Der Schlosserlebnistag am Sonntag konnte leider nicht halten, was der interessante Titel versprach. Das lag aber nicht an den Menschen, die die Führungen zum Thema „Frauen am Hofe“ verantworteten und auch nicht am Personal in der Kreisgalerie, im Heidegger-Museum im Meßkircher Schloss und im Oldtimermuseum. Vielmehr fehlten die Besucher, die offenbar vom zu guten Wetter und zudem von den nach wie vor gültigen Corona-Auflagen abgehalten wurden.
So mussten die eingesetzten Museumsführerinnen zunächst Listen der Teilnehmer führen, die Berechtigungen gemäß der „3-G-Regeln“ überprüfen, also kontrollieren, ob die Gäste geimpft, genesen oder getestet sind und auch auf die Einhaltung der Maskenpflicht achten. Diese Voraussetzungen waren aber gegeben, weil die, die zur Führung kamen, um die Notwendigkeit wussten, um überhaupt mal wieder einen Happen Kultur genießen zu können. Andrea Braun-Henle, die die erste Gruppe von Mittag führte, sagte zum Einstieg: „Ich begrüße sie zur allerersten Führung seit Menschengedenken“. Ganz so schlimm war es dann doch nicht, aber tatsächlich durften seit Oktober des Vorjahres keine Museumsführungen mehr stattfinden. Das muss sich für engagierte Führerinnen wie für interessierte Besucher tatsächlich wie Ewigkeiten angefühlt haben.

Glücklicherweise hat man sich in Meßkirch in diesem Jahr entschlossen, am landesweit organisierten Schlosserlebnistag teilzunehmen. So kam man in den Genuss etwas über ein Thema zu erfahren, das bisher im badischen Geniewinkel ebenso wenig eine Rolle gespielt hatte, wie in anderen Schlössern und Museen Baden-Württembergs. Die Frauen am Hofe fanden auch hier nur insofern statt, als dass sie die Ehefrauen der jeweiligen männlichen Herrscher waren – und im besten Fall die Mütter des männlichen Nachwuchses. Aber wer sucht, der findet in den Aufzeichnungen durchaus auch interessante Details. Trotz der ihnen in erster Linie zugedachten Aufgaben, fanden gerade auch die Frauen, die vor einigen Jahrhunderten im Meßkircher Schloss lebten, ihre Freiräume sowie Mittel und Wege sich selbst zu verwirklichen – und eigene Spuren zu hinterlassen.
Interessante Geschichten adeliger Frauen
„Von einfachen Frauen der damaligen Zeit wissen wir wenig“, sagt Andrea Braun-Henle. Drei adelige Frauen und ihr Tun, die am Hof von Meßkirch wirkten oder aus ihm hervorgingen, wurden jedoch bei der Führung ausführlich beleuchtet. Apollonia von Henneberg(1496/97 bis 1548), aus einem kunstsinnigen, thüringischen Adelsgeschlecht, gewinnt zusammen mit ihrem Mann Gottfried Werner von Zimmern, einen Maler für die Ausstattung der Lorettokirche, dessen Namen wir bis heute nicht kennen, dessen Werk aber für immer mit diesem Auftrag verbunden bleiben wird: den sogenannten Meister von Meßkirch. Leider war die Ehe am Ende zerrüttet, weil der männliche Erbe fehlte.
Über Gottfried Wernes Schwester Katharina von Zimmern (1478 bis 1547), schrieb Froben Christoph in der Chronik: „Frauen tragen zwar lange Röcke, haben aber einen kurzen Verstand.“ Jedoch auch diese Frau, die letzte Fürstäbtissin des Fraumünsters, hinterließ Spuren. Sie rettete durch diplomatisches Geschick gar die Stadt Zürich in den Verwerfungen der Reformationszeit vor der Zerstörung und dafür wurde ihr in der Schweiz ein Denkmal errichtet. Die aus Spanien stammende Maria Theresia zu Fürstenberg-Meßkirch (1639 bis 1705) schließlich, war sicherlich die einflussreichste unter den Frauen aus den Meßkircher Adelshäusern. Nach dem Tod ihres Mannes 1671 war sie zusammen mit ihrem Schwager Froben Maria in der Leitung der Grafschaft Meßkirch tätig, nach dessen Tod 1685 ging die Verwaltung, die sie faktisch eh schon innehatte, auch formal in ihre Hände über. Sie ist die Letzte, die in der Herrschaftsgruft unter der Stadtkirche St. Martin begraben wurde.

Die Führung am Morgen war nach rund einer Stunde vorüber. Rund zehn Personen nahmen daran teil, wie auch nach dem Mittag an der Führung mit Theresia Löchel-Gittel. Noch schlechter erging es den Aufsichten in der Kreisgalerie, dem Heidegger-Museum und dem Oldtimermuseum. Nur ab und zu blieb nach den Führungen noch jemand länger, um sich dort umzuschauen. Es fanden sich auch sonst nur wenige, die die neue Ausstellung „Künstler-Nachbarschaften II Ferdinand Joesten und Peter Weydemann“ lockte.