Bereits von draußen ist die Orgel zu hören, die oft als Königin der Instrumente bezeichnet wird. In der Kirche St. Matthäus im Sauldorfer Ortsteil Bichtlingen bringt der Organist und Kirchenmusiker Volker Nagel das Instrument zum Klingen. „Einfach drauf los spielen, was mir einfällt, oder über ein bestimmtes Thema oder einen Anlass nach zu denken, dabei kann ich wunderbar abschalten“, sagt der 43-jährige Worndorfer, der als Organist und Chorleiter der Seelsorgeeinheit Meßkirch-Sauldorf seinen Stempel aufgedrückt hat.

Bereits mit elf Jahren begann Volker Nagel mit dem Orgelunterricht beim damaligen Bezirkskantor Jürgen Essl. „Damals reichten meine Beine noch nicht an alle Fußpedale“, erinnert er sich lachend. Schon als Kind war Volker Nagel bei den Gottesdienstbesuchen mit den Eltern und Großeltern vom Klang der Orgel fasziniert gewesen. Zunächst bremsten die Eltern diesen Musikwunsch aus. Doch der Bub spielte auf der kleinen Hammondorgel zuhause vor sich hin und brachte sich die ersten Stücke selbst bei. Bevor Volker Nagel Orgelunterricht von Jürgen Essl erhielt, musste er bei einer „Aufnahmeprüfung“ seine Gehörbildung und Musikalität unter Beweis stellen. Nach einem Jahr Orgelunterricht erhielt Volker Nagel dann parallel bei Jürgen Essl‘s Frau Klavierunterricht. Er erläutert: „Üblicherweise beginnt man zuerst mit Klavierunterricht, dann mit der Orgel, weil die Anschlagtechnik dieselbe ist.“

Andreas Pfau, Winfried Singler, Norbert Stengele, Walter Benkler, Dieter Schaz und Tobias Boos (von links) proben zusammen mit ...
Andreas Pfau, Winfried Singler, Norbert Stengele, Walter Benkler, Dieter Schaz und Tobias Boos (von links) proben zusammen mit Chorleiter Volker Nagel (rechts). | Bild: Sandra Häusler

Mit 15 Jahren nahm Nagel die dreijährige C-Kurs-Ausbildung zum nebenamtlichen Kirchenmusiker auf. Mit diesem Abschluss war das Thema „Unterricht“ für ihn beendet. Dass Volker Nagel rund sieben Jahre im Orgelspiel unterrichtet wurde, bezeichnet er als „Glücksfall“. In dieser langen Zeit konnte er viel für sich mitnehmen, lernte von verschiedenen Orgellehrern, spielte unterschiedliche Orgeln und Stile. „Jede Orgel setzt ihren eigenen Akzent“, sagt der Organist. Essl hatte großen Wert auf freies Spiel gelegt und so brachte er dem jungen Organisten das Grundhandwerkzeug bei, seiner Fantasie und mit Fingerspitzengefühl dem Anlass entsprechend zu improvisieren.

Im Alter von 17 Jahren, noch während seiner Ausbildungszeit zum Kirchenmusiker, übernahm Volker Nagel die musikalische Leitung des Kirchenchores Rast-Bichtlingen. 2000 wurde unter seiner Ägide zusammen mit einem engagierten Team der Kinder- und Jugendchor gegründet, der dafür sorgt, dass der Chormusik Rast-Bichtlingen die Sänger nicht ausgehen. 2007 kam die „Schola Gregoriana“ noch hinzu.

Mittlerweile arbeitet der gelernte Bankkaufmann seit rund anderthalb Jahren beim Beuroner Kunstverlag. Hauptsächlich ist er dort für die Kundenberatung und den Digitaldruck zuständig. Bei gerade mal neun Mitarbeitenden packt er jedoch auch überall da mit an, wo gerade eine helfende Hand gebraucht wird.

Seine ganze Freizeit investiert der Worndorfer in die Musik. Die Chorarbeit nimmt viel Zeit in Anspruch. Er plant die kommenden Konzerte und Proben, wählt Stücke aus. Die Sommermonate nutzt er dazu, das Literaturspiel zu üben und wünscht sich, dem Orgelspiel mehr Zeit widmen zu können. Mit der Kirchenmusik erreiche man auch Menschen, die kirchenfern sind. Er sieht diesen Aspekt als wichtigen Auftrag der Kirchenmusik. „Das ist ein Stück weit Verkündigung“, so Volker Nagel.