Nach 30 Minuten war die gestrige Mitarbeiterversammlung bei der Alno AG vorüber und hunderte Beschäftigte verließen das Firmengelände, und vorwiegend mit einer optimistischen Grundstimmung und hoffnungsvoll, dass der Betrieb erfolgreich fortgesetzt wird. "Ich glaube, wir haben die richtigen Leute an der Spitze. Sie sind alle bemüht, dass es hier weitergeht", sagte ein Beschäftigter, der seit mehr als 40 Jahren bei der Alno arbeitet und wie alle übrigen SÜDKURIER-Gesprächspartner seinen Namen nicht nennen will.

Nach der Insolvenzmeldung vor drei Tagen war eine Kundendienstmitarbeiterin noch skeptisch, wie es weitergeht. "Aber das, was ich heute gehört habe, macht mich optimistisch, dass es weiter geht und zwar erfolgreich", ist ihr die Erleichterung anzusehen.

Auch jüngere Leute zeigen sich hoffnungsfroh. Man müsse nach vorne schauen und das Beste versuchen, ist ihr Motto. Welche Schwierigkeiten es in den vergangenen Monaten bei der Schrankherstellung aufgrund von Materialknappheit gab, schildert ein Mitarbeiter, dass Teile an allen Ecken und Enden fehlten. Mal gab es keine Kanten oder Fronten und dann fehlt noch der Leim, um die Schränke zusammenzubauen. Dieser Lieferanten- beziehungsweise Materialengpass soll schnellstmöglich überwunden werden, auch dank der eingesparten Lohnzahlungen, denn nach dem Insolvenzantrag übernimmt die Agentur für Arbeit über das so genannte Insolvenzgeld für maximal drei Monate die Zahlung.

"Die kommenden zwei Wochen werden sehr schwierig", zitiert ein Teilnehmer Vorstandschef Christian Brenner, der wie Vorstandskollege Andreas Sandmann die Situation klar benannte.

Ein Versammlungsteilnehmer hat sich einen Satz des Vorstandsduos genau eingeprägt: "Jeder Tag, den sie im Unternehmen sind, wird gezahlt!" Die Lohnabsicherung war mit das brennendste Thema, das die Mitarbeiter bewegte, bestätigte Betriebsratschefin Waltraud Klaiber im SÜDKURIER-Gespräch. Nach dem dreimonatigen Insolvenzgeld, das die Agentur für Arbeit bezahlt, werden Löhne und Gehälter wieder von der Alno übernommen. Die Arbeitnehmervertreterin benannte die zwei wichtigsten Aufgaben: "Wir müssen Lieferanten und Händler wieder ins Boot holen und wir müssen unsere Kosten in den Griff bekommen." Bei der Versammlung benannten auch die Insolvenzsachverwalter, mit dem vom Amtsgericht Hechingen eingesetzten Professor Martin Hörmann an der Spitze, ihre Aufgaben und Kontrollfunktionen während des Sanierungsverfahrens.


Insolvenzantrag

Das Amtsgericht Hechingen hat dem Sanierungsverfahren der Alno AG in Eigenverwaltung zugestimmt. Diese Regelung wurde 2012 eingeführt und ermöglicht, dass die Geschäftsführung voll handungsfähig bleibt, kontrolliert von Insolvenzsachverwaltern. (siv)