Der ländliche Raum rückt immer weiter auf, wenn es um Kauf- und Mietpreise für Wohnungen und Immobilien geht. Die Sehnsucht nach einem Haus ist da. Mehr Platz, ein Arbeitszimmer sowie ein Garten, und das alles mit einer bezahlbaren Miete – davon träumen viele. Weil Bauland im Bodenseeraum und in Tuttlingen Mangelware ist, verschieben sich auf dem Immobilienmarkt die Gewichte. Zwar sinken bislang nicht die Preise, aber die Nachfrage verschiebt sich: Weg von der Stadt, raus aufs Land heißt der Trend. In Zeiten von Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten sind kurze Arbeitswege kein Argument mehr, um in einer größeren Stadt zu wohnen. In Meßkirch ist der Wohnungsmarkt nahezu leer gefegt. Sowohl Objekte zum Kauf, als auch Wohnraum zur Miete sind Mangelware. Die Bauplätze in den erschlossenen Gebieten sind längst verkauft, im Internet tummeln sich Suchanzeigen nach Baugrund und Eigentumswohnungen.
Immobilien werden unter der Hand vermittelt
„Vieles in Meßkirch geht unter der Hand über Vitamin B weg“, sagt Immobilienmakler Fabian Lackner von FaLa-Immobilien aus Meßkirch. Auf dem Land seien Beziehungen bei Immobilien entscheidend. „Das ist der ländliche Raum, wo sich Menschen eben kennen“. Wer eine Wohnung oder ein Haus zu verkaufen habe, kenne in der Regel schon Interessenten. Die freien Immobilien gelangen gar nicht erst zur Ausschreibung in Immobilienmärkten in der Zeitung oder im Internet. Auswärtige, die sich in der Heideggerstadt niederlassen wollen, haben also eher das Nachsehen.
Wohnungen und Häuser werden nicht mehr ausgeschrieben
Das bestätigt auch Renate Hermann, Immobilienexpertin der Volksbank Raiffeisenbank Meßkirch. Viele Häuser und Eigentumswohnungen werden bei einem anstehenden Verkauf auch bei der Bank nicht mehr ausgeschrieben, weil die Interessensdatenbank voll ist. „Bekommen wir ein Haus zum Verkauf, wissen wir genau, wen wir anrufen“, sagt Hermann. Eine Absage hört sie dann selten. Corona habe allerdings damit weniger zu tun. Der Markt sei bereits vor Ausbruch der Pandemie leer gefegt gewesen. Was sie aber beobachten könne ist, dass die Menschen durch die Pandemie ungeduldiger und nervöser werden. Wer eine Immobilie kaufen will, müsse sofort zuschlagen und nicht lange überlegen, rät sie.

Nachfrage nach Wohnungen ist enorm gestiegen
Insgesamt gebe es zu wenig Wohnraum in Meßkirch. „Es gibt einen enormen Bedarf an Wohnungen und es gibt einen Mangel an Wohnungen in Meßkirch„, sagt Hermann. Die Bank würde zwar keine Vermietungen vermitteln, aber als Experten für Immobilienkäufe kenne man auch den Markt in diesem Bereich gut. „Möglichen Investoren in Meßkirch fehlt der Mut, ein Haus mit fünf oder sechs Mietwohnungen zu bauen“, sagt sie. Aber auch die Stadt Meßkirch sieht sie in der Pflicht, hier Abhilfe zu schaffen. Durch die Neuansiedlungen von Firmen sei der Markt noch schwieriger geworden.
Diese Personengruppen haben es besonders schwer
Besonders betroffen sind Menschen mit niedrigem Einkommen oder Alleinerziehende. Ihnen falle es immer schwerer, eine geeignete Wohnung zu finden, sagt Fabian Lackner. Weil die Mieter in Deutschland sehr viele Rechte hätten, würden sich die Vermieter sehr genau überlegen, wen sie in ihre Wohnung einziehen lassen. „Mit niedrigem Einkommen ist es sehr schwer, in Meßkirch eine Wohnung zu finden“, erzählt Lackner. Haustiere gelten auf dem Wohnungsmarkt als Hindernis.
Vermieter können sich ihre Mieter aussuchen
„Die Nachfrage ist so groß, dass sich ein Vermieter immer einen Mieter aussuchen kann“, berichtet Lackner von seinen Erfahrungen. Im Zweifel heißt das: Vorzug erhält, wer ein gutes Einkommen oder zwei Gehälter bezieht, keine Kinder und keine Haustiere hat. Besonders schwer haben es Menschen, die vom Amt leben, weiß Lackner. Auch in den Nachbargemeinden Leibertingen und Sauldorf gibt es keinen Wohnraum zum kaufen und mieten. In beiden Gemeinden ist die Nachfrage nach Häusern zum Kauf besonders groß.
Kaltmieten in Meßkirch sind stark angestiegen
Die Kaltmieten sind in der Region stark angestiegen. Für eine 70 Quadratmeter-Wohnung mit drei Zimmern muss man in Meßkirch rund 650 Euro kalt bezahlen. Bei Neubauwohnungen oder modernisierten Wohnungen ist die Kaltmiete deutlich höher. „Der Quadratmeterpreis variiert von 6,50 bis 9 Euro in Meßkirch„, erzählt Renate Hermann. Natürlich sei bei Vermietern die Marktlage bekannt. Wer eine gute Wohnung vermietet, könne seine Rendite steigern. Leerstände gebe es nur bei sehr alten Mietswohnungen.
Tiere und Kinder sind für einige Vermieter problematisch
Mit Wohnungssuchenden und Vermietern ins Gespräch zu kommen ist schwer. Wohnungssuchende wollen über Erfahrungen nicht mit dem SÜDKURIER sprechen und winken ab, aus Angst, dann erst recht keine Wohnung zu finden. „Wir suchen bereits seit über einem Jahr eine neue Wohnung“, sagt eine Alleinerziehende im Gespräch mit dieser Zeitung. Aus ihrer aktuellen Wohnung möchte sie ausziehen, weil das Kinderzimmer der beiden Kinder nur zwölf Quadratmeter groß ist. Wenn die beiden älter werden, sei das zu wenig Platz. Weil sie auch noch einen größeren Hund habe, würden viele Vermieter abwinken oder auf Bewerbungen gar nicht erst reagieren. Nun will sie sich eine Arbeitsstelle suchen, um die Chancen auf Wohnraum zu verbessern.
Infrastruktur in Meßkirch lockt Neubürger an
Insgesamt sagt Fabian Lackner, habe sich Meßkirch positiv entwickelt. Das hätten auch Auswärtige erkannt. „Meßkirch ist zwar eine Kleinstadt, hat aber eine gute Infrastruktur und die Baupreise sind vergleichsweise auch noch erschwinglich“, ergänzt Lackner. Trotzdem müsse man für ein neues Haus mit Kosten in Höhe von mindestens 600 000 Euro rechnen, sagt Renate Hermann. Beide Immobilienexperten in Meßkirch gehen davon aus, dass die Preise weiterhin ansteigen werden.