Drei Mal ist bekanntlich Bremer Recht und so strapazierte die Alno AG gestern mit der Ankündigung, die schon drei Mal angekündigte Veröffentlichung des Geschäftsergebnisses für 2016 erneut zu verschieben, auch diese norddeutsche Weisheit.
Völlig überraschend verschickte der Küchenmöbelhersteller gestern gegen 16.07 Uhr eine Pressemitteilung, in der die für den 30. Juni versprochene Veröffentlichung des Ergebnisses für das Vorjahr nochmals um sechs Wochen auf den 14. August verschoben wird. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen an, dass auch die Hauptversammlung entgegen der bisherigen Terminierung um einen Monat vom 31. August auf den 28. September verschoben wird. In einer so genannten „Ad Hoc“-Mitteilung nennt die Unternehmensleitung als Grund für die Terminverschiebungen noch nicht final abgeschlossene Geschäftsvorfälle, deren Finalisierung in den kommenden Kalenderwochen erwartet wird.
„Diese sollen in den zukunftsgerichteten Aussagen des Jahres- und Konzernabschlusses 2016 für das Geschäftsjahr 2016 noch berücksichtigt werden“, heißt es in der Mitteilung. Was sich hinter dieser Formulierung verbirgt, darüber wollte die Unternehmensleitung keine Angaben machen.
In der gestrigen Presseerklärung werden hingegen Ergebnisse der seit Jahresbeginn eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen aufgezählt. So habe man den operativen Fehlbetrag per Mai 2017 im Inland auf 1,3 Millionen Euro verringern können, nachdem im Vorjahreszeitraum ein Minus von 10 Millionen Euro verbucht wurde. Konzernweit habe man das Minus in den ersten fünf Monaten 2017 auf 7,3 Millionen Euro reduziert, während man von Januar bis Mai 2016 hier noch einen Fehlbetrag von 14,5 Millionen Euro verbuchte. Erneut informiert der Konzern, dass die Auslandsgeschäfte nicht gut laufen, und besonders die Schweizer Tochtergesellschaft AFP in den ersten fünf Monaten einen Umsatzrückgang von 15,3 Prozent hinnehmen musste. Der vor wenigen Wochen ausgeschiedene Vorstandschef Max Müller hatte hingegen in einem SÜDKURIER festgestellt, dass die Schweizer Alno-Tochter hervorragend funktioniere. Mit den Restrukturierungsmaßnahmen sollen die Kosten um 36 Millionen Euro gesenkt werden, erklärt Alno, dass das größte Sparpotenzial auf die Personalkosten entfalle. Bekanntlich einigten sich Geschäftsleitung, Betriebsrat und IG Metall vor geraumer Zeit auf den Abbau von 130 Arbeitsplätzen am Stammsitz.
In den vergangenen Wochen stürzte der Kurs der Alno-Aktie erneut dramatisch ab und beträgt aktuell noch 33 Cent je Anteil. Der neue Mehrheitseigner, die Tahoe Investor GmbH, hatte zu Jahresbeginn den Altaktionären ein Übernahmeangebot von 50 Cent unterbreitet.
Veröffentlichungspflicht
In Deutschland wurde zum 1. Januar 2007 die Pflicht zur Veröffentlichung des Jahresabschlusses erweitert. Er ist – gegebenenfalls nebst Bestätigungsvermerk – spätestens zwölf Monate nach dem Ende des Geschäftsjahrs im Bundesanzeiger zu veröffentlichen. Diese Pflicht gilt für alle Kapitalgesellschaften und auch die GmbH & Co. KG.