Nachdem die öffentliche Premiere der Fahrradaktion im September 2020 coronabedingt abgesagt werden musste, konnten die Veranstalter den zweiten Start als vollen Erfolg verbuchen. Hintergrund war die Idee, in einer Art „Hilfe zur Selbsthilfe“ den radelnden Anteil der Bevölkerung zu animieren, ihren Drahtesel, der vielleicht schon längere Zeit unbenutzt in der Garage oder im Keller sein Dasein fristet, unter fachlicher Aufsicht von ehrenamtlichen Helfern wieder herzurichten, um so dem Zweirad ein Frischekick zu verleihen. Aber auch dem dazugehörenden Zweibeiner soll wieder Lust auf eine Art der Fortbewegung gemacht werden, die gesund, umweltschonend, klimaneutral und nicht zuletzt in Bezug auf die aufzuwendende Energie kostenlos ist. Ein zweites großes Motiv waren die vielen Fundräder, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten und deren Besitzer sich nie gemeldet hatten. Interessierte Bürger und Bürgerinnen ist mit dieser Aktion die Möglichkeit geboten worden, sich ein Fahrrad auszusuchen und es eigenhändig wieder flott zu machen.

Drei versierte Helfer

Die Helfer (von links) Sebastian König, Andreas Mielke und Wolfgang Malkow. Sie standen den „Radsuchenden“ mit Rat und Tat ...
Die Helfer (von links) Sebastian König, Andreas Mielke und Wolfgang Malkow. Sie standen den „Radsuchenden“ mit Rat und Tat zur Seite. Rechts Michaela Schmidt von der Stadt Meßkirch. | Bild: Picasa

Fachlich versierte freiwillige Helfer wie Sebastian König, Andreas Mielke und Wolfgang Malkow standen am Dienstag am Städtischen Bauhof den „Rad-Suchenden“ mit Rat und Tat zur Seite. Michaela Schmidt, die Sachgebietsleiterin der Stadt Meßkirch in Sachen Stadt und Umwelt, freute sich über den Erfolg der „Fahrradwerkstatt“, die in Zusammenarbeit mit dem Bauhof, des Referats Stadt und Umwelt sowie des Sekretariats für Öffentlichkeitsarbeit zustande kam. „Natürlich mit fachliche Unterstützung von Herrn König und Herrn Mielke, die schon seit der ersten Stunde bei der Aktion dabei sind“, lobte Michaela Schmidt die Helfer.

In zwei Stunden sechs Räder gerichtet

In den zwei Stunden der offenen Fahrradwerkstatt kamen acht interessierte Personen, sechs Fahrräder wurden hergerichtet, wovon fünf davon Fundräder waren. Die Reparatur eines weiteren Rades konnte aus Zeitmangel nicht mehr fertiggestellt werden, was aber dann am Dienstag, 19. April bei der Folgeaktion nachgeholt werden soll.

Beim Neustart der Fahrradwerkstatt im Bauhof war richtig was los. Links Sebastian König, ehrenamtlicher Helfer bei der Radreparatur.
Beim Neustart der Fahrradwerkstatt im Bauhof war richtig was los. Links Sebastian König, ehrenamtlicher Helfer bei der Radreparatur. | Bild: Susanne Grimm

„Bei einer Frau, die gerne ihre französischen Ventile getauscht haben wollte, da das Aufpumpen mit der Pumpe nicht funktionierte wurde festgestellt, dass die Ventile in Ordnung waren, aber ihre Pumpe defekt gewesen ist. Nach frisch aufgepumpten Reifen radelte sie wieder davon“, berichtete Schmidt.

Zehnjähriger Ukrainer spielt aus Dank ein Ständchen

Die Flüchtlinge Denys und Anzhela Rekhta helfen mit, ihr neues Fahrrad herzurichten.
Die Flüchtlinge Denys und Anzhela Rekhta helfen mit, ihr neues Fahrrad herzurichten. | Bild: Susanne Grimm

Alle seien zufrieden gewesen, meinte sie, aber besonders rührend war die Dankbarkeit des zehnjährigen Denys Rekhta, eines Flüchtlingskindes aus der Ukraine, der erst ganz frisch mit seiner Familie aus dem Kriegsgebiet nach Meßkirch gekommen war. „Nach Beendigung der Aktion hat der Junge den Helfern und den noch Anwesenden ein Ständchen auf seiner Geige gespielt“. Mit seinen Eltern und zwei weiteren weiblichen Verwandten hat der Bub in Meßkirch eine neue Bleibe gefunden und kann mit seinem Rad nun die Stadt erkunden. Freudig haben er und seine Familie Hand mit angelegt, um die verwaisten Drahtesel wieder fahrbereit zu machen und sie dann voller Stolz in ihren Besitz zu nehmen. Der Junge und seine Mutter haben es sich nicht nehmen lassen, ein paar Proberunden auf dem Parkplatz vor der Festhalle zu drehen. Mit erhobenen Daumen signalisierte Anzhela Rekhta nach erfolgreicher Probefahrt, dass sie und das Zweirad zusammenbleiben wollen.

Daumen hoch von Anzhela Rekhta. Die Ukrainerin freut sich über ihr neues Gebrauchtes und dreht eine Runde.
Daumen hoch von Anzhela Rekhta. Die Ukrainerin freut sich über ihr neues Gebrauchtes und dreht eine Runde. | Bild: Susanne Grimm

Werner Ott aus Meßkirch nutzte die Gelegenheit, sein Gefährt, das nach seiner Aussage schon lange im Keller stand, mit Hilfe des fachlichen Rats von Andreas Mielke zu inspizieren und es, wo nötig, wieder auf Vordermann zu bringen. „Manchmal“, weiß Michaela Schmidt, „ist es nur eine Kleinigkeit, die gerichtet werden muss“.

Helfer Andreas Mielke (links) begutachtet das Fahrrad von Werner Ott.
Helfer Andreas Mielke (links) begutachtet das Fahrrad von Werner Ott. | Bild: Susanne Grimm

Mit dem Radladen „Sattelfest“ in Engelswies hat die ehrenamtliche Fahrradwerkstatt einen echten Profi im Hintergrund: „Wenn wir an unsere Grenzen kommen, hat der ‚Sattelfest‘-Besitzer, Dietmar Roßdeutscher, seine Hilfe angeboten“, so Schmidt. „Dafür sind wir sehr dankbar!“

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