Die Bürger aus Mottschieß können die Sektkorken knallen lassen, weil ihr großer Wunsch in Erfüllung geht. Der Radweg nach Pfullendorf wird gebaut – nicht heute, nicht morgen, aber in absehbarer Zukunft.

Dass Erich Greinacher das noch erleben darf. Der 67-Jährige, der 25 Jahre lang Ortsvorsteher von Mottschieß war, kann sein Glück noch gar nicht fassen. „Das habe ich nicht mehr erwartet“, sagt Greinacher, wenngleich er nie die Hoffnung aufgab, „auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering war, dass wir den Radweg bekommen“, so Greiner im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Land ist zuständig

Das Problem bestand aber darin, dass für die von Mottschieß nach Pfullendorf führende Landesstraße 268 das Land zuständig ist, das aber trotz mehrfacher Versuche nicht bereit war, Mittel für den Bau des Radwegs bereitzustellen. „Es ist zudem kein überörtlicher Radweg, der für touristische Zwecke genutzt wird, wie zum Beispiel der Donauradwanderweg“, ergänzt Greinacher, der sich umso mehr über die Zusage des baden-württembergischen Verkehrsministeriums freut. Er habe sich im Interesse der Mottschießer lange und vehement für den Radweg eingesetzt. „Da mussten dicke Bretter gebohrt werden.“

„Es gibt gute Argumente dafür.“
Erich Greinacher, langjähriger Ortsvorsteher

Schon 2001, zwei Jahre nachdem Greinacher zum Ortsvorsteher gewählt worden war, hatte er im Technischen Ausschuss Pfullendorf den Antrag gestellt, den Radweg bei der Fortschreibung des Radwegkonzepts für den Landkreis Sigmaringen zu berücksichtigen. „Es gibt gute Argumente dafür.“ Denn Greinacher begründete sein Anliegen damals damit, dass er eine durchgehende Radwegverbindung von Mottschieß in die Kernstadt für wichtig hält, weil er ohne das fehlende Teilstück von etwa 800 Metern ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial sehe. „Auf der stark frequentierten Landesstraße 268 wird sehr schnell gefahren. Wir haben hier auch viel Schwerlastverkehr“, so Greinacher.

Viel Verkehr auf der Straße

Bis heute ist die Verkehrssituation unverändert. Die Radfahrer nutzen nach dem Ortsausgang von Mottschieß Richtung Pfullendorf den etwa 500 Meter lang geteerten landwirtschaftlichen Weg, um dann ihre Fahrt auf der Landesstraße fortzusetzen, auf der die Autos und Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbei preschen. Zwischen der Einmündung der Allee auf die L 268 bei der Gaugelmühle und dem nächsten Parallelweg entlang der L 268 müssen die Radfahrer die Landesstraße zudem noch überqueren. „Vor allem zurück von Pfullendorf den Berg hoch nach Mottschieß ist es wirklich gefährlich“, so Greinacher, der selbst gerne mit dem Rad unterwegs ist.

Vom Ortsausgang aus führt ein geteerter landwirtschaftlicher Weg, bevor es auf die Landesstraße geht.
Vom Ortsausgang aus führt ein geteerter landwirtschaftlicher Weg, bevor es auf die Landesstraße geht. | Bild: Thannheimer Dirk

Vergangene Woche stattete er Bürgermeister Ralph Gerster einen Besuch ab, um sich von ihm den positiven Bescheid des Regierungspräsidiums Tübingen zeigen zu lassen. Danach sah es beim Neujahrsempfang noch nicht aus, bei dem Greinacher für seine Verdienste mit dem Wappenteller der Stadt Pfullendorf ausgezeichnet wurde.

Gerster würdigte das kommunalpolitische Engagement von Greinacher, „dessen Herzenswunsch, eine Radwegverbindung zwischen Mottschieß und Pfullendorf, bislang noch nicht verwirklicht werden konnte.“ Aber Gerster versprach, dass dieses Anliegen auf der Agenda bleiben würde.

Eine Einzelfallentscheidung

Und nicht einmal zwei Monate später konnte der Rathauschef in der öffentlichen Gemeinderatssitzung Ende Januar dem Gremium die gute Nachricht mitteilen. Er freut sich für den Pfullendorfer Ortsteil, sagte aber auch, „dass es noch eine Weile dauert, bis mit dem Bau des Radwegs begonnen wird“. Es sei eine Einzelfallentscheidung getroffen worden, so Schultes – mit dem erfreulichen Resultat, dass das Land die Kosten für den Lückenschluss des Radwegs übernimmt.

Absage für Kleinstadelhofen

Nicht zum Zug kommt indes der Lückenschluss des Radwegs in Kleinstadelhofen in Richtung Straß. Wie hoch am Ende die Kosten für den Radweg zwischen Mottschieß und Pfullendorf sein werden, lässt sich schwer abschätzen. „Die Topographie macht es nicht ganz so einfach“, sagt Erich Greinacher, der optimistisch ist, dass in den nächsten fünf Jahren mit dem Bau des Radwegs begonnen. „Das ist keine übertriebene Vorstellung. Das halte ich für realistisch.“

Der Radverkehr nimmt zu

Und Greinacher ist überzeugt davon, dass der neue Radweg rege befahren wird – nicht nur von den Mottschießern. „Der Radverkehr wird deutlich zunehmen, die Zahl der E-Bikes weiter steigern.“ Bis letztendlich symbolisch das Bad bei der Eröffnung des Radwegs durchschnitten wird, wartet Greinacher gerne. „Ich kann es immer noch nicht fassen“, wiederholt er seine Freude.