Vor sieben Jahren sorgte die Pleite der Alno AG bundesweit für Schlagzeilen. Die Jahre vor dem endgültigen Aus hatte der Küchenmöbelhersteller immer wieder pünktlich vor der Weihnachtszeit den Abbau von Jobs verkündet. Stets war die Rede davon, dass es noch dieser einen Entlasswelle bedürfe, um das Unternehmen zu retten. Alle Ankündigungen und Versprechungen der jeweiligen Geschäftsführung, dass sich mit diesem Schritt die wirtschaftliche Lage verbessern wird, waren letztlich ohne Wert. Im Jahr 2017 war der Traditionskonzern endgültig pleite.
Mehr als 1200 Gläubiger stehen in der Insolvenztabelle
Als Insolvenzverwalter wurde Professor Martin Hörmann von der in Ulm ansässigen Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft mbH bestellt und seitdem sind er und sein Team auf der Suche nach Geld. 1200 Gläubiger hatten Forderungen in Höhe von 1,68 Milliarden Euro geltend gemacht, wovon Hörmann letztlich 200 Millionen Euro als berechtigt anerkannte.
Abschlagszahlung betrug zehn Prozent
Auf Anfrage des SÜDKURIER bestätigte Hörmann nun, dass bereits im Oktober eine Vorabausschüttung an alle Gläubiger geleistet wurde, deren Insolvenzforderungen zur Insolvenztabelle festgestellt wurden, wobei diese Abschlagszahlung zehn Prozent betrug. „Es waren etwas mehr als 22 Millionen Euro“, ergänzt der Rechtsanwalt, dass aktuell 1268 Gläubiger ihre Forderungen zur Tabelle angemeldet haben. Nach seinen Angaben wird es im Verfahren, sobald dieses abschlussreif ist, noch eine Schlusszahlung geben. Über deren Höhe könne er aktuell keine gesicherte Auskunft erteilen, da nach wie vor Rechtsstreite bestehen, in denen er als Insolvenzverwalter Ansprüche verfolge.
Auch Anleihen-Gläubiger haben Geld erhalten
Auch Gläubiger, die 2013 sich an der Inhaberschuldverschreibung der Alno AG beteiligt hatten, die einen Umfang von 45 Millionen Euro und ein Renditeversprechen von 8,5 Prozent, hatten erhielten im November eine Zahlung. Dies teilte die One Square Advisory Services S.a.r.l. („One Square“) in ihrer Eigenschaft als gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger mit. Auch sie erhielten vom Insolvenzverwalter eine zehnprozentige Abschlagszahlung, der automatisch, vergleichbar einer Dividendenzahlung, demjenigen Wertpapierverrechnungskonto gutgeschrieben wird, in dessen Wertpapierdepot die Anleihe zum Stichtag 30. September 2024 verbucht war. Wer eine Anleihe für 1000 Euro im Depot hat, erhielt demnach 100 Euro sowie Zinsen von 3,24 Euro. Auf den Zinsanteil fällt die Kapitalertragsteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer an.
Hauptverhandlung beim Strafverfahren ist terminiert
Zusätzlich zu dem seit sieben Jahren andauernden Insolvenzverfahren laufen auch die strafrechtlichen Ermittlungen, und am 19. Juni 2023 hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Strafverfahren im Zusammenhang mit den Insolvenzen der Alno AG und zweier Tochterunternehmen gegen neun Personen eröffnet. Es bestehe der Verdacht der vorsätzlichen Insolvenzverschleppung, des Kreditbetrugs, des Bankrotts und der Untreue. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Küchenmöbelhersteller schon vor 2017 zahlungsunfähig war und Insolvenz hätte anmelden müssen. Dieser Antrag wurde vom Landgericht Stuttgart beziehungsweise der dortigen Großen Wirtschaftskammer geprüft. Auf Anfrage des SÜDKURIER bestätigt Dr. Timur Lutfullin, Richter am Landgericht und Mediensprecher in Strafsachen, dass sich das Verfahren noch gegen drei Beschuldigte richtet. „Gegen sechs weitere Angeklagte wurde das Verfahren inzwischen eingestellt.“ Die Hauptverhandlung ist ab dem 13. Januar 2025 terminiert.