Wer den emsigen Flugverkehr vor der Bienenbeute beobachtet, bekommt einen Eindruck, worauf sich das Sprichwort „fleißig wie eine Biene“ bezieht. Wenn man dazu weiß, dass Bienen in einem Drei-Kilometer-Radius Pollen und Nektar sammeln und eine Biene in zwei Minuten einen Kilometer zurückliegt, steigt die Achtung noch mehr. Für ein Glas mit 500 Gramm Honig müsste eine Honigbiene 3,5 Mal um die Erde fliegen, eine Wahnsinnsleistung. Doch kommt eigentlich der Honig ins Glas? Bei Imker Markus Meßmer in Wald hat sich der SÜDKURIER erkundigt.
Markus Meßmer beschäftigt sich seit 2021 mit der Haltung, Vermehrung und Züchtung von Honigbienen. Nach dem Tod seiner Mutter Ingeborg hat der 40-Jährige ihr Hobby zu „seinem“ gemacht und hält sechs Bienenvölker in der Nähe des Taubenrieds bei Pfullendorf. Der „Neuimker“ belegte nach der Übernahme gleichzeitig einen Anfänger- und Fortgeschrittenenkurs beim Bienenzuchtverein Pfullendorf und wurde vom Vorsitzenden Rainer Klumpp, beispielsweise bei der Honigschulung, unterstützt.
2021 war das schlechteste Honigjahr seit 50 Jahren für die Imker. Viele Imker ernteten wenig Honig und mussten bereits im Sommer den Bienen zufüttern. Was für ein Anfängerglück, dass Markus Meßmer 2021 40 Kilogramm Honig aus drei Völkern ernten konnte.
Blick auf die Anfluglöcher
Kommt der Imker zum Bienenstand, gilt der erste Blick den Anfluglöchern. Daran wie die Bienen fliegen, kann der Imker viel über ihren Zustand ablesen. „Wenn die Biene schwer wie eine Hummel auf dem Anflugbrett landet, hat sie viele Pollen gesammelt“, erklärt Markus Meßmer. An seiner Seite ist Sohn Jannis (elf Jahre). Jannis hatte bereits seiner Großmutter bei den Bienen geholfen. Vater und Sohn schlüpfen in stichfeste Imkeranzüge. Jannis sorgt mit dem Raucher (Smoker) dafür, dass die Bienen ruhig bleiben. Durch einen Rauchstoß am Anflugloch „klingelt“ Jannis an, bereitet die Bienen auf den Besuch des Imkers vor, bevor Markus Meßmer den Deckel der Bienenbeute abnimmt.

Für Markus Meßmer hat dieses Hobby etwas Beruhigendes. Er hat Spaß daran, die Tiere zu beobachten, zu sehen, wie sie Waben bauen, und Honig zu ernten. Der Stockmeißel ist das wichtigste Werkzeug des Imkers. Mit ihm löst er die Rähmchen in den Bienenbeuten, die oft mit Propolis (Bienenkittharz) verklebt sind.
Wassergehalt des Honig sehr wichtig
Jannis kennt sich bereits mit dem Refraktometer aus. Damit misst der Elfjährige den Wassergehalt des Honigs, ähnlich, wie ein Winzer den Zuckergehalt der Trauben ermittelt. Honig sollte einen Wassergehalt von unter 18 Prozent haben, damit ihn der Imker ernten kann. Ansonsten reift er im Glas nach oder schimmelt gar. Der Wassergehalt ist bei der Honigernte das wichtigste Kriterium und es ist ein großer Fehler des Imkers, wenn er den Honig zu früh erntet. Honig enthält eine große Menge verschiedener Pollen und ist ein naturreines Produkt, das der Honigverordnung und dem Lebensmittelschutzgesetz unterliegt.
Hochkant in die Honigschleuder

Markus Meßmers Vater Edwin hat eine hölzerne Transportbox gebaut, in der Meßmer die schweren vollen Rähmchen nach Wald in seinen Honigkeller transportieren kann. Mit einem Heißluftföhn „entdeckelt“ der Imker die vollen, durch einen Wachsdeckel verschlossenen Honigwaben und schmilzt die Wachsschicht. Die Honigwaben werden hochkant in die Honigschleuder gestellt, zunächst angeschleudert und dann gewendet. Im Boden der Honigschleuder sammelt sich der goldgelbe Honig. Das Schleudern des Honigs klingt wie Regen und bald riecht es nach warmem Honig.
Durch ein Grob- und Feinsieb in den Honigeimer

Aus einem Ablaufhahn der Schleuder läuft der Honig durch ein Grob- und Feinsieb in den Honigeimer. Der Honig bleibt einen Tag stehen. Fremdstoffe wie Wachsreste oder Stacheln treiben an die Oberfläche und werden abgeschöpft. Wenn der Honig perlmuttfarben glänzt ist Rührbeginn. Eine Woche lang wird der Honig täglich mit einem Honigrührer gerührt. Dadurch bekommt der Honig eine cremige Konsistenz und kann reifen. Nun kann der Honig ins Glas abgefüllt werden. Die geschleuderten Honigwaben verwendet Meßmer wieder für die Bruträume und setzt neue Rähmchen in den Honigraum der Bienenbeute ein.
Viel Aufwand für den Imker
- Ein gutes Bienenvolk besteht aus 40 000 bis 50 000 Bienen. Am weitesten verbreitet ist in Deutschland die Carnica, eine Unterart der westliche Honigbiene (Apis mellifera). Sie wird auch Kärntner Biene (Apis mellifera carnica) genannt.
- Die Imkerei ist ein zeitintensives Hobby und mehr als nur Honigernte. Der Bienenstand muss regelmäßig kontrolliert werden, die Kontrolle des Brutnestes und die Wabenpflege gehören dazu und im Herbst muss den Bienen für den Winter zugefüttert werden.
- Gegen die Varroa-Milben beginnt der Imker ab Anfang Juli die Behandlung der Bienen gegen die Varroa-Milben, beispielsweise mit Ameisensäure. Der Parasit hat sich aus Asien verbreitet. Nachgewiesen ist er in Deutschland erstmals 1977 und inzwischen fast auf der ganzen Welt verbreitet. Als Ursache der Verbreitung wird der weltweite Verkauf von Bienenvölkern und Königinnen angenommen.
- Im Durchschnitt kostet ein 500 Gramm-Glas Deutscher Imkerhonig 6 Euro. Wenn man bedenkt, wie viel Zeit, Aufwand und Ausrüstung vonnöten ist, ist dieser Preis gerechtfertigt.