die Außenwahrnehmung wieder zu stärken“, meint er.

Schicht will sich auch dafür einsetzen, dass zu den bestehenden 25 Häusern im Freilichtmuseum wieder Ausstellungsobjekte hinzukommen. „Es ist seit Jahren oder gar Jahrzehnten kein neues Haus oder Gebäude hinzugekommen“, meint er. In anderen Freilichtmuseen im Land sorgen hingegen fast jedes Jahr neue Häuser für mehr Besucher, so Schicht. Im nächsten Jahr soll immerhin ein hölzernes Transformatorenhäuschen aus Sipplingen in Neuhausen aufgebaut werden. Das seltene Objekt stammt aus der Mitte des vergangenen Jahrhundert. „Das ist ein erster Markstein in Richtung Industrialisierung“, meint Schicht.
Neues Besuchersystem soll kommen
Auch an einem neuen Besucherleitsystem wird derzeit gearbeitet, das die textlastigen Tafeln in den Gebäuden aus der Anfangszeit des Museums ersetzen soll. Die neuen Tafeln sollen bereits von außen ankündigen, um welches Gebäude es sich handelt und auf digitalem Wege zusätzliche Informationen liefern. „Es wird einen digitalen Museumsguide geben“, kündigt Schicht an.
Schwerpunkt bleiben Veranstaltungen
Ein Schwerpunkt des Museums werden die Veranstaltungen bleiben. Sie sorgen stets für hohe Besucherzahlen, aber nur, wenn das Wetter mitspielt. „Ostern war eine Katastrophe, da hat es noch geschneit“, berichtet Schicht vom regelmäßig stattfindenden „Osterspaß für Familien“. Sehr erfolgreich waren hingegen laut Schicht die jährlichen Märchentage sowie der Fuhrmannstag, der aufgrund von Personalmangel im vergangenen Jahr ausfallen musste.

Das Thema des Museums lautet in dieser Saison „Textil“. Dazu können sich die Besucher aktuell noch eine Sonderausstellung anschauen, bei der man sich unter anderem an einem großen Webstuhl ausprobieren kann. Im September lockt der Tuchmarkt ins Neuhauser Museum, zu dem rund 40 Aussteller erwartet werden. Höhepunkt der Saison ist im Oktober wieder die Kirbe mit Fahrgeschäften und Festzelt.
Wunsch nach neuem Gebäude
Jochen Schicht wünscht sich auch, dass die Museumsleitung nicht mehr im Landratsamt in Tuttlingen sitzt. Die langen Wege zum Museum erschweren die Arbeit. Die Planungen für ein neues Eingangsgebäude, in dem auch die Museumsleitung unterkommt, gibt es bereits. Für deren Umsetzung fehlte aber bis jetzt das Geld.