Fällt der Begriff Generation Z – oder Gen Z -, lassen die Klischees meist nicht lange auf sich warten. Das sind doch diese jungen Leute um die 25, wenig belastbar, dafür ständig auf Social Media unterwegs. Arbeiten wollen sie nicht und wenn, dann nur an vier Tagen in der Woche und das bitte von zu Hause aus.

Noa Hönig aus Villingen, 23 Jahre jung und damit selbst Vertreter dieser viel kritisierten Generation, ist der Gegenentwurf dazu.

Der ausgebildete E-Commerce-Kaufmann hat bereits zwei Firmen gegründet, gehört zum Vorstand der Wirtschaftsjunioren Schwarzwald-Baar-Heuberg, arbeitet neun bis elf Stunden pro Tag in seiner Agentur Make Branding, hat seit Kurzem zwei Angestellte und sagt: „Arbeitsplätze schaffen ist mir sehr wichtig.“

Auf ungeradem Weg ans Ziel

Zu seiner Biographie gehören aber auch zwei abgebrochene Ausbildungen und die Suche nach der wahren Berufung. Die hat er jetzt mit seiner Agentur gefunden: „Es fühlt sich wie ein Privileg an, wenn man für das, wofür man brennt, Wertschätzung erfährt und davon leben kann.“ Deshalb seien unter der Woche auch lange Arbeitstage für ihn in Ordnung.

Noa Hönig (links) und sein Mitarbeiter, Marketing Manager Jannis Mallinis. „Stellen schaffen ist wichtig“, sagt der junge Gründer.
Noa Hönig (links) und sein Mitarbeiter, Marketing Manager Jannis Mallinis. „Stellen schaffen ist wichtig“, sagt der junge Gründer. | Bild: Göbel, Nathalie

Seine Erfahrungen wird der Jungunternehmer in der jüngst eröffneten Frühjahrsrunde der IHK-Gründergarage weitergeben: Hier bietet er einen Kurs zum Thema Onlinemarketing und Webpräsenz an.

Die Vorurteile der Generation Z gegenüber – also all jenen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden – kennt Noa Hönig zur Genüge. Zugleich ist er ein Beispiel dafür, was die Friedrich-Ebert-Stiftung 2024 in einer repräsentativen Studie belegt hat: Die Generation Z denkt gar nicht so anders über Erwerbsarbeit wie der Rest der Gesellschaft. Zugleich ist sie eine überaus heterogene Gruppe – wie übrigens auch der Rest der Gesellschaft.

Viel Verantwortung im Ferienjob

„Es gibt auch in meiner Generation viele, die sehr viel leisten“, ist er überzeugt. Was Arbeit bedeutet, hat der Franzose, der als Zehnjähriger nach Deutschland kam, schon nach dem Realschulabschluss gelernt. Zum Beispiel als Vollzeit-Ferienjobber beim Sportartikel-Riesen Decathlon, wo er schon bald mit Produktschulungen und der Kontrolle des Warenbestandes betraut worden sei.

Vom Sportgeschäft ins Sterne-Hotel

Bis es zur Gründung seiner eigenen Firma kam, hat Noa Hönig jedoch einige Umwege genommen: Eben jene abgebrochenen Ausbildungen bei Decathlon und als Immobilienkaufmann, jobben in einem Baumarkt und eineinhalb Jahre ackern als Servicekraft in einem Fünf-Sterne-Hotel in Baden-Baden.

Herausfordernd und bereichernd zugleich

Viele Prominente habe er dort getroffen – Thomas Gottschalk, Sarah Connor, Shirin David etwa. Doch in erster Linie habe er dort eines gelernt: „Zu arbeiten und zu priorisieren. Wer einmal in der Gastro gearbeitet hat, weiß, dass man da ein dickes Fell braucht.“

Rückblickend sei es eine der am meisten bereichernden Zeiten seines Lebens gewesen, sagt Noa Hönig.

Vor allem, als er vom Frühstücksbuffet in den Abendservice wechseln durfte – der Arbeitszeiten wegen war das erst mit 18 Jahren möglich. Dort durfte er den Gästen die Vorzüge der asiatisch-französischen Fusion-Food-Küche erläutern und empfehlen.

Die Ausbildung zum E-Commerce-Kaufmann sollte letztlich die sein, die ihm den Weg in seine berufliche Zukunft wies. Er hat sie abgeschlossen und sogar eine sechsmonatige Ausbildungsverkürzung bekommen.

„Die Umwege und das Ausprobieren waren für mich dennoch total wichtig“, sagt er in der Rückschau. „Wie soll man sonst auch wissen, was man machen will?“ Seiner Altersgruppe grundsätzlich die Arbeitsbereitschaft abzusprechen, sei ungerechtfertigt.

Erfahrungen mit „Gen Z-gehabe“

Gleichwohl hat auch er Erfahrungen mit „Gen-Z-Gehabe“, wie er es nennt. Etwa bei der Suche nach Co-Foundern für den Onlineshop Revive Personality, den er zusammen mit seiner besten Freundin Julia Ankiewicz gegründet hat. Revive Personality war auch schon als Pop-up-Store in der Villinger Innenstadt zu finden.

Noa Hönig fühlt sich heute im Digitalmarketing zu Hause. Dass er oft elf Stunden am Tag arbeitet, stört ihn nicht. Wenn man seine ...
Noa Hönig fühlt sich heute im Digitalmarketing zu Hause. Dass er oft elf Stunden am Tag arbeitet, stört ihn nicht. Wenn man seine Berufung gefunden habe, fühle sich das wie ein Privileg an. | Bild: Göbel, Nathalie

Wenn Noa Hönig potenziellen Mitstreitern erzählt, wie viel Arbeit in einem auf Zeit angelegten Pop-up-Store steckt, sei das vielen schon zu anstrengend.

„Julia und ich standen schon total erkältet zwischen den Jahren in einem Mannheimer Einkaufszentrum in unserem Pop-up-Store“, sagt er. „Darauf haben viele keine Lust.“

Onlineshop läuft nebenbei

Mangels Co-Gründern, die sich einen Einstieg vorstellen können, laufe der Kommissionsverkauf von Nobeltaschen und -mode gerade etwas auf Sparflamme. Was Noa Hönig einerseits bedauert, denn der Shop habe sich gut entwickelt: „Wir hatten anfangs 2000 Euro Umsatz. Jetzt sind wir im sechsstelligen Bereich, wobei das meiste natürlich an die Kunden geht, weil wir in Kommission verkaufen.“

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Andererseits ist da seine Agentur, in die momentan seine ganze Energie fließt und in der er auch bereits zwei Arbeitsplätze geschaffen hat. Vor allem mittelständische und kleine Firmen zählen zu seinen Kunden, aber auch die regionale Wirtschaftsförderung, die Make Branding für eine Job-Kampagne engagiert hat.

Wifög-Geschäftsführerin Henriette Stanley.
Wifög-Geschäftsführerin Henriette Stanley. | Bild: Göbel, Nathalie

Wifög-Geschäftsführerin Henriette Stanley ist von der Mentalität des Jungunternehmers begeistert: „Er denkt genauso kreativ wie wir und erkundet auch mal gerne Out-of-the-box-Wege“, sagt sie. „Daher passen wir marketingmäßig gut zusammen.“

Die Lösung steht im Mittelpunkt

Was Noa Hönig für sie als Gründer absolut ausmache, sei seine Lösungsorientierung: „Das finde ich herrlich, diese Einstellung, dass es für jedes Problem, jede Fragestellung eine Lösung gibt. Das macht für mich eine Gründerin, einen Gründer aus.“