Drei Jahre hat es gedauert, ehe Nicole Kratzert und Stefan Luder Ende April in ihr Eigenheim in Wohngebiet Dreißigste Garb in Pfullendorf eingezogen sind. Das Ehepaar musste viele Formulare ausfüllen, wurde oft vertröstet und oft auf die Geduldsprobe gestellt. Und es gibt immer noch genügend zu tun.

Noch ist nicht alles fertig

Die Fassade ist noch nicht verputzt, im Badezimmer fehlt noch das Waschbecken, die Außenanlage ist noch lange nicht fertig, aber das Haus im Eschenweg steht. „Wir können darin wohnen, das ist das Wichtigste“, sagt die 46-jährige Nicole Kratzer, für die und ihren Ehemann Stefan Luder von Anfang an klar, nicht in Miete zu wohnen oder ein älteres Haus zu kaufen, sondern ein Eigenheim zu bauen.

Umfangreicher Fragenkatalog

Ende März 2022 begann das Abenteuer Hausbau in mit der Interessensbekundung für ein Grundstück in Stadtrandlage, dessen Vergabe der Bauplätze erstmals von der Stadt Pfullendorf über das Verfahren Baupilot, eine Onlineplattform, realisiert wurde, bei dem die Bewerber einen umfangreichen Fragenkatalog beantworten mussten. Zu den Kriterien zählten unter anderem, ob jemand ehrenamtlich im Verein tätig ist, ob die Bauherren Kinder haben oder ob sie in Pfullendorf auch arbeiten. „Ich finde diesen Baupilot geht, so kommen auch Einheimische zum Zug“, sagt die Pfullendorferin Nicole Kratzer. Ihre Bewerbung landete nach der Punktevergabe auf der Rangliste auf Platz zwölf.

Erschließung dauert gefühlt eine Ewigkeit

Doch die Bauherren waren deshalb noch lange nicht am Ziel, „weil die Erschließung ewig dauerte“, ergänzt Luder. Die Eheleute schrieben das Bauamt öfter an, telefonierten den Mitarbeitern hinterher, wurden aber in regelmäßigen Abständen darum gebeten, Geduld zu haben. Nicole Kratzert hat indes alles akribisch dokumentiert, auch das Datum 15. Dezember 2023, als letztendlich anderthalb Jahre später der Kaufvertrag für das knapp 700 Quadratmeter große Grundstück unterschrieben wurde. Der Quadratmeterpreis für Ein- und Doppelhäuser beträgt 167 Euro, für die verdichtete Bauweise 178 Euro.

Klare Vorstellungen von der Architektur

Nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags ging es Schritt für Schritt weiter. Luder und Kratzert beauftragten die Zimmerei Manz mit dem Entwurf ihres Eigenheims, das ebenerdig, barrierefrei und ein Flachdach haben sollte. Die beiden hatten ihre klaren Vorstellungen, die ihren Wünschen entsprechend auch umgesetzt wurden. Im August 2024 stand dann ihr Eigenheim, in das sie aber immer noch nicht einziehen konnten. Um die Innenausrichtung kümmerte sie sich ab Herbst 2024 selbst, „auch wenn wir beide keine Handwerker sind. Aber wir haben trotzdem vieles in Eigenleistung geschafft, außerdem haben und Freunde und Bekannte geholfen“, ergänzt Luder. Ganz ohne fremde Hilfe – sprich Handwerksbetriebe – ging es trotzdem nicht.

Bis das Haus im Eschenweg steht, vergeht viel Zeit.
Bis das Haus im Eschenweg steht, vergeht viel Zeit. | Bild: Dirk Thannheimer

Weitere Verzögerungen

Die nächste Verzögerung bahnte sich an, „weil die Handwerker den Zeitplan nicht so erfüllen konnten, wie wir es geplant hatten“, ergänzt Kratzert. Doch die beiden nahmen es inzwischen gelassen, weil sie keinen Zeitdruck mehr verspürten. Dennoch wollten sie dran bleiben, waren quasi jeden Abend nach Feierabend und jedes Wochenende auf der Baustelle. „Das war schon eine anstrengende Zeit“, sagt Kratzert. Das Ehepaar schaffte es aber, sich zusammenzuraufen und ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, wenngleich es nicht vor Überraschungen gefeit war. „Es kam immer etwas anders dazwischen“, ergänzt Stefan Luder.

Mittlerweile sind die beiden relaxt

Beim Gespräch mit dem SÜDKURIER im lichtdurfluteten Esszimmer sind die beiden relaxt. Ende April übernachteten sie zum ersten Mal in ihrem neuen Zuhause, in dem noch Kabel von der Decke hängen und Besucher nicht einmal an der Haustür klingeln können, weil es noch keine Klingel gibt. „Aber wir sind froh, drin sein zu können“, ergänzt Kratzert. Was die beiden anders machen würden, wenn sie nochmal anfangen würden. „Mehr Planungssicherheit – zeitlich und finanziell“, ergänzt Stefan Luder.