Seit 50 Jahren gibt es die Bildungseinrichtung für Kinder mit Förderbedarf im Bereich Lernen, die in der ehemaligen Landwirtschaftsschule untergebracht ist. Wenn man auf der Raiffeisenstraße in Meßkirch unterwegs ist, erkennt man sie von Weitem an ihrem fröhlich-bunten Banner und den liebevollen, gemalten Porträts, die den Besuchern aus den Fenstern entgegenschauen. Kinder, für die in der Regelschule aus verschiedensten Gründen das Tempo zu schnell und der Lernumfang zu groß ist, erhalten in der Goldösch-Schule eine individuelle Betreuung und Förderung.
Selbstständigkeit und Integration sind wichtige Ziele
„Unsere Hauptaufgabe ist es, unsere Schülerinnen und Schülern so weit zu fördern, dass sie im regulären Arbeitsmarkt eine Stelle finden und ein selbstständiges Leben führen können“, beschreibt Schulleiterin Sigrid Weißhaupt die Ziele der Goldösch-Schule. Nach dem Schulabschluss besteht die Möglichkeit, zum Beispiel in eine Fachwerkerausbildung zu wechseln. Diese wird vom Arbeitsamt unterstützt, damit in kleinen Klassen unterrichtet werden kann. „Ebenso sind dort die Unterrichtsinhalte abgespeckt“, erläutert die Schulleiterin. Die Firmen, die eine Fachwerkerausbildung anbieten, erhalten darüber hinaus Zuschüsse.
Lernschwierigkeiten zeigen sich bereits früh
Häufig zeigt es sich bereits in der frühkindlichen Phase oder im Kindergarten, wenn ein Kind mit dem Lernen Schwierigkeiten hat. „Zu diesem Zeitpunkt setzt unsere Diagnostik im optimalen Fall bereits an“, berichtet Sigrid Weißhaupt. Doch nicht immer seien Lernschwächen in diesem Alter Hinweise darauf, dass eine individuelle Schulbetreuung notwendig ist (Dazu mehr in einem weiteren Artikel.) „Meist kommen die Kinder leider erst im Laufe ihrer Schulzeit zu uns, wenn sich in der Regelschule herausstellt, dass mehr Zeit und Unterstützung notwendig ist“, erläutert die Schulleiterin. Doch trotzdem gebe es die Klassestufe 1.
Von den Kindern fällt Stress ab
Wenn sich die Eltern erst einmal überwunden hätten, die Kinder von der Regelschule zu nehmen und sie im Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), sprich der Goldösch-Schule, anzumelden, entwickle sich meistens alles gut. „Da sie nicht mehr ständig den Misserfolgen in der Regelschule ausgesetzt sind, fällt ganz viel Stress von den Kindern ab“, beobachtet die Schulleiterin. Danach beginne die weitere Diagnostik, die zum Ziel habe, den Lernstand festzustellen, um danach die individuelle Förderung professionell anzugehen. Die Schülerinnen sollen zwar gefordert, aber nicht überfordert werden. Die individuellen Lernpläne bringen den weiteren Vorteil mit sich, dass bisher unangenehme Vergleiche mit Mitschülerinnen und Mitschülern entfallen. Allein diese Entlastung sorge bereits für Erfolge.
Warum Noten trotzdem wichtig sind
„Noten sind auch bei uns sehr wichtig“, betont Sigrid Weißhaupt, doch hätten sie mit den Noten in der Regelschule nichts zu tun. Es seien vorwiegend pädagogische Noten, die in größerem Maße berücksichtigen, ob jemand sich engagiere und den eigenen Fortschritt vorantreibe. Trotz der reduzierten Lerninhalte und der individuellen Geschwindigkeit beim Lernen ist der Unterricht dahingehend orientiert, dass ein Hauptschulabschluss gelingt. Um die Kinder optimal zu fördern, steht die Schule in engem Austausch mit den Eltern. Dabei werden Fortschritte und Möglichkeiten besprochen. Ein wichtiger Aspekt sieht die Schule in der Stärkung der Persönlichkeit jedes Einzelnen und dem sicheren Bewegen in der Gesellschaft. Dazu gehören sowohl der respektvolle und höfliche Umgang miteinander als auch Basisfähigkeiten wie Pünktlichkeit, Fleiß, Ausdauer und Zuverlässigkeit. Dies sind Eigenschaften, die im Berufsleben Vorteile verschaffen.

Durch Praktika den Berufsalltag kennenlernen
Neben den schulischen Inhalten lernen die Schülerinnen und Schüler durch Arbeitsgemeinschaften und Praktika volkswirtschaftliche und praktische Arbeitsabläufe kennen und vielleicht auch lieben, wie die Tätigkeit im Schulgarten. Das Jugendbegleiterprogramm, durch das Personen aus der Region ihr Hobby oder ihren Beruf mit den Schülern praktizieren, lernen sie Verschiedenstes kennen, wie Töpfern, Percussion, Nähen oder Kochen. Jugendbegleiter seien jederzeit willkommen. In der 7., 8. und 9. Klasse sind Betriebspraktika vorgesehen, die in der 7. Klasse mit einem halben Vormittag pro Woche beginnen. In der 9. Klasse ist es bereits ein ganzer Tag pro Woche. Dadurch erfahren die Praktikanten nicht nur, wie ein Arbeitsalltag abläuft, sondern können herauszufinden, was sie interessiert. Im Gegenzug haben die Firmen die Chance, einen zukünftigen Auszubildenden kennenzulernen.
Verantwortung im Schulalltag
Verantwortung zu übernehmen, lernen die Schüler in der Schülerbücherei, die von der Mittelstufe mit ihrer Klassenlehrerin organisiert und geführt wird, oder z.B. bei der Organisation des Frühstücks einmal pro Woche. Wie eine Schülerfirma kalkulieren sie den Bedarf, kaufen selbst ein, bereiten die belegten Brötchen vor und verkaufen sie. Die verschiedenen Programme, Projekte, gemeinsam begangenen Feste sowie Schülerauftritte zeigen ein wichtiges Ziel der Schule: jeden in seiner Entwicklung zu stärken und zu fördern.
Entwicklung der Bildungseinrichtung
- 1972 wurde die Goldösch-Schule als Sonderschule für Lernbehinderte in Meßkirch gegründet. Die Schulleitung übernahm Friedemann Endres.
- Seither hat sich viel getan. Nicht nur die Bezeichnung änderte sich von Sonderschule über Förderschule zu aktuell Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), sondern sie erhielt 2018 auch einen Namen: Goldösch-Schule. Er ist angelehnt an den Flurnamen ihres Standorts in der ehemaligen Landwirtschaftsschule in der Raiffeisenstraße in Meßkirch.
- Nachdem der erste Schulleiter Friedemann Endres 2006 in den Ruhestand gegangen war, übernahm Gabriele Gonser die Schulleitung. Seit 2014 bis heute führt Sigrid Weißhaupt die Schule, in der 13 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten, darunter viele Teilzeitkräfte.
- Die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 1 bis 9 werden in vier jahrgangsübergreifenden Klassen unterrichtet. Nach der 9. Klasse ist es ihnen möglich, an eine andere Schule zu wechseln, um dort den Hauptschulabschluss zu erreichen.