Das Haus am Stachus, die bislang größte Investition des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), wächst nahe der Meßkircher Innenstadt zusehends in die Höhe. Gerd Will, Geschäftsführer des Kreisverbandes und Baubegleiter, stellte zusammen mit seiner Stellvertreterin, Evelin Huber, während der jüngsten Sitzung des Meßkircher Gemeinderats das „Leuchtturmprojekt“ und die darin vorgesehenen verschiedenen Wohnformen vor. Eine besondere ist dabei eine Wohngemeinschaft für jüngere Menschen. „Wir sind gut im Zeitplan“, sagte Gerd Will vor dem Gemeinderat. Er stellte in Aussicht, dass die Wohnungen im Frühjahr 2025 bezugsfertig sind. Finanziell gefördert wird das Projekt aus Mitteln des baden-württembergischen Sozialministeriums und der Fernsehlotterie.

Die Visualisierung des Architekturbüros Mauch Offner zum Bauvorhaben des Roten Kreuzes am Meßkircher Stachus.
Die Visualisierung des Architekturbüros Mauch Offner zum Bauvorhaben des Roten Kreuzes am Meßkircher Stachus. | Bild: Architekturbüro Mauch Offner

Der dritte Stock des Hauses am Stachus steht unter dem Oberbegriff „Service Wohnen“ und richtet sich hauptsächlich an ältere Menschen, die noch relativ rüstig sind, sich aber bezüglich ihrer Wohnsituation umorientieren und für eine potenzielle Pflegebedürftigkeit vorsorgen möchten. Idealerweise können sie ihren Haushalt noch selbstständig führen. Vermietet werden in dieser Etage vier barrierefreie Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Küche, Bad und Balkon zwischen 67 und 98 Quadratmeter. Der Vorteil ist nach Auffassung Wills, dass rüstige Menschen im dritten Obergeschoss autark und doch in einer Gemeinschaft leben können. Eine minimale Grundabsicherung, wie beispielsweise Haus- oder Mobilruf wird angeboten. „Bei Bedarf können Zusatzleistungen wie Unterstützung im Haushalt dazu gebucht werden“, so Will.

Eine Etage für junge Menschen

Mit dem Haus am Stachus soll sich die heimatnahe Versorgung und Pflege auch für jüngere Menschen verbessern. Dies geschieht im zweiten Stock mit der „Wohngemeinschaft Junge Pflege“, wobei sich das Angebot auf die Lebensphase von 20 bis 60 Jahren erstreckt. Angesprochen sind Menschen, die durch einen Unfall oder eine Erkrankung aus ihrem normalen Alltag gerissen werden und infolgedessen pflegebedürftig sind und häuslich nicht ausreichend betreut werden können. „Für jüngere Menschen mit Handicap oder Beeinträchtigungen gibt es im Landkreis kaum geeignete Wohnformen, wir erweitern das Angebot“, sagte Will. Vermietet werden 480 Quadratmeter barrierefreier Wohnraum mit acht
Bewohnerzimmern, vier Gemeinschaftsbädern sowie einem Wohn-, Ess- und Kochbereich als Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens. Vollpension gibt es nicht. „Wir wollen das selbstständige Leben fördern. Selbstbestimmung hat in dieser WG einen hohen Stellenwert“, machte Evelin Huber deutlich. DRK-Betreuungskräfte gestalten den Alltag zusammen mit den Bewohnern. Auch Angehörige sollen mitwirken. Pflegerische und sonstige Leistungen können individuell oder als Gruppe gebucht werden, sei es Körperpflege, Medikamentengabe oder Ähnliches. Hierfür kommen dann externe Pflegedienste ins Haus. Für Bewohner ab 60 Jahren mit Unterstützungs- und Pflegebedarf wird in einer weiteren Etage eine Senioren-WG eingerichtet. Auch hier sind acht Zimmer und vier Gemeinschaftsbäder vorgesehen.

Interessierte Fragen der Gemeinderäte

Von dem Angebot, Fragen an Will und Huber zu stellen, machte das Gremium regen Gebrauch. So wurde gefragt, wer darüber entscheidet, ob ein Bewohner, dessen gesundheitlicher Zustand sich verschlechtert, in eine andere Einrichtung verlegt werden muss. „Meine Erfahrung aus anderen Wohngemeinschaften ist, dass wir die Bewohner oftmals bis zum Tod begleiten“, sagte Huber. „Mit den Angehörigen müssen wir in dem Fall regeln, dass regelmäßig Fachkräfte präsent sind.“ Der Außenbereich interessierte ebenso. Üppig bemessen ist dieser nicht. Direkt am Haus gibt es in Richtung Kreisel lediglich eine kleine, spitz zulaufende Grünfläche. Hinzu kommt ein größerer Balkon, auf dem es auch Hochbeete geben soll. „Ansonsten dürften die Bewohner so mobil sein, dass sie selbstständig oder mit Hilfe sicher über die Straße kommen, um beispielsweise ein Café zu besuchen“, so Will. Joachim Bach (Freie Wähler) wollte wissen, ob bei der Wohnungsvergabe eine Rolle spiele, ob der Bewerber aus dem Landkreis Sigmaringen kommt. Dazu Will: „Unser Konzept ist offen gestaltet. Wir hoffen auf Anfragen aus der Stadt Meßkirch und dem Umland, das kann dann auch kreisübergreifend sein.“

Auf dem ehemals städtischen Grundstück hinter der Bahnlinie am Kreisverkehr hatten im September 2023 mit dem symbolischen ersten Spatzenstich die Bauarbeiten begonnen. Erste Planungsskizzen für die Bebauung hatte das DRK bereits 2019 vorgelegt.