Sie steigt in wenigen Sekunden nach oben und hat aus einer Flughöhe von maximal 150 Metern den besten Bilck auf das Szenario: Die Drohne der Pfullendorfer Feuerwehr, die seit 2018 bei eingesetzt wird und eine große Hilfe ist.
„Wir waren Vorreiter im Landkreis Sigmaringen“, sagt Pfullendorfs Stadtbrandmeister Dieter Müller, der zum Pressegespräch mit dem SÜDKURIER Ingo Dreher, Leiter der Drohnengruppe, einlädt. Dreher selbst hatte vor sechs Jahren den Stein ins Rollen gebracht, als er Müller von den Vorzügen der Drohne berichtete.
Keine Erfahrungen damit
Müller erhielt daraufhin grünes Licht vom damaligen Bürgermeister Thomas Kugler, sodass die erste Drohne für weniger als 2000 Euro angeschafft werden konnte. „Wir haben damals von null angefangen“, sagt Ingo Dreher, weil der Einsatz der Drohnen noch in den Kinderschuhen steckte. Es gab wenig Literatur über die Drohnen, wenig Erfahrungsberichte und wenig Lehrmaterial. „Wir haben uns trotzdem Schritt für Schritt mehr Wissen angeeignet“, ergänzt Dreher.
Viele junge Kameraden
14 Feuerwehrleute, davon viele jüngere und technisch affine Kameraden sowie ein IT-Fachmann, gehören mittlerweile der Drohnengruppe der Feuerwehr Pfullendorf an. Zwei weitere im Kreis Sigmaringen gibt es in Bad Saulgau und in Mariaberg. Die Bevölkerung war anfangs skeptisch, hatte sogar Befürchtungen, dass ihr Zuhause ausspioniert werden könnte. „Wir sind von einigen Bürgern belächelt worden“, sagt Dieter Müller.

Jedes Gruppenmitglied musste vor dem ersten Flug mit der etwa zweieinhalb Kilogramm schweren Drohne seinen Drohnenführerschein machen – in Theorie und Praxis. „Da geht es unter anderem um Meteorologie oder um die Thermik“, so Dreher, der etliche Stunden zu Hause paukte, um die Prüfung zu bestehen. An seinen ersten Einsatz als Drohnenpilot erinnert er sich noch genau: Es war eine Personensuche in Mariaberg.
„Sie ist in nicht einmal einer Minute bereit für den Flug.“Ingo Dreher, Drohenpilot
Die erste Drohne wurde ein paar Jahre später gegen eine neue Drohne ersetzt – eine deutlich fortschrittlichere, eine mit verfeinerter Technik, eine mit noch besseren Bildern. Mittlerweile rückt die Drohnengruppe zu fast allen Einsätzen aus. In einem Rollcontainer befindet sich das zugehörige Equipment, die Drohne – ausgestattet mit einer Wärmebildkamera, mit einem Motor und mit Propellern – wird in einem Koffer aufbewahrt. „Sie ist in nicht einmal einer Minute bereit für den Flug“, ergänzt Dreher.
Greifvögel können angreifen
Doch die Piloten und Beobachter müssen auf alles gefasst sein, weil die Drohne in den Luftverkehr eingreift. Greifvögel hätten die Drohne schon attackiert, Tauben den Flug behindert. Deshalb – so Dreher – dürften die Piloten nicht angesprochen werden. „Es ist höchste Konzentration gefragt“, sagt er, zumal bei jedem Flug die Witterungsverhältnisse berücksichtigt werden müssen. „Bei Minustemperaturen müssen wir die Propeller gegen die Kälte schützen“, ergänzt Dreher, der sich im Laufe der Jahre immer mehr Kompetenzen angeeignet hat.
Einsatz im Seepark Linzgau
Die Investition in das Fluggerät hat sich indes schon mehr als gelohnt. Beim Brand in der Silvesternacht in der Meßkircher Altstadt wurde die GPS-gesteuerte Drohne, die auch Temperaturen messen kann, so nah wie möglich an die Fenster gelenkt. „So konnten wir feststellen, dass das Feuer noch in den Zwischenwänden war“, sagt Dreher.
Beim Einsatz im Seepark Mitte Januar, als plötzlich vier Menschen auf dem vereisten Badesee verschwunden waren, wurde die Drohne eingesetzt, um mithilfe von Strahlern bei Dunkelheit nach dem Vermissten zu suchen. Während des mehrstündigen Einsatzes wurde die Drohne nach unten auf die Landeplane geholt, die Akkus getauscht, damit die Drohne wieder in die Luft steigen konnte.
Und Dreher weiß noch gut, als bei Sauldorf 14 Rinder bei einem Unwetter ausgebüxt waren, sie aber mit der Drohne schnell gefunden wurden. Die Drohne ist außerdem im Einsatz bei Unfällen mit Gefahrengütern, weil die Drohne die Füllmenge der Behälter erkennen kann.

Dieter Müller nennt noch das Beispiel, als beim Unwetter vergangenes Jahr beim Konzert von Andreas Gabalier die Drohne dazu diente, sich einen Überblick über die Menschenmenge zu verschaffen, um dann eine Entscheidung zu treffen, wo die Besucher am besten und am sichersten das Gelände verlassen können. „Das ist für uns alle eine große Erleichterung“, ergänzt Müller, der sich auf Dreher und die Drohnengruppe verlassen kann. Die Drohnengruppe trifft sich regelmäßig zu Übungen, tauscht sich aus, hat die technischen Neuheiten auf dem Schirm. „Es steckt Arbeit dahinter, macht uns allen aber viel Spaß“, so Dreher.