Chic würfeln, Billard oder Darts spielen, Leute treffen, Bierchen oder U-Boot trinken und überbackene Seele essen, im Holzwurm gehört das schon bald der Vergangenheit an und in Meßkirch wird es eine Kneipe weniger geben. „Mellis Holzwurm“ hat am 12. April bei der Veranstaltung „Meßkirch tanzt“ ein letztes Mal geöffnet. Am 11. und 12. April ist folglich „leer trinken“ angesagt, berichtet Wirtin Melanie Roth. Die Gerüchteküche brodelte immer mal wieder, so dass Roth im Dezember 2024 auf Facebook mitteilte: „Ja, der Holzwurm und das ganze Gebäude stehen zum Verkauf. Nein, ich bin nicht pleite.“ Nun hat die 46-Jährige das Gebäude in der Conradin-Kreutzer-Straße gegenüber der Schule verkauft.
Kaum Schließtage
Roth hat dann 12,5 Jahre im Holzwurm hinter der Theke gestanden und an den Tischen bedient. Stressig, aber schön sei die Zeit gewesen. Freundschaften hätten sich entwickelt. „Ich bin ein bisschen müde und habe nicht mehr die Nerven wie früher.“ Urlaub? Gab es so gut wie nie. „Der Holzwurm war in den vergangenen Jahren vielleicht an drei Tagen wegen Krankheit geschlossen. Und an ein, zwei Wochenenden im Jahr sind wir mit meinem Sohn weggefahren.“ Es war geplant, dass der Sohn einmal die Kneipe in Meßkirch übernimmt. Mittlerweile ist er 25, lebt als Restaurantleiter in Konstanz. „Seine Welt sind die Weine, er träumt von einem Weinlokal und dafür ist der Holzwurm nicht geeignet.“
Vom Deutschen Haus zum Holzwurm
Wie hat es Melanie Roth, eine gebürtige Allgäuerin aus Buchloe, und ihren Lebensgefährten Klaus Baumann überhaupt nach Meßkirch verschlagen? Klaus Baumann hatte in Pfullendorf das „Deutsche Haus“ gepachtet. Als sich abzeichnete, dass er den Pachtvertrag für die Pfullendorfer Kult-Kneipe nicht würde verlängern können, hielten er und Melanie Roth nach einer Alternative Ausschau. Das „Deutsche Haus“ machte 2007/08 dicht und eine Spielhalle zog ein.
Eröffnung im Juli 2012
„Wir haben lange nach einem Objekt gesucht, das vom Stil her mit dem Deutschen Haus vergleichbar war. Mein Sohn war damals noch klein und uns war es wichtig, Arbeiten und Wohnen unter einem Dach zu haben, so dass ich immer da sein konnte“, erzählt die gelernte Konditorin. In Meßkirch wurde das Paar schließlich fündig und übernahm von Wolfgang Kahle den Holzwurm. „Der Holzwurm war gerade mal eine Woche geschlossen. Am 7. Juli 2012 haben wir eröffnet.“ Den Namen der Wirtschaft änderten die beiden nicht. Auch die urige Einrichtung blieb im Wesentlichen beim Alten. Das neue Konzept: weniger Speiselokal, mehr Live-Konzerte. „Weil wir eine Raucherkneipe sind, ist das mit den Speisen auch streng geregelt“, erklärt Roth. „Wurstsalat darf im Gastraum gegessen werden, aber warme Speisen wie Chicken Wings darf ich ausschließlich im Nebenzimmer servieren.“ Standen Special-Events wie Spanferkelgrillen, Fastnachtsküchle oder Sauschwänzle-Essen an, galt generelles Rauchverbot.

Alleine gemeistert
Klaus Baumann starb 2014. Und plötzlich war Melanie Roth mit dem Pub auf sich gestellt. Stimmen wurden laut, dass sie es keine drei Monate schaffen würde, den Holzwurm alleine zu schmeißen. Doch so zart Roth wirkt, so kämpferisch ist sie. „Ich wollte es allen zeigen, die an mir gezweifelt haben.“ Die Lockdowns während Corona und die Zeit danach mit Kontaktformularen, Abstandsgebot und Plexiglas-Trennwänden sei besonders hart gewesen. „Es hat sich kaum rentiert, die Kneipe zu öffnen. Corona hat viel kaputt gemacht.“
Bei Cliquen beliebt
Das Leben als Kneipenwirtin ist ein kräftezehrender Knochenjob, schon allein wegen der Öffnungszeiten. Geöffnet hatte der Holzwurm in den Anfangszeiten an sieben Tagen in der Woche – sonntags bis donnerstags von 17 bis 1 Uhr, freitags und samstags von 17 bis 3 Uhr. Seit geraumer Zeit hat der Holzwurm nur noch freitags und samstags geöffnet sowie zu besonderen Anlässen wie Fasnacht oder Krämermarkt. „Zwischen Heiligabend und Silvester hatte ich täglich offen, da war der Holzwurm vor allem ein Treffpunkt für ehemalige Schüler, die zum Studieren aus Meßkirch weggezogen sind.“ Einzelgäste zog es eher weniger in die Kneipe, dafür große Cliquen.
Bis zum 1. Mai muss Melanie Roth ausgezogen sein. „Die Nutzungspläne des neuen Besitzers kenne ich nicht, aber er will das Haus erhalten.“ Melanie Roth, die neben ihrer Tätigkeit als Wirtin noch in einem Obsthof in Stockach arbeitet, verlässt Meßkirch. Sie wird in den Schwarzwald ziehen.