Am Dienstag ist Neuhausens Bürgermeisterin Marina Jung 100 Tage im Amt. Vergangenen September war sie ohne Gegenkandidat mit fast 91 Prozent der Stimmen gewählt worden. Im darauf folgenden November trat sie ihr Amt an. Dem SÜDKURIER berichtete sie, wie es ihr bis jetzt ergangen ist und was sie für die Zukunft Neuhausens plant und erwartet.

15 Jahre Erfahrung als Führungskraft in der Verwaltung
Auch wenn die Bürgermeisterin bald auf 15 Jahre Erfahrung als Führungskraft in der Kommunalverwaltung zurückblickt, kann sie als Bürgermeisterin in Neuhausen immer noch neues dazulernen: „Jeden Tag muss ich mich auch mit Vorgängen auseinander setzten, die ich bisher so nicht kannte, aber das ist eigentlich das Spannende an der Aufgabe“, erklärt Jung. Die Arbeit mache ihr unheimlich viel Spaß, meint sie, auch weil sie sich sehr gut von Bürgerschaft, Gemeinderat und Verwaltung aufgenommen fühle.
Viele Informationen und Handhabungen zu Corona
Auch in der Corona-Pandemie können die Neuhausener weiterhin alle Dienstleistungen des Rathauses wahrnehmen. Sie sollten allerdings vorher einen Termin telefonisch oder per E-Mail vereinbaren. Für größere Angelegenheiten gilt das in jedem Fall, wer mit kleineren Anliegen vor der verschlossenen Rathaustüre steht, wird zumeist nicht abgewiesen. Neben dem alltäglichen Rathausbetrieb unter Hygienebedingungen ist auch die Bürgerinformation in der Pandemie eine Herausforderung. „Wir werden natürlich wie jede Gemeinde mit Informationen und Handhabungen zu Corona überhäuft“, erklärt Jung. Änderungen der Regeln passierten oft sehr plötzlich und dann müsse man sich als Verwaltung schnell aufstellen, um die Bürgerinnen und Bürger umfassend zu informieren, erläutert die 39-Jährige. „Wir versuchen, immer so schnell wie möglich Hilfe und Anleitung auf der Homepage oder am Telefon anzubieten.“
Vorbildfunktion beim Thema Homeoffice zeigen
Arbeitgeber müssen laut aktueller Corona-Verordnung ihren Beschäftigen Homeoffice ermöglichen. In Neuhausens Rathaus will Bürgermeisterin Jung als Vorbild vorangehen: „Homeoffice findet nur Akzeptanz, wenn das auch Vorgesetzte machen. Seit den neuen Regelungen wollen wir das auch für Führungskräfte gewährleisten. Ich versuche selbst, einmal in der Woche von zu Hause aus zu arbeiten.“
Diskussion einer neuen Hauptsatzung für die Gemeinde
Derzeit berät der Gemeinderat über Jungs Vorschlag zu einer neuen Hauptsatzung. Die Gemeindeordnung des Landes Baden-Württemberg schreibt vor, dass die Gemeinden Regelungen zu ihrer Organisation in einer solchen Satzung festzulegen haben. In der neuen Satzung würde insbesondere geregelt, welche Aufgaben an die Bürgermeisterin übertragen werden und welche Aufgaben der Gemeinderat wahrnehmen will, erklärt die Rathauschefin. Auch das Budget für die laufenden Ausgaben, über das die Bürgermeisterin ohne Rücksprache mit dem Gemeinderat verfügen kann, würde dort festgelegt. „Jetzt hat der Gemeinderat die Chance, sich Gedanken zu machen, welche Aufgaben für ihn wichtig sind“, legt Bürgermeisterin Jung dar.
Mehr Plätze in den Kindertagesstätten schaffen
Jung möchte in der nächsten Zeit mehr Plätze in den Kindertagesstätten der Gemeinde schaffen, um dem spürbar höheren Bedarf gerecht zu werden. Dazu sollen auch Förderprogramme wahrgenommen werden. Der Hochwasserschutz für den Ortsteil Schwandorf ist in Planung und wird in Kürze im Gemeinderat beraten. Die finanzielle Situation der Gemeinde, auch um oben genannte Projekte umzusetzen, schätzt Jung als insgesamt positiv ein: Auch wenn die Pandemie Unsicherheit bringe, durch die Steuereinnahmen aus dem Gewerbepark „take-off“, gemeinsam mit Tuttlingen, und dem eigenen Gewerbegebiet stehe die Gemeinde aus ihrer Sicht gut da.
Auch wenn Frauen in Führungspositionen inzwischen eine Selbstverständlichkeit sind, wurde Jung im Wahlkampf gefragt, wie sie Familie und Bürgermeisteramt schaffen will? Das sei eine Frage, die man einem männlichen Kandidaten nie gestellt hätte, meint die Mutter dreier Kinder. Es gäbe viele Frauen in Berufen mit abweichenden Arbeitszeiten, die ihre Kinder nicht jeden Abend selbst ins Bett bringen könnten. „Mein Lebenspartner, der auch berufstätig ist, und ich sehen Beruf und Familie zu vereinbaren nicht als schwierig an. Für uns ist das eine Frage der Motivation.“
Bürgermeisterin vermisst den Kontakt mit den Bürgern
In der Pandemie sind natürlich auch die üblichen Hausbesuche der Bürgermeisterin zu Geburtstagen und Jubiläen nicht möglich. „Das ist eine der schönsten Aufgaben und es fehlt mir sehr mit den Bürgern Kontakt zu knüpfen und ins Gespräch zu kommen.“ Sie hoffe, dass das bald wieder möglich sei, meint Jung abschließend.