„Alle an einen Tisch“ heißt es bei der Vesperkirche Meßkirch seit dem 15. März. Die Vesperkirche wird von der Evangelischen Kirchengemeinde in ökumenischer Zusammenarbeit veranstaltet. Die Diakonie, Caritas und weitere Institutionen unterstützen die Aktion mit Angeboten. Neun Tage lang gibt es im Paul-Gerhardt-Saal Gemeinschaft, kostenfreies Essen, vielfältige Beratungsangebote und Aktionen. SÜDKURIER-Mitarbeiterin Sandra Häusler hat einen Tag in der Vesperkirche mitgeholfen, um aus einer anderen Perspektive über dieses Projekt zu berichten.
Jeden Tag werden während der Vesperkirche rund 15 Helfer benötigt. Sie treffen sich um 10.30 Uhr und starten den Vesperkirchendienst mit einem Gebet, in dem sie Gott darum bitten, alle im Dienst zu bewahren, und darum, dass die Gäste eine gute Zeit erleben und Gemeinschaft spüren. Am Mittwoch bilden Andrea Krüger-Stegemann und Silvia Leppert das Leitungsteam. Die Dienste und Einteilungen werden nochmals abgesprochen, das Team über die jeweiligen Beratungsangebote, die Speisekarte sowie das Thema der Mittagsmusik, Mittagsandacht und die kulturellen Angebote für den Tag in Kenntnis gesetzt. „Wenn es irgendwie klemmt, bitte melden“, wendet sich Silvia Leppert an die Versammelten.
Andrea Krüger-Stegemann berichtet dem Team strahlend, dass am Montag ein Gast die Vesperkirche als „Insel der Glückseligkeit“ betitelt habe. Alle statten sich mit Namensschildern aus. Im Team sprechen sich die Helfer mit einem wertschätzenden „Du“ an. „Es ist ein schönes Zusammenarbeiten. Man weiß nicht, ob die Gäste glücklicher sind oder die Helfer“, berichtet Andrea Krüger-Stegemann von den Rückmeldungen der letztjährigen Vesperkirchenhelfer. Jeder Gast wird persönlich begrüßt und verabschiedet. Für Mittwoch stehen 70 Portionen Rinderbraten mit Kartoffelgratin, Rosenkohl und Soße sowie 35 Portionen Kartoffelgratin mit Rosenkohl und Soße als vegetarische Variante auf dem Speiseplan.

110 Bestecke hatten die Helfer schon am Vortag in Servietten gewickelt. An ihnen können sie ablesen, wie viele Portionen bereits serviert wurden. An den Wochenenden wird das Essen von der Caritas-Küche aus Ostrach zubereitet, wochentags von der Meßkircher Metzgerei Knoll. Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Alles steht parat, die Getränke auf den schön dekorierten Tischen, die Wärmebehälter sind aufgeheizt, die Kuchen aufgeschnitten und der Kaffee gekocht. „Die Gemeinschaft, die sich unter uns entwickelt hat, ist richtig toll. Und wenn man sich nun mal irgendwo trifft, weiß man gleich, dass man sich von der Vesperkirche kennt“, berichtet Doris Geißler aus Rohrdorf. Das Team besteht aus allen Altersgruppen. Manche nehmen sogar Urlaub, um bei der Vesperkirche zu helfen. Zwei Helfer geben das Essen aus, der Service bringt es an die Tische. Es ist ein reges Kommen und Gehen. Um die Mittagszeit muss der Service sogar richtiggehend flitzen, um die Nachfrage zu bedienen. Sie ist sogar so groß, dass das reguläre Essen ausgeht und das Reserveessen Gnocchi mit Ratatouille vor Ort gekocht wird, um die nachkommenden Gäste zu verköstigen. Dafür stellen sich die evangelische Pfarrerin Anja Kunkel und der katholische Gemeindereferent Thomas Haueisen kurzerhand selbst an den Herd – gelebte Ökumene.

Mechthild Schummer lässt sich in der Spülküche von den Türmen an Geschirr und Besteck nicht beirren. Auch das Spülteam hat über die Mittagszeit alle Hände voll zu tun. Für jeden Vesperkirchentag werden mindestens sieben Kuchenspenden benötigt. „Die Kuchen sind immer weg. Jeder freut sich auf selbst gebackenen Kuchen“, berichtet Andrea Krüger-Stegemann aus der Erfahrung. „Es kommen immer wieder einfach so Kuchenspenden, die nicht angemeldet sind“, freut sich Tatjana Ganser an der Kuchentheke, dass sie eine große Auswahl bieten kann. Gegen 13.30 Uhr leert sich der Raum, viele Gäste besuchen die anschließende Andacht. Helferin Lydia Henkel aus Krumbach hat 49 Jahre im Verkauf gearbeitet. Was ihr im Service auffällt: „Hier drinnen ist jeder dankbar“.
„Vielen Dank an die fleißigen Helfer“, ruft Gast Hanspeter Häusler direkt und laut in die Küche hinein. „Wir bedanken uns viel zu wenig“, ist der Meßkircher überzeugt. Gegen 14 Uhr helfen alle nochmal beim Spülen. Dann heißt es zusammenräumen und mit den Vorbereitungen für den nächsten Tag zu beginnen. Gegen 15 Uhr endet der Dienst. Geschafft und erledigt von der Arbeit in der Spülküche bleibt als SÜDKURIER-Mitarbeiterin das gute und offene Miteinander, die strahlenden Gesichter der Gäste und die große Achtung vor allen, die sich hier über mehrere Tage hinweg ehrenamtlich für Andere engagieren, in Erinnerung.