Der überwiegende Teil der sich demokratisch nennenden Staaten wird von Männern geführt. Bedeutet dies etwa, dass die Demokratie Männersache oder gar männlich ist? Um sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen, luden Susanne Hackenbracht und Gerold Nothdurft vom Red Artistic Powerhouse in Pfullendorf Männer für eine künstlerische Aussage ein. Daraus sind zwölf verschiedene künstlerische Positionen entstanden.

Eigene Formensprache wird erklärt

Jedes Objekt befasst sich mit dem Demokratie-Begriff, ist Ausdruck der jeweils eigenen Formensprache. Dazu erhalten die Betrachtenden einen kleinen persönlichen Text, der die Gedanken desjenigen wiedergibt, der das Objekt schuf. Zu sehen sind die Arbeiten auf der Wiese im ehemaligen Alno-Fabrikgelände. Die Ausstellung entstand im Rahmen des diesjährigen kreisweiten Kulturschwerpunkts „Freiheit Gleichheit Gerechtigkeit. 500 Jahre Bauernkrieg – Was bleibt?“.

Vernissage entlang der zwölf Kunstobjekte

Gerold Nothdurft begleitete die zahlreichen Gäste der Vernissage entlang der zwölf Kunstobjekte, um die Künstler kurz vorzustellen und deren Text zu lesen. Die Traverse von Hansjörg Beck bewegte sich währenddessen sanft im Wind. Die beiden filigranen Flügel aus Bambusstäben, die mit Stahldraht in Form gehalten werden, schwebten wie eine Kompassnadel im Kreis und wechselten zuweilen die Richtung.

Für Hansjörg Beck ist die Traverse eine Brücke, die weiter führt. Sie „weist einen Weg. Öffnet Möglichkeiten. Kann zum Ziel führen.“

Jute-Säcke und Stahldraht

Zum Schmunzeln animiert die Installation von Rolls Rolf Langhans aus Jute-Säcken und Stahldraht. Die Säcke wirken wie stilisierte Oberkörper, denen der Künstler durch die Krawatten ein männliches Attribut beifügt. Mit hintergründigem Humor fügt er das „Rezept für die Fülle“ bei: „Also man nehme zuerst die Abrakadabra Methode, im Anschluss lässt man alles durch die Hokuspokus Maschine laufen, gratuliert dann zur Genauigkeit der Resultate und sackt diese ein.“

Stahlplatte wird zu einer Schnecke

Die Schnecke aus Gras von Gerold Sauter lehnt sich an eine ungewöhnliche Anekdote aus dem Jahr 1524 an.
Die Schnecke aus Gras von Gerold Sauter lehnt sich an eine ungewöhnliche Anekdote aus dem Jahr 1524 an. | Bild: Michelberger, Isabell

Mit einer ungewöhnlichen Anekdote aus dem Sommer 1524 befasste sich Gerold Sauter. In jener Zeit sorgte Klementia von Lupfen, Gräfin der Grafschaft Stühlingen, mit einer völlig sinnlosen Arbeitsanweisung bei ihren Untergebenen für Unmut: Sie sollten Schneckenhäuser mit Spinngarn umwickeln. Diese als willkürlich empfundene Maßnahme sei zum Symbol für soziale Ungerechtigkeit geworden und habe zum Aufstand geführt. Aus Stahlleisten bildete Gerold Sauter dazu einen Rahmen und legte eine Stahlplatte in das Innere. Aus der Stahlplatte arbeitete er die Umrisse einer Schnecke heraus. Auf den freien Stellen wachsen Blumen und Rasen.

Aus abgetragenen Hufeisen schweißte Jochen Schilling die „Glückwunschkugeln“ zusammen.
Aus abgetragenen Hufeisen schweißte Jochen Schilling die „Glückwunschkugeln“ zusammen. | Bild: Michelberger, Isabell

Geschweißte Installation

Der jüngste der Ausstellenden, Theo Brodd, stellt die Funktion seines Objekts vor.
Der jüngste der Ausstellenden, Theo Brodd, stellt die Funktion seines Objekts vor. | Bild: Michelberger, Isabell

Der jüngste Teilnehmer, Theo Brodd aus Wilhelmsdorf, führte seine aus alten Gebrauchsgegenständen zusammengeschweißte Installation vor, die signalisieren will, dass jeder Einzelne im System der Demokratie Gewicht habe. Zugefügte Metallschrauben können dabei das Gleichgewicht der Metallleiste verändern, was dafür sorgt, dass die Schrauben einer Seite mit lautem Geräusch in die Blechbehältnisse fallen. Beim Rundgang über die Wiese kann man sich zu jedem einzelnen Objekt seine eigenen Gedanken machen: beispielsweise über die Axt, die in der Deutschlandflagge steckt, über die Blumen aus Anbinde- und Gliederketten, über eine Sandsteinskulptur oder einen architektonischen Entwurf. Zwölf Anlässe, um über Demokratie nachzudenken und sich anregen zu lassen.

Zu den zwölf Kunst-Positionen gehört die Installation „Unter der Axt“ von Michl Brenner.
Zu den zwölf Kunst-Positionen gehört die Installation „Unter der Axt“ von Michl Brenner. | Bild: Michelberger, Isabell