Gastronomie seit 1800: Familie Bücheler führt das Gasthaus „Zum Adler Leitishofen“ in sechster Generation

Bei Fahrten über Land war es früher ganz normal, dass fast in jedem Dorf ein Gasthof stand. Diese Zeiten sind vorbei. Säle und Schankstuben verwaisen, immer mehr gastronomische Betriebe im ländlichen Raum schließen, sei es wegen Gästeschwund, Personalmangel oder Nachfolgeproblemen. Nicht so im Meßkircher Teilort Menningen.

Gasthof wird in Magazin porträtiert

Der „Zum Adler Leitishofen“ gehört zur immer seltener werdenden Gattung der Traditionsgaststätten. Und das mittlerweile in sechster Generation. Frank Ebner porträtierte das Gasthaus zusammen mit 19 anderen im Magazin „Historische Gasthäuser – Badens gute Stuben“. Seit 25 Jahren engagiert sich der Autor für den Erhalt und die Pflege der Traditionsgastronomie. „Jedes einzelne Gasthaus repräsentiert seine Region und ist ein liebenswertes Unikat“, sagte Ebner bei der Vorstellung des Magazins im Stüble, dem ältesten noch bestehenden Teil des Adler-Gebäudes. „Die alten Gasthäuser strahlen eine authentische, herzliche Natürlichkeit aus. Für mich sind sie so etwas wie steinerne Geschichtsbücher“, so Ebner. Seine Recherche ergab beispielsweise, dass der Adlerwirt 1809 auf einer enormen Rechnung sitzenblieb, nachdem Soldaten von Napoleons Armee sich die Bäuche vollgeschlagen hatten und dann die Zeche prellten. „Wir sehen das Magazin als einen Beitrag, dass die historischen Wirtshäuser mehr wahrgenommen werden“, erklärte Barbara Sester, Geschäftsführerin des Badischen Landwirtschaftsverlags.

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Seit jeher Speiselokal und Herberge

Kochen und Bewirten liegt der Familie Bücheler im Blut. 42 Jahre lang haben Guido und Marianne Bücheler die Geschicke des Adlers geleitet. Die Eheleute holten die Gastronomie aus ihrem Dasein als Nebenerwerb, bauten 1981 um und verabschiedeten sich 1985 von der Landwirtschaft. Wo einst ein großer Festsaal war, befinden sich heute 15 Hotelzimmer. Auch früher wurden im Adler schon Durchreisende beherbergt, wie ein altes Meldebuch zeigt.

Marianne Bücheler (links) und Barbara Sester schauen sich ein altes Meldebuch an, in dem um 1900 in akkurater Tintenschrift die ...
Marianne Bücheler (links) und Barbara Sester schauen sich ein altes Meldebuch an, in dem um 1900 in akkurater Tintenschrift die Übernachtungsgäste eingetragen wurden. | Bild: Johanson, Kirsten

Mittlerweile ist die sechste Generation offiziell am Start, als Frederik und seine Schwester Elena vor zwei Jahren den elterlichen Betrieb übernahmen. Die Coronazeit sei erschreckend gewesen, berichtet Elena Bücheler, doch mit einem To-go-Angebot habe sich das Gasthaus über Wasser halten können. „Viele Gäste kommen gezielt zu uns, wir haben Familien, die wir über Jahrzehnte begleiten. Taufe, Kommunion, Hochzeit bis hin zur Beerdigung“, erzählt ihre Mutter Marianne.

Familiengeschichte

Erbaut wurde das Haus im Weiler Leitishofen, der zu Menningen gehört, 1758. Seit 1800 ist eine Gastwirtschaft nachgewiesen. Joseph Anton und Maria Anna Bücheler aus Engelswies übernahmen das Gasthaus 1864, wie Ebner recherchiert hat. Von 1884 bis 1910 waren Fidelis und Rosina die Wirtsleute, gefolgt von Anton und Sofie und in vierter Generation Anton und Maria. Mit den heutigen Seniorchefs Guido (68) und Marianne Bücheler (67) wurde aus der Gastronomie ein Vollerwerb. Seit zwei Jahren leiten Küchenmeister Frederik Bücheler (37) und seine Schwester Elena (35) das Restaurant und Hotel an der B311.