So wie es sich in der 159./160. Hauptversammlung in der Stadthalle Meßkirch abzeichnete, steht der Turnverein 1862 Meßkirch e.V. vor dem Aus. Für die Neuwahlen der Vorstandsposten des Stellvertretenden Vorsitzenden, Kassenwart, Schriftwart und Chronist fanden sich keine Bewerber. Lediglich Vorsitzender Joachim Bach stellte sich erneut zur Wahl, wies aber in aller Deutlichkeit darauf hin, dass, sollten die anderen Vorstandsposten nicht besetzt werden können, der Verein nicht handlungsfähig sei und es deshalb in vier Wochen in einer außerordentlichen Hauptversammlung komme, in der auch er sein Amt als Vorsitzender niederlegen werde. Es werden dann zwei Liquidatoren vom Amtsgericht bestellt, die den Verein auflösen, schilderte er eindringlich die Folgen. Ohne einen Vorstand können auch die Abteilungen wie Bogenschützen, Handball, Badminton, Turnen und Tischtennis des Turnvereins nicht weiterbestehen.

„Wir können das nicht mehr aufhalten, irgendwann ist es nicht mehr machbar für uns.“
Martina Mülherr, stellvertretende Vorsitzende

Von den 833 Vereinsmitgliedern waren lediglich 33 Mitglieder zur Hauptversammlung erschienen. „Ein erschreckendes Bild“ konstatierte Bach beim Blick durch die Reihen, denn die Anwesenden, die gekommen waren waren, laut Bach, überwiegend Übungs-und Abteilungsleiter und Vereinsmitglieder die sich ohnehin schon sehr für den Verein engagieren und aufgrund ihrer Position keinen Vorstandsposten übernehmen dürfen. Der eindringliche Apell von Joachim Bach und seiner Stellvertreterin Martina Mülherr war deutlich. „Ich denke, wir stehen vor einem großen Umbruch“, unterstrich Martina Mülherr. Seit längerem ist der Posten des Kassierers unbesetzt. Sie selbst ist seit 30 Jahren in verschiedenen Positionen im Vorstand des mitgliederstarken Vereins. Auch Chronist Claus Ketels engagiert sich seit 19 Jahren im Vorstand. „Wir können das nicht mehr aufhalten, irgendwann ist es nicht mehr machbar für uns“, unterstrich Mülherr. Der Verein hat ausreichend Geld in der Kasse, die Abteilungen laufen, aber ohne Vorstand kann der Turnverein die Amtsgeschäfte nicht mehr weiterführen.

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„Das Angebot des Vereins ist wichtig für die Stadt und die Bürger.“
Arne Zwick, Bürgermeister

Bei den Neuwahlen herrschten betretenes Schweigen und ratlose Blicke in den Zuhörerreihen und am Vorstandstisch. Ein Posten konnte besetzt werden. Thilo Illgen übernimmt die Nachfolge von Zeugwart Werner Lackner. „Schade, die Situation, die sich hier abzeichnet“, fand Bürgermeister Arne Zwick, da der Verein „eigentlich“ gut dastehe, erfolgreich ist, ein gutes Angebot und Geld hat, aktive Abteilungen und Mitglieder, die das sportliche Angebot gerne als Dienstleistung konsumieren und annehmen. Es sei alles da, aber keiner wolle „sich den Hut aufziehen“. Das sei schade. „Das Angebot des Vereins ist wichtig für die Stadt und die Bürger“, unterstrich das Stadtoberhaupt. Er hoffe, dass sich in vier Wochen in der außerordentlichen Neuversammlung ein paar Namen für den Vorstand gäbe. „Ich hoffe, dass sie die Mannschaft vollkriegen“, wandte sich Zwick an den Vorsitzenden. Auch zwei Posten im Turnrat blieben unbesetzt.

Eigentlich Geschäftsstelle geplant

Trotz der ungewissen Zukunft des Vereins beschlossen die Mitglieder eine Aktualisierung der „in die Jahre gekommenen“ Satzung aus dem Jahr 1996. Weiterhin führte Joachim Bach aus, dass der Verein plane, eine Geschäftsstelle zu schaffen, und darüber die Buchhaltung und Mitgliederverwaltung ausgelagert werden könne.

Verabschiedungen aus dem Vorstand

Schriftwartin Uschi Seider wurde aus dem Vorstand verabschiedet. Seit 41 Jahren ist sie im Verein, hatte bereits mehrere Vorstandsposten inne. Werner Lackner war seit 2007 Zeugwart. Seit 1991 engagierte sich Martina Mülherr im Vorstand des Turnvereins in verschiedenen Positionen, zuletzt als Stellvertretende Vorsitzende. Chronist Claus Ketels bekleidete sein Amt seit 15 Jahren.

Neue Abteilungsleiter Turnen

Maria Gommeringer und Ulrike Hantmann wurden von Joachim Bach mit Blumen als Leiterinnen der Abteilung Turnen verabschiedet. Anja Nabenhauer und Melanie Vögtle übernehmen künftig die Leitung und konnten offene Übungsleiterstellen bereits neu besetzen.

Rehasport als neues Sportangebot

Ulrike Hantmann stellte den Antrag auf ein neues Sportangebot im Verein: „Rehasport“ für Menschen nach einer Krebserkrankung. Sie selbst werde dieses Angebot leiten, sich dafür fortbilden. Für betroffene Menschen gebe es ein solches Angebot in Meßkirch noch nicht, berichtete Hantmann, sie müssen dafür nach Mengen und Krauchenwies fahren. Sie selbst würde das Sportangebot übernehmen, das eine „Bereicherung für Meßkirch“ sei. Um am Rehasport teilzunehmen sei keine Vereinsmitgliedschaft erforderlich, es reiche ein Kassenrezept, unterstrich sie.