Nicht nur Ortsfremde lockte die neue Themenführung der Stadt zur Meßkircher Fasnet an, sondern auch viele Meßkircher tauchten tiefer in diese spannende Geschichte ein. Die Stadtführung wurde speziell entwickelt, da oft Narrenvereine den Campus Galli und die Stadt besuchen und bei den Stadtführungen auch das Zunfthaus der Katzenzunft gezeigt wird, erläuterte Stadtführer Peter Lotzer.

Schon die Grafen feierten

Im Schlossinnenhof startete die rund 1,5-stündige Führung. „Da fängt die Meßkircher Fasnet an“, wies Peter Lotzer auf ein Fenster im oberen Stock des Schlosses. Dort beginnt mit dem Letzkopfsamstag alljährlich am Samstag nach Dreikönig die Meßkircher Fasnet. Die Figur Petter Letzkopf basiert auf den Aufzeichnungen der Zimmerschen Chronik, in der auch Geschichten und Schwänke aus dem Leben der einfachen Leute aufgeschrieben wurden. Sie ist ein einzigartiges Werk, das im Landesmuseum Stuttgart aufbewahrt wird. Am Hofe selbst haben die Grafen zünftig Fasnet gefeiert, wie aus der Chronik hervorgeht. Es wurde beispielsweise mit Eggen in der Donau gefischt. 1354 wurde das Recht zugesprochen, Fasnachtsküchle zu backen.

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So schää isch es näne

„Letz bedeutet übersetzt verkehrt im Kopf“, berichtete der Stadtführer, der selbst in der Zunft zur Gilde der Vumässer gehört. Der „Hofnarr“ Petter Letzkopf war am Hof wohnhaft, trug seine Schuhe gerne am Gürtel und foppte die am Hof Lebenden gerne. So steckte er unter anderem kleine Hölzlein in die Türschlösser, die dann aufgebrochen werden mussten. Deshalb wird am Letzkopfsamstag auch die Türe aufgebohrt, damit der Letzkopf, der das ganze Jahr über in Gesellschaft der Fledermäuse im Schloss lebt, befreit werden kann. Mit der Stadtkapelle, Kindern mit Lampions zieht der Narrenzug dann zum Saumarkt, wo das kleine „Kätzle“ aus dem Sack gelassen wird und später in der Zunftversammlung das neue Fasnetsmotto verkündet wird. Lotzer erläuterte, woher der legendäre Letzkopf-Ausspruch „So schää wie z‘Meßkirch isch es näne“ herrührt.

Sogar die Fasnetsfigur Petter Letzkopf (rechts Patrick Hanser) gesellt sich bei der Führung über die Meßkircher Fasnet zur Gruppe von ...
Sogar die Fasnetsfigur Petter Letzkopf (rechts Patrick Hanser) gesellt sich bei der Führung über die Meßkircher Fasnet zur Gruppe von Stadtführer Peter Lotzer(links). | Bild: Sandra Häusler

Letzkopf gesellt sich zur Gruppe

Und dann trat tatsächlich Petter Letzkopf aus der Schlosstür und begleitete die Gruppe bei ihrer Führung. Die Fasnacht sei kein heidnischer Brauch, unterstrich Peter Lotzer ausdrücklich, sondern sei eindeutig im christlichen Jahreslauf verankert. Vor der Fastenzeit diente sie dazu, die Vorräte aufzubrauchen.

Von Würsten und Wecken

Vom Schlossinnenhof ging es zum Marktbrückle, das am Schmotzigen Dunnstig Schauplatz des Höhepunkts der Meßkircher Fasnacht ist. Nach der Schülerbefreiung und Entmachtung des Bürgermeisters werfen die Zunftoberen beim Wurstschnappen Würste und Wecken vom Balkon, die begeistert von den jungen Narren aufgefangen werden. Beim Hoorig-Schreien ziehen die Kinder und auch Erwachsene durch die Geschäfte in der Innenstadt. Sie werden mit Gutsle belohnt, die Erwachsenen freuen sich über Likörchen.

Am Schmotzige Dunnschtig wird das Marktbrückle zum Schauplatz der Meßkircher Fasnet.
Am Schmotzige Dunnschtig wird das Marktbrückle zum Schauplatz der Meßkircher Fasnet. | Bild: Sandra Häusler

Freitags wird die Narrenmutter gesucht

Der Brauch des Narrenbaumstellens sei einer der alten Bräuche in Meßkirch, so Peter Lotzer. Früher sei am Marktbrückle extra eine Bühne aufgestellt worden, auf der ein Fasnetspiel aufgeführt wurde und begabte Fasnachter haben vom Balkon des Rathauses aus närrische Reden gehalten. Vor ein paar Jahren verlegte die Katzenzunft die alljährliche Narrenmuttersuche beim Hemdglonkerumzug auf den Fasnetsfreitag. In diesem Jahr müssten gar eine Narrenmutter und ein neuer Narrenvater gesucht werden, verriet Lotzer. Ihr Zunfthaus hat die Katzenzunft Meßkirch vor vielen Jahren gekauft, entkernt und liebevoll ausgebaut und gestaltet. Dort ging Peter Lotzer auf die verschiedenen Figuren der Meßkircher Fasnet und die Katzenzunft ein.

Katzenmarsch ein Ohrwurm

Für viele der 30 Teilnehmer dürfte neu gewesen sein, dass es früher in Meßkirch verschiedene Stadtteilfasneten gab. Um 1920 wurde die alte Fasnet wiederbelebt, zuvor feierte man Karneval. 1928 nahmen die Meßkircher an einem ersten Narrentreffen teil, woraufhin der Wunsch entstand, eigene Figuren zu schaffen.

Durch das Drehen der Kurbel an der kleinen Spieluhr lässt Teilnehmer Ulrich Lipp den Katzenmarsch erklingen.
Durch das Drehen der Kurbel an der kleinen Spieluhr lässt Teilnehmer Ulrich Lipp den Katzenmarsch erklingen. | Bild: Sandra Häusler

Robert Kuner und Anton Vogler schufen 1938 das Katzenhäs. Warum die Meßkircher auf die Katz´ gekommen sind und sich bereits ab 1885 „Narrenverein Katzenkopf“ nannten, sei heute ein Rätsel. Mit der Drehkurbel setzte Teilnehmer Ulrich Lipp an einer Spieluhr den Katzenmarsch in Gang, ein Ohrwurm, der in der Fasnet hunderte Male gespielt wird. Als bedeutenden Künstler hob Peter Lotzer den Heimatdichter Charly Sauter hervor, der den Text des Katzenmarsches und viele närrische Reime gedichtet hat. Winfried Herrmann habe die Meßkircher Fasnet in Holzschnitten festgehalten und der Maler Lothar Rohrer die Fastnacht dokumentiert.

Am Ende hängt der Rüssel

Der unterhaltsame und informative Spaziergang setzte sich durch die mit Fasnetsbändeln und Laternen geschmückten Straßen zum Saumarkt fort, wo am Fasnetsdienstag mit dem Fasnetverbrennen die Fasnet endet und die Narren „de Rüssel hange lond“, weil die Fasnet vorbei ist, wie Lotzer in einem überlieferten Reim vortrug.