Die einen feiern, die anderen helfen in der Not: Der DRK-Ortsverein Pfullendorf hat beim Summerty-Festival im Seepark Linzgau die Stellung gehalten. Der Sanitätsdienst hatte alle Hände voll zu tun, versorgte an beiden Veranstaltungstagen insgesamt 37 Patienten. Acht verletzte Besucherinnen und Besucher mussten ins Krankenhaus transportiert werden.
Standort ist ideal
Am Samstagabend gegen 18 Uhr schleppte ein Festivalbesucher auf seinem Rücken seinen Kumpel unter Kraftanstrengung zum etwa 30 Quadratmeter großen DRK-Container gegenüber der Tauchschule, wo das DRK seit 2023 bei den Festivals im Seepark Linzgau seinen Standort hat und von dort aus den besten Überblick auf das Festgelände und den Campingplatz hat. „Wir haben uns in all den Jahren weiterentwickelt und investiert“, sagte Andreas Kees, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Pfullendorf. Früher war der Standort noch auf dem Festgelände, wo das Zelt den starken Stürmen nicht mehr stand hielt.
Er muss auf die Intensivstation
Zurück zu dem Besucher, für den das Festival beendet war. Er war nicht mehr ansprechbar, hatte offensichtlich zu viel Alkohol auf der Malleparty in Pfullendorf getrunken. Die geschulten Rettungssanitäter, von denen an beiden Tagen im Schichtbetrieb immer zwischen acht und zehn im Dienst waren, verabreichten dem Betrunkenen auf einer Liege hinter einem Vorhang eine Infusion, ehe der betrunkene Patient kurze Zeit später mit dem Rettungswagen ins Sigmaringer Krankenhaus gefahren wurde, wo er die Nacht auf der Intensivstation verbrachte. „So etwas kommt aber ganz selten vor, eigentlich so gut wie nie“, sagte Jörg Wiggenhauser, Leiter des Sanitätsdiensts. Die anderen sieben Krankentransporte sind auf schwerere Verletzungen und nicht zwingend auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen.

„Jedes Festival ist anders. Die Zahl der Einsätze hängt in erster Linie von der Anzahl der Besucher ab.“Jörg Wiggenhauser, Leiter Sanitätsdienst
Wiggenhauser selbst ist seit vielen Jahren bei den Festivals im Seepark im Dienst, nie als Besucher, aber immer parat in Notfällen. „Jedes Festival ist anders. Die Zahl der Einsätze hängt in erster Linie von der Anzahl der Besucher ab“, so Wiggenhauser. Deshalb musste das DRK im vergangenen Jahr beim Konzert von Andreas Gabalier auch an seine Grenzen gehen, schließlich waren es mehr als 10.000 Besucher.
Schnittwunden und verstauchte Knöchel
Außer dem Abtransport des betrunkenen Besuchers gab es an beiden Veranstaltungstagen mehrere Versorgungen. „Alle Einsätze werden von uns genau protokolliert“, so Kees, der daher die genauen Zahlen des Summerty-Festivals beziffern kann. „Meistens sind es Schnittwunden oder auch Sportverletzungen, weil sich die Besucher beim Spielen auf dem Campingplatz den Fuß verstaucht haben oder ähnliches“, ergänzte Kees. Jede ärztliche Versorgung würde zeigen, „dass das DRK absolut seine Berechtigung bei diesen Festivals hat. Wir sind eine wichtige Anlaufstelle für die Besucher.“
Salben und Tabletten
Kaum hatte Kees ausgesprochen, schon kam die nächste Patientin, begleitet von einer Freundin, in den nicht übersehbaren Container, der 2020 für 45.000 Euro angeschafft wurde. Die Angst der Besucherin, von einer Zecke gebissen worden zu sein, bestätigte sich nicht. Es war ein Insektenstich, deren Wunde die Sanitäter mit einer kühlenden Salbe behandelten. Solche Gefälligkeiten wie unter anderem auch die Herausgabe von Kopfschmerztabletten werden in der Statistik nicht aufgeführt.
Am Samstagabend stellten sich indes die Mitarbeiter des DRK auf mehr Arbeit ein als am Freitagabend – erstens weil samstags mehr los und zweitens die Rutsch- und Sturzgefahr nach dem Regen größer war. Deshalb drehten zwei Sanitäter regelmäßig mit ihrem gut ausgestatteten Rucksack ihre Runden auf dem Festgelände, um schnell Erste Hilfe leisten zu können. Indes nahm der nächste Besucher auf einer der vier Liegen Platz. Und wenn zu viele Patienten auf einmal eine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen müssen? „Dann wird triagiert“, so Jörg Wiggenhauser. Bei einer Triage wird die Reihenfolge der Patienten nach der medizinischen Dringlichkeit eingestuft.
Friedliches Publikum
Für das DRK ist der Einsatz beim Summerty-Festival indes ein Dienst wie jeder andere. „Es ist ein junges, friedlich feierndes Publikum. Passieren kann immer etwas“, so Kees, der aus der Sicht des DRK von einem normalen Festival spricht. Oberstes Gebot sei, „die Ruhe zu bewahren“. Und die Sanitäter sind freundlich und ruhig geblieben, suchten für jede Verletzung ihrer Patienten nach einer Lösung. „Oft bedanken sich die Patienten bei uns, weil wir ihnen geholfen haben“, ergänzte Wiggenhauser.
Kritik an der Politik
Ein Problem beschäftigt indes Andreas Kees dennoch: das deutsche Gesundheitssystem. Wenn der einzig verfügbare Rettungswagen vor Ort nach Sigmaringen unterwegs ist und der zweite Rettungswagen am DRK-Heim auch noch ausrücken muss, was ist dann? „Der Politik ist dieses Problem bekannt. Aber sie handelt nicht“, so Kees. Und dieses Szenario hätte an diesem Wochenende durchaus Realität werden können. Außer dem Summerty-Festival fanden das Bächtlefest in Bad Saulgau, das Seehasenfest in Friedrichshafen und das Schlossseefest in Salem statt.