Eigentlich ist die Stimmung beim FC Erzingen 1920 ganz gut, spielt man doch um den Aufstieg in die Bezirksliga. Allerdings ist die Nachwuchsarbeit in den vergangenen Jahren ins Stocken geraten.
Um eine verstärkte Förderung von jungen Fußballern in Erzingen zu gewährleisten, wurde kürzlich ein neuer sportlicher Leiter berufen. Francesco D‘Acunto, einst selbst Spieler beim FC Erzingen, will den Verein in der Jugendarbeit wieder nach vorne bringen.
Wer ist Francesco D‘Acunto?
D‘Acunto war selbst ein begnadetes Talent, das jedoch nur durch Zufall zum Fußball kam. Als kleiner Junge besuchte er Karate-Unterricht, bis er eines Tages von seinem Nachbarn überredet wurde, mit ins Fußballtraining zu kommen.
Gesagt, getan, D‘Acunto überzeugte sofort, sodass sein damaliger Trainer Andreas Bauhaber beschloss: „Ab heute spielst du nur noch Fußball!“ So kam es dann auch, er wurde einige Jahre später an einem internationalen Turnier entdeckt. Heute sagt er bescheiden, es wäre nur eine überragende Tagesform gewesen.

Fortan spielte er in den Jugendabteilungen des FC Winterthur, FC Schaffhausen und SC Freiburg (ein halbes Jahr unter Christian Streich), bevor er mit 17 Jahren beim FC Rimini in der Serie B einen Profivertrag unterzeichnete. Sein Aufstieg wurde jedoch jäh gebremst.
Nur einen Tag nachdem D‘Acunto in Italien unterschrieben hatte, erlitt seine Mutter einen Schlaganfall, ausgelöst durch einen Gehirntumor. Wenig später verstarb sie und D‘Acunto machte sich Vorwürfe, da er zu diesem Zeitpunkt nicht an ihrer Seite war.

„Ich schwor mir, nie wieder Fußball zu spielen“, erzählt er im Gespräch. Sein Vertrag wurde aufgelöst und er verfiel in Depressionen. Ein weiterer Zufall brachte ihn zurück zu dem Sport, der so viele Menschen begeistert.
Vier Jahre nach dem Schicksalsschlag wurde er von einem Freund überredet, kurz vor Meisterschaftsbeginn beim FC Tiengen mitzutrainieren. Ohne Reue erklärt er: „Ich ließ mich erneut überreden und hatte nur wenig Talent eingebüßt.“
Er bekam unmittelbar einen Amateurvertrag angeboten, für ihn völlig überraschend. „Ich hatte ein paar Kilos zugelegt“, erklärt er lachend. In den darauffolgenden Jahren spielte er für mehrere Vereine entlang des Hochrheins und startete seine Trainerkarriere. Nun ist er zurück beim FC Erzingen, wo er bereits in der Saison 2014/15 selbst aktiv war.
Eigene Erfahrungen sollen helfen
Dort wird er künftig als sportlicher Leiter der Jugendabteilung agieren. Zusammen mit Jugendleiter Joshua Lentisco, der im vergangenen Jahr bereits gute Arbeit im Nachwuchsbereich verrichtet hat, trainiert er außerdem die C-Junioren des FCE. Beide werden dieses Amt auch über die Saison hinaus bekleiden.

„Es muss bei den Grundlagen angesetzt werden, wenn die Fähigkeiten der Junioren verbessert werden sollen“, erzählt D‘Acunto, der außerhalb des Fußballs als Logistiker tätig ist. Dem Nachwuchs mangle es vor allem an einfachen Dingen, wie An- und Mitnahme vom Ball. Diese technischen Mankos will D‘Acunto ausmerzen.
D‘Acunto will auch seine eigenen Erfahrungen als Fußballer miteinbringen. Er bevorzugt eine Kombination zwischen Techniktraining, welches er in Schaffhausen und Winterthur absolviert hat, und Kraft-/Ausdauereinheiten, die in deutschen Vereinen mehr im Vordergrund stehe. Es gehe darum, bereits den E-Junioren die nötigen Basics beizubringen, sodass die jungen Spieler nicht so schnell überfordert seien.
Einfache Balltrainings anstatt komplizierter Parcours-Übungen sollen wieder in den Fokus der Trainer rücken. „Beim SC Freiburg hatte jeder 1000 Ballkontakte pro Trainingseinheit“, erklärt D‘Acunto mögliche Methoden.
Dazu wird er sich mit den Übungsleitern jeglicher Jugendmannschaften des Vereins zusammensetzen, damit ein sinnvolles Konzept ausgeklügelt werden kann. „Ich werde Sitzungen und andere Pflichttermine einberufen“, sagt D‘Acunto, der damit ein gewisses Engagement einfordern will.
Er lege Wert darauf, die interne Kommunikation des Vereins zu verbessern. Die Mitarbeit der Trainer ist erforderlich, damit auch die jungen Spieler besser erkennen, was von ihnen verlangt wird.
Francesco D‘Acunto will, dass der FC Erzingen wieder stolz auf seine Jugendarbeit sein kann. Die Vergangenheit zeigt, dass dieses Ziel umsetzbar ist, die besten Beispiele dafür seien Julian Göbel und Fabian Binzer, die beim FCE den Legendenstatus innehaben.