In allen Meßkircher Schulen sind Lehrer damit befasst, ihre digitale Ausrüstung zu checken und darüber zu diskutieren, welche technische Entwicklung dringend notwendig ist, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Der Anlass zu diesem Schritt bildet der Digitalpakt des Bundes, der den Schulen finanzielle Unterstützung zusichert. Die Förderung bezieht sich sowohl auf die technische Infrastruktur in den Gebäuden, die Ausstattung mit Geräten, als auch auf die Software-Programme. Eine gleichberechtigte Rolle bei den Medien-Diskussionen spielt dabei der pädagogische Aspekt.
Bevor jedoch das Geld des Bundes fließen kann, muss jede Schule einen Medienentwicklungsplan erstellen, welchen wiederum das Landesmedienzentrum zu genehmigen hat. Bei der Erstellung der Medienentwicklungspläne an den Schulen wirkt auch der Schulträger, die Stadt Meßkirch, intensiv mit.
Kosten für die Stadt trotz Gelder vom Bund
Letztendlich werden auf die Stadt trotz Gelder vom Bund Kosten zukommen, da die finanzielle Förderung den Bedarf nicht decken wird. Grob überschlagen stehen für neue Computer 70 000 Euro für die Realschule und 100 000 Euro für das Gymnasium im Raum, ohne dass dabei Tablets, Visualizer und fachspezifische Software mitgerechnet wäre. Dazu kommen die Ausgaben für die Grund- und Werkrealschule sowie für die Goldösch-Schule.

„Zuerst erfolgt in jeder Schule die Vorklärung, wer welche Medien anwendet, und wer an der Schule zuständig ist“, erläutert Annemarie Diener, Konrektorin der Grafen-von-Zimmern-Realschule, die erste Stufe.
Darauf schloss sich eine Beratung durch das Landesmedienzentrum an sowie Informationen zu geeigneter Hard- und Software sowie zu technischen Notwendigkeiten. Eine weitere Stufe stelle die Analyse des Ist-Zustands dar, um dann unter technischen und pädagogischen Aspekten die Ziele zu formulieren. So fasst die Konrektorin das Prozedere, das aus mehreren Phasen besteht, zusammen.
Jedes Klassenzimmer hat ein Active Board
Im Martin-Heidegger-Gymnasium sowie in der Realschule gehören die neuen Medien bereits zu der täglichen Routine, da jedes Klassenzimmer mit einem Active Board, einer digitalen Tafel, ausgerüstet ist, berichten Annemarie Diener und Tobias Andelfinger, Leiter des Gymnasiums. Die beiden weiterführenden Schulen beschlossen, bei der Wahl der neuen Rechner und System zusammenzuarbeiten, um den Aufwand und die spätere Pflege der Netzwerke möglichst gering zu halten.
Rechner am Gymnasium sind total veraltet
Trotzdem werden die Anschaffungen eine größere Summe verschlingen. „Unsere Rechner sind total veraltet“, erklärt Annemarie Diener. Der Server stamme aus dem Jahr 2003 und auf den einzelnen Rechnern laufe noch das Programm Windows 7. Die Umstellung auf Windows 10 sei mit diesen Rechnern wegen der geringen Kapazität nicht zu leisten. Die digitale Aufrüstung fange schon bei ganz kleinen Dingen an. „Wir müssen zuerst überprüfen, ob die Anzahl der Steckdosen reicht“, beschreibt sie. Als die Schule vor etwa 20 Jahren renoviert wurde, habe man diesen Bedarf noch nicht voraussehen können.
Mit modernen Geräten Schüler auf Beruf vorbereiten
Ähnlich der Realschule sind auch das historische Grundschulgebäude sowie der Anbau für die Werkrealschule nicht mit der notwendigen technischen Infrastruktur ausgestattet, um sie digital auszubauen. „Wir haben zwei PC-Räume für beide Schularten“, berichtet Lehrer Dirk Blum, der sich um den Medienentwicklungsplan für die Conradin-Kreutzer-Schule kümmert. Neben weiteren PCs im Lehrerzimmer, dem Rektorat sowie dem Sekretariat gebe es drei Medien-Mobile, auf denen sich ein Laptop, ein Beamer und eine Dokumentenkamera befinden. Mit solchen Medien-Mobilen arbeiten derzeit auch die anderen Meßkircher Schulen. In der Grundschule sei die Digitalisierung noch nicht so dringend, für die Schüler der Werkrealschule hingegen sei das Arbeiten an modernen Geräten wichtig, um sie gut auf den Beruf vorzubereiten. „Wir fangen bei der Vernetzung jedoch bei null an“, erklärt der Lehrer für Mathematik und Physik. In den Gebäuden sei nichts verkabelt, deshalb gehe es erst einmal um die Infrastruktur.
Komplette Schulhäuser mit WLAN ausstatten
Wie alle Schulen in Meßkirch strebt das Martin-Heidegger an, das komplette Schulhaus mit WLAN auszustatten. Alle Lehrkräfte mit einem Tablet verfügen dann über die Möglichkeit, stets Zugriff auf alle ihre Unterrichtsmaterialien zu haben. Bilder, Auswertungen, Grafiken und ähnliches werden mit wenigen Klicks jederzeit abrufbar und lassen sich auch auf der elektronischen Tafel darstellen. „Der Stand unserer Technik ist ansonsten relativ gut“, bestätigt Schulleiter Tobias Andelfinger.
Schreiben mit der Hand bleibt wichtig
Eine Ausstattung aller Schüler mit Tablets brauche es nicht unbedingt. „Wir halten das Schreiben mit der Hand für eine wichtige klassische Kulturtechnik, welche die Motorik schult und die neuronale Entwicklung fördert“, betont er vor allem in Bezug auf die unteren Klassen. Allerdings könne der Unterricht mit Tablets individualisierter gestaltet werden. „Über die Lernprogramme lassen sich unterschiedliche Schwierigkeitsgrade einstellen, angepasst an das Können Einzelner“, erläutert Andelfinger. Aber Computer ersetzen niemals Lehrer, betont der Schulleiter.
Fest installierte Beamer für alle Klassenzimmer
„Wir sind gut aufgestellt“, berichtet Lehrerin Nadine Längle von der Goldösch-Schule. Die neuen PCs seien erst im Jahr 2017 angeschafft worden und auch das Medien-Mobil sei neu und hochwertig. „Wir wollen kein Riesenpaket vom Digitalpakt, denn unsere Schüler haben andere Grundbedürfnisse“, erklärt die Lehrerin. Die Schule wolle genau hinschauen, welchen Mehrwert die Digitalisierung ihren Schülern bieten könne. „Unsere Priorität besteht darin, die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen mit analogen Medien gut zu lernen“, erläutert Nadine Längle. Wünschenswert sei ein fest installierter Beamer in jedem Klassenzimmer, damit die Lehrkräfte ohne zeitaufwendige Absprachen und Umbauten, Wissen auf Knopfdruck liefern können. Darüber hinaus gehört die Einrichtung von Schülerarbeitsplätzen mit Laptops zu einem zentralen Punkt der Planung, um die Schüler zu verantwortungsbewussten und kompetenten Technik- und Mediennutzern auszubilden.
DigitalPakt
Mit dem DigitalPakt Schule wollen Bund und Länder für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen. Finanziert wird der DigitalPakt aus dem Digitalinfrastrukturfonds, einem sogenannten Sondervermögen, das Ende 2018 errichtet wurde. Der Bund stellt über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt fünf Milliarden Euro zur Verfügung, davon in dieser Legislaturperiode 3,5 Milliarden Euro. Aufgrund des Charakters der Bundesmittel als Finanzhilfen bringen die kommunalen und privaten Schulträger bzw. Länder zusätzlich einen finanziellen Eigenanteil ein. Zusammengenommen stehen dann insgesamt mindestens 5,55 Milliarden Euro bereit. Rein rechnerisch bedeutet dies für jede der ca. 40.000 Schulen in Deutschland im Durchschnitt einen Betrag von 137.000 Euro oder umgerechnet auf die derzeit ca. 11 Millionen Schülerinnen und Schüler eine Summe von 500 Euro pro Schüler.
Der Medienentwicklungsplan (MEP) ist eine Kooperation zwischen Schule und Schulträger, aus der ein pädagogisch-technisches Konzept für die Medienbildung entsteht. Das Ergebnis ist ein schuleigenes Medienbildungskonzept.
Schulen erhalten einen zentralen Rechner
Für die Digitalisierung der Meßkircher Schulen erwartet Bürgermeister Arne Zwick eine Förderung über den Digitalpakt von 480 000 Euro. „Die Stadt wird nochmals den gleichen Betrag beisteuern müssen“, erklärt er im Interview, da die voraussichtlichen Ausgaben bei etwa einer Million Euro liegen. Die Durchführung wird sich über drei bis vier Jahre erstrecken. Ob die ersten Arbeiten in den Sommerferien starten können, das sei noch unklar, so der Bürgermeister, da die Corona-Krise die Terminplanungen insgesamt durcheinanderwirble.
Zentraler Server kommt ins Schloss
Dieses Jahr soll jedoch bereits der zentrale Server im Schloss installiert werden, mit dem dann alle Meßkircher Schulen per Glasfaserkabel verbunden werden. Die Verbindung geschehe Schritt für Schritt. „Zuerst wird wohl die Realschule angeschlossen, da die dortigen Rechner am ältesten sind“, erläutert Zwick. Zukünftig nur noch ein System zu haben, erspare viel Arbeit. Darüber hinaus könnten sich die Schulen bei technischen Problemen besser untereinander austauschen.
Digitalisierung soll dynamischer Prozess sein
Der zentrale Rechner werde von der Stadt aus betreut. Ob hierzu ein neuer Mitarbeiter notwendig ist, das werde sich erst dann herausstellen, wenn abzusehen ist, wie groß der Betreuungsaufwand sein wird. „Ich bin froh, dass sich die Schulen intensiv mit der Digitalisierung befassen und aufgeschlossen darangehen“, betont der Bürgermeister, der sich mit den Schulleitern diesbezüglich zwei- bis dreimal getroffen habe. Die Kommunikation laufe gut und sorge dafür, dass eine sinnvolle Struktur geschaffen werde, welche über die vom Landesmedienzentrum geprüften Medienentwicklungspläne hohe Qualitätsmerkmale aufweist und zukunftsfähig ist. Es sei nicht das Ziel, dass alle Bemühungen mit der einmaligen Anschaffung enden, sondern dass die Digitalisierung ein dynamischer Prozess bleibe, der sich auf einer vernünftigen Grundlage weiterentwickeln könne.
Realisierung so schnell wie möglich
Die Ausstattung an den einzelnen Schulen werde sich an ihrem Bildungsplan und an den jeweiligen Bedürfnissen orientieren. „Wir sind bestrebt, die Digitalisierung so schnell wie möglich zu realisieren“, erklärt Arne Zwick. Man habe durch die Schulschließung deutlich merken können, wie wichtig es ist, dass den Lehrern digitale Möglichkeiten zur Verfügung stehen und diese auch genutzt werden. (imi)