„Unser Gebet ist, dass das deutsche Volk auf unsere Herzschreien hört und sein Herz sprechen lässt. Möge der Herr sie segnen.“ Dramatisch endet der Appell von Pastor Salomon Sawadogo, den er den Mitgliedern von „Pro-Burkinabe e.V. – Christlicher Verein“ geschickt hat. Seit vielen Jahren unterstützt der Verein Menschen und Projekte in dem westafrikanischen Land, das zu den ärmsten Staaten der Welt gehört. Die Ursache für das aktuelle Elend sind hunderttausende Flüchtlinge, die aus den Dörfern in der Grenzregion zu Mali und Niger aus Angst vor dem Terror islamischer Dschihadisten fliehen. Viele wurden getötet, weil sie sich weigerten, zum Islam überzutreten.

320 000 Flüchtlinge in der Stadt Kaya

Allein in der Stadt Kaya, in denen auch der Pfullendorfer Verein „Initiative Burkina Faso Keng Taooree – Schulen für Afrika“ aktiv ist, halten sich nach Angaben von Pastor Sawadogo rund 320 000 Vertriebene auf. Die Regierung helfe, so gut es gehe, aber sei absolut überfordert. Es mangele an Nahrung, Wasser und Unterkünften. Die Vertriebenen leben in Zelten, suchen in der Stadt nach Arbeit, um etwas Geld zu verdienen. „Frauen helfen bei der Wäsche oder im Kleinhandel. Kinder können nicht mehr in die Schule, weil kein Geld für den Schulbesuch vorhanden ist“, berichtet Pastor Sawadogo, der schon mehrfach in Pfullendorf über die Hilfsprojekte informierte.

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Fred-Rainer Kotz, Vorsitzender des 2007 gegründeten Vereins „Pro Burkinabe e.V“, kennt die Situation sehr gut, da er immer wieder vor Ort ist, um sich über den Stand der Initiativen zu informieren, die unterstützt werden. Aktuell ist er mit Pastor Sawadogo per WhatsApp in ständigem Kontakt und dieser schildert ihm dramatische Szenen aus Burkina Faso. „Das Militär schafft es nicht, die Terrormilizen zu verdrängen. Ein Video zeigt, wie tausende Menschen vor den Dschihadisten fliehen, ohne Hab und Gut und nur ihr Leben retten wollen“, erzählt Kotz im SÜDKURIER-Gespräch. Die Flüchtlinge werden in Zelten untergebracht und hätten so wenigstens ein Dach über dem Kopf. „Aber, was passiert, wenn im Juli die Regenzeit beginnt?“, befürchtet Kotz, dass die Behelfsbehausungen den Wassermassen nicht standhalten. Und im November beginnt zudem die Haupterntezeit.

Weitere Häuschen werden gebaut

In den vergangenen Wochen überwies der Verein Geld für die Nahrungsmittelbeschaffung, vornehmlich Reis, der in Burkina Faso das günstigste Grundnahrungsmittel ist. Mit 16 000 Euro finanzierte man den Bau von neun kleinen Häuschen, wo sechsköpfige Familien untergebracht werden. Wichtig war auch der Bau eines Brunnens, wobei eine Spende des Pfullendorfer Weltladenteams einen großen Beitrag leistete. Jetzt sollen weitere Häuschen gebaut werden, wobei der Preis je Haus bei 900 Euro liegt. Für diese Siedlung wurde im Budget eine Toilettenanlage und Solarlichter eingeplant. Auch für dieses Vorhaben hofft Pro-Burkinabe auf Spenden.

Entbindungsstation wird fertig

Ein anderes Projekt ist nach Angaben von Rainer Kotz kurz vor der Fertigstellung – eine Entbindungsstation, die in der Nähe einer vom Verein ebenfalls finanzierten Krankenstation gebaut wird. Der Verein überwies rund 30 000 Euro für das Vorhaben, die andere Hälfte steuerte das deutsche Entwicklungsministerium bei. In der Stadt Kaya hat man gleichfalls ein Haus, wo derzeit eine wichtige Arbeit gemacht wird: dort werden Seminare für traumatisierten Menschen durchgeführt. Nach Angaben von Pastor Sawadogo sind viele Flüchtlinge durch ihre Erlebnisse traumatisiert, verstärkt durch den täglichen Kampf ums Überleben. Die Älteren würden in Zelten oder unter Bäumen sitzen, und sich gegenseitig ihre tragischen Geschichten erzählen, berichtet Salomon Sawadogo, der sich vor allem um die Kinder große Sorgen macht, weil Kriminalität und Drogen sie bedrohen. „Liebe Freunde, Burkina Faso erlebt in jüngster Zeit den schlimmsten Moment seiner Geschichte“, hofft der engagierte Mann aus Burkina Faso, dass trotz Corona viele Menschen seinen Hilferuf erhören.

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