Wegen Untreue und Beihilfe zur Untreue führt das Schöffengericht unter Vorsitz von Richterin Kristina Selig einen Strafprozess gegen drei Männer und eine Frau. Sie sollen sich laut Anklage der Staatsanwältin Andrea Keller bandenmäßig an einer Meßkircher Firma des Metallhandwerks persönlich bereichert haben. Mangels Liquidität ging das Unternehmen Ende 2017 in Insolvenz. Der Schaden durch die vier Angeklagten beläuft sich nach Untersuchungsergebnissen der Steuerfahndung auf etwa 300 000 Euro.

Prokurist missbraucht Vertrauen

Hauptangeklagter ist ein 51-Jähriger, der über 30 Jahre lang in der Firma tätig war und der während der Gerichtsverhandlung immer wieder den hochemotional Aufgerührten vorspiegelte. Ab 2016 fungierte er als technischer Prokurist in der Firma. Ihm oblag die selbstständige Anleitung einer kleinen Crew im Mobilfunksektor und er war in Alleinregie für die Aussortierung von anfallendem Metallschrott und deren Verkauf an die drei ebenfalls Angeklagten mit ihm eng vertrauten Händler zuständig. Nach eigener Aussage hätte er dafür zwischen 50 und 100 Euro in bar erhalten. Die veräußerte Schrottware sei stets bei Rundgängen mit dem Geschäftsführer abgestimmt gewesen, Firmenvermögen habe er nicht geschädigt.

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Geschäftsführer vertraute Mitarbeiter blind

Der 64-jährige Geschäftsführer sagte jedoch im Zeugenstand aus, dass er ihn nur anfänglich begleitete, dessen Tun im guten Glauben kaum kontrolliert habe, zu große Stücke habe er auf seinen Mitarbeiter gehalten. „Das Mobilfunkgeschäft hat sich anfänglich als hochprofitabel erwiesen“, erklärte der heutige Pensionär im mit 21 Personen restlos überfüllten Gerichtssaal. Im schleichenden Prozess sei dieses Geschäft aber dramatisch in die Verlustzone geraten. Wegen eines diesbezüglichen Zwists habe er sich von seinem Mitarbeiter per Aufhebungsvertrag getrennt und ihn über einen gemeinsamen Anwalt auch noch wohlwollend abgefunden.

Steuerfahndung entdeckt Veruntreuung

Erst die Steuerfahndung im eigenen Haus und sein Einblick in Rechnungen der Schrotthändler hätten ihm die Augen geöffnet. Weitere Aufschlüsse lieferten ihm seine anderen Mitarbeiter, bei denen erst alle Dämme brachen, nachdem dem Prokuristen gekündigt worden war. Zudem hatte der Firmenchef ein Regal mit sündhaft teuer angeschafftem Sonderstahl eigenhändig fotografiert – das Material sei urplötzlich verschwunden gewesen.

Ehepaar gesteht Tatvorwurf

Unter den mit Altmetall handelnden befindet sich ein Ehepaar aus einer kleinen Kreisgemeinde. Beide verstanden sich nur als Zwischenhändler. Sie hätten beide, so ein 57-jähriger Polizeibeamter, bei einer Hausdurchsuchung den Tatvorwurf eingestanden.

Fingierte Rechnungen ausgestellt

Die Frau stellte, wie vor Gericht ein Kriminalhauptkommissar aus Friedrichshafen bestätigte, im Auftrag des Prokuristen und in Unkenntnis der Warenlieferungen 23 fingierte Rechnungen aus, zehn davon waren von ihrem Mann unterzeichnet. Dafür durften sie Provisionen zwischen 1500 und 2000 Euro einstreichen, 90 Prozent der abgehobenen Summe seien jeweils in bar direkt dem Prokuristen übergeben worden.

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Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt

Der Prokurist fand bei einem 78-jährigen Unternehmer aus dem Kreis Pforzheim auf 450-Euro-Basis eine weitere Beschäftigung. Dieser war zugleich als hauptsächlicher Nutznießer in diese dunklen Geschäfte involviert, indem er das Altmetall oftmals unter dem Einkaufspreis zur Wiederverwertung in enger Verbandelung mit und von den drei anderen Angeklagten erwarb. Vorwürfe eines absichtlichen Betrugs stellte er jedoch energisch in Abrede.
Fortgesetzt wird der Prozess mit weiteren Zeugen am kommenden Donnerstag, 24. Februar, um 10 Uhr.