Am Ende ging es ganz schnell. Gegen 21.30 Uhr wurde der Regen immer stärker, viele Besucher verließen das Festgelände und Andreas Gabalier verbeugte sich minutenlang auf der Bühne vor den vielen tausend Fans, die ausharrten und die letzte Note ihres Idols nicht verpassen wollten.

Seinen größten Hit „Hulapalu“ hatte er sich bis zum Schluss aufgespart und vieltausendfach hörte man die ultimative Gabalier-Hymne. Dann war endgültig Schluss, die möglichen Zugaben fielen dem Wetter zum Opfer und der Maestro schickte seinen Fans noch diese Botschaft: „Wir sehen uns wieder.“ Ob der Megastar beim „Pfullywood Festival 2025“ wieder nach Pfullendorf kommt, um seine tapferen Fans zu belohnen? Im SÜDKURIER-Gespräch erzählte Ewald Restle, dass er schon am Programm für das nächste Jahr arbeitet und es bereits Vertragsverhandlungen gebe.
Gewitterzelle entlädt sich über Festivalgelände
Laut Wetterdaten hätte die erste Gewitterzelle, die sich am Sonntagabend gegen 18 Uhr am Himmel über Pfullendorf zusammenbraute, vorbeiziehen sollen.
Doch sie schlug einen Haken und ließ innerhalb weniger Minuten starken Regen und Hagel über dem Festivalgelände niederprasseln.
Die Sicherheitsverantwortlichen entschieden dann, das Festivalgelände zu evakuieren. Mitglieder der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk, Sicherheitsdienste, die Polizei waren im Einsatz. Die psychosoziale Notfallversorgung im Landkreis Sigmaringen war mit sechs Notfallseelsorgern vor Ort.

Die Notfallseelsorgerinnen Alexandra Chevalier und Silke Haag erläuterten ihre Aufgaben: Fragen beantworten, da zu sein und ein offenes Ohr für die Menschen zu haben. Alle Personen, auch die Glücklichen, die zunächst in den nächstgelegenen Ausschankzelten Unterschlupf gefunden hatten, mussten das Festivalgelände verlassen. Wer in der Nähe wohnte, fuhr heim und zog sich um. Die Feuerwehr informierte die Gäste, wo sie in naher Umgebung trockenen Unterschlupf finden. Die Orte waren im Evakuierungsplan hinterlegt.
Fabrik und Kartoffelhalle öffnen ihre Türen
Der Kartoffelhof Josef Weißhaupt öffnete seine Kartoffelhalle, die Hennig GmbH die Türen der Fertigungshalle. Auch der SÜDKURIER fand dort ein trockenes Plätzchen. Familie Hennig organisierte Getränke und Toilettenmöglichkeiten für die durchnässten Besucher, Sandra Hennig brachte sogar Föhne, die vor allem die Damenwelt dankbar annahm. Schließlich hatten sie sich für die große Dirndl-Party herausgeputzt, kunstvolle Kränze in die Haare geflochten, die Dirndl aufgebügelt und die weißen Sneakers herausgeholt.


Manche Dirndlträgerinnen hielten gar die Röcke über den warmen Luftstrom der Händetrockner, um sie zu trocken. Erika Jäger aus Hausen a.A. war völlig durchnässt, fror und meinte, dass ihr ein Konzertabbruch egal wäre, wenn sie für das nächste Konzert von Gabalier eine Karte bekommen würde.
Besucher lassen sich die gute Laune nicht verderben
Rainer und Daniela Sickinger, Alexandra Kirn und Regine Herre aus Haigerloch waren zuversichtlich, dass es weitergehen würde und lautstark stimmten „I sing a Lied für di“ an. Nicht nur dieses Quartett dankte der Familie Hennig für die Hilfe und lobten den Veranstalter für das umsichtige Handeln. Andere sangen „So ein Tag, so schön wie heute“ und ließen sich ihre Laune durch das Unwetter nicht verderben.
Lautstarker Jubel brandete auf, als dann verkündet wurde, dass das Festival in Kürze weitergehen würde.
Als die ersten Gäste wieder auf dem Gelände eintrafen, wandten sich Moderator Rainer Vollmer und Ewald Restle, der mit Thomas Hiestand das Pfullywood-Festival veranstaltet und einem großen Helferteam unterstützt wird, in aller Namen an die Besucher.
Veranstalter dankt Besuchern und allen Helfern
Restle dankte den Besuchern und Helfern für den reibungslosen Ablauf bei der Evakuierung, der Firma Hennig für die Öffnung der Halle, der Familie Weißhaupt für die Öffnung der Kartoffelhalle und den Gästen, die in ihren Autos sich und anderen Schutz boten. „Eine absolut tolle Leistung.“

An den Eingängen warteten viele Besucher noch auf Einlass, deshalb entschied der Veranstalter, dass Andreas Gabalier erst um 20 Uhr mit dem Konzert beginnen würde. „Ich bin durch und durch Gabalier-Fan“, erklärte Alexandra Stritzelberger aus Biberach, das sie sich eine Viertelstunde Wartenfrist gefallen lassen, aber eine halbe Stunde sei doch zu lange. Martina Lentschig aus Liptingen blieb locker und verspürte „ein bisschen Southside-Feeling“.
Auch Gabalier hält dem Regen stand
Dem Star machte der Regen nichts aus. Schier im Gegenteil. Er marschierte den Laufsteg vor der Bühne auf und ab, verbeugte sich minutenlang im Regen vor seinen Fans, die ausharrten. Dann machte er noch eine Ansage: „Wir sehen uns wieder!“ Kündigte Andreas Gabalier etwa ein Wiedersehen in Pfullendorf an? Diese Frage blieb unbeantwortet. Aber tausende Fans hoffen, dass der Österreicher ihre Treue belohnt, und nochmals den Weg in den Linzgau findet. Dann wird auch der Wettergott mitspielen, oder?


Feuerwehrkommandant zur Sicherheitslage
Auf Anfrage des SÜDKURIER erklärt Feuerwehrkommandant Dieter Müller, dass alle Beteiligten sicherheitstechnisch sehr gut auf das Konzert und die vielen Besucher vorbereitet waren. Am Sonntag hatte man das Wetter ab 12 Uhr im Monitoring und ständig Kontakt zu den Fachberatern Meteorologie sowie der Leitstelle Bodensee Oberschwaben. „Wir waren uns alle sicher, dass es uns nicht treffen würde.“ Plötzlich war dann auf dem Radar die Gewitterwolke und es ging alles sehr schnell, bis das Gewitter kam. Im Führungsstab, der über die ganzen Festivaltage aktiv war, wurde sofort reagiert und die Schutzräume geöffnet und die Menschen aufgefordert, ihre Autos oder die Schutzräume aufzusuchen. Leider wiederholte sich fast am Ende des Konzertes und auf Empfehlung des Koordinierungsteams und dem Führungsstab, wurde das Konzert auch dann beendet. (siv)