Anfang April eröffnete in der Hauptstraße 40 in Pfullendorf der Tagestreff St. Elisabeth der Kirchlichen Sozialstation St. Elisabeth. In den 300 Quadratmeter großen Räumen über der „Central-Apotheke“ sind 20 Tagespflegeplätze vorhanden. Ein Aufenthalt in der Tagespflege bedeutet für die Gäste, einen oder mehrere Tage pro Woche in Gemeinschaft statt alleine zu verbringen.

Sabine Feig, Vorständin der Kirchlichen Sozialstationen im Dekanat Sigmaringen-Meßkirch e.V.: „Wir haben im Tagestreff St. ...
Sabine Feig, Vorständin der Kirchlichen Sozialstationen im Dekanat Sigmaringen-Meßkirch e.V.: „Wir haben im Tagestreff St. Elisabeth an jedem Tag noch Kapazitäten frei.“ | Bild: Sandra Häusler

„Wir haben an jedem Tag noch Kapazitäten frei“, betont Sabine Feig, Vorständin der Kirchlichen Sozialstationen im Dekanat Sigmaringen Meßkirch e.V. Am 1. August stieß Sibylle Wegelin als Teamleiterin zum Tagestreff hinzu. Das Angebot der Tagespflege steht allen Menschen offen, Hautfarbe und Religion spielen keine Rolle, so Sabine Feig. Der Mittwoch im Tagestreff St. Elisabeth steht unter dem Schwerpunkt Demenz.

Gäste werden abgeholt

Morgens werden die Gäste von einem Fahrer der Tagespflege daheim an der Haustür oder auch im Haus abgeholt. Die Fahrer helfen bei Bedarf auch beim Anziehen und begleiten den Gast zum Fahrzeug. Das Einzugsgebiet des Tagestreffs St. Elisabeth reicht über Pfullendorf bis nach Ostrach, Illmensee, Herdwangen, Hausen am Andelsbach und Krauchenwies. Eine Herausforderung sei die Tourenplanung unter den aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen, sagt Sibylle Wegelin.

Fähigkeiten fördern und fordern

Das Basteln ist ein Bestandteil des Programmes im Tagestreff St. Elisabeth (von links): Tagesgast Helga Wenzel, Katharina Wenz, ...
Das Basteln ist ein Bestandteil des Programmes im Tagestreff St. Elisabeth (von links): Tagesgast Helga Wenzel, Katharina Wenz, stellvertretende Teamleitung, Tagesgast Margot Bauer, Pflegekraft Isabella Baumgärtner und Teamleiterin Sibylle Wegelin. | Bild: Sandra Häusler

Der Aufenthalt im Tagestreff beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. Dann folgt die „Zeitungsrunde“, in der die Betreuungskräfte aus der Heimatzeitung vorlesen. Oft regen die Inhalte der Berichterstattung Tagesgäste zum Austausch an. „Je nach vorhandenen Ressourcen werden die Tagesgäste in ihren Fähigkeiten gefördert und gefordert“, beschreibt die Teamleiterin. Dazu trägt Gymnastik bei, ebenso Basteln, Spielen von Gesellschafts- und Kartenspielen oder kognitives Gedächtnistraining. Betrachten die Tagesgäste alte Bildbände und Bücher wecke dies oft deren Erinnerung an vergangene Zeiten. Das Mittagessen kommt vom Hofgut Müller aus Ostrach. „Essen ist ein wichtiger Punkt für die Gäste“, stimmen Sabine Feig und Sibylle Wegelin überein. In der Therapieküche backen die Hauswirtschaftskräfte den Kuchen für den Nachmittagskaffee. Das gemeinsame Backen mit Tagesgästen ist aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen derzeit nicht möglich, soll aber nach Pandemieende wieder aufgenommen werden. Für die Mittagsruhe stehen gemütliche „Siesta-Sessel“ mit herausklappbarer Relax-Funktion zur Verfügung. Jeder Tagesgast hat seine eigene Box mit Kissen und Decke. Einer der drei Ruheräume ist zusätzlich mit einem Pflegebett ausgestattet. Manche Tagesgäste machen es sich auf den Sofas gemütlich.

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Nach der Mittagsruhe nimmt das Tagesprogramm wieder Fahrt auf, Raterunden und Spiele tragen zur Aktivierung bei, bevor die „Kaffeerunde“ lockt. Manchmal gibt es frisch gebackene Waffeln und am Geburtstag stoßen die Mitarbeiter mit alkoholfreiem Sekt mit den Gästen an. Zum Ende der Tagesbetreuung werden die Gäste wieder vom Fahrdienst nach Hause gebracht. Die jahreszeitliche Dekoration in den freundlichen und lichtdurchfluteten Räumen wird überwiegend mit den Gästen gemeinsam angefertigt, aktuell sind es Weihnachtskugeln, Adventskränze, Engel oder Fensterbilder.

„Schnuppertag“ ist möglich

Margot Bauer aus Pfullendorf kommt seit Juni 2021 jeden Freitag in den Tagestreff St. Elisabeth. Die 77-jährige sagt „Mir gefällt gut, dass wir dauernd etwas zu tun haben und wir uns unterhalten können.“ Helga Wenzel aus Pfullendorf ist seit rund drei Monaten zweimal pro Woche in der Tagespflege zu Gast und berichtet: „Es sind ganz nette Leute, die Gymnastik gefällt mir ganz gut“. Der Besuch in der Tagespflege entlastet pflegende Angehörige. Interessierte erhalten im Rahmen einer Beratung einen „Schnuppergutschein“ für einen kostenlosen „Schnuppertag“ im Tagestreff, bei dem die Angehörigen die Gäste bringen und begleiten dürfen.

Für Freude bei Tagesgästen und Mitarbeitern sorgt Hund Oskar (von links): Tagesgast Helga Wenzel, Oskar und Bärbel Kokles.
Für Freude bei Tagesgästen und Mitarbeitern sorgt Hund Oskar (von links): Tagesgast Helga Wenzel, Oskar und Bärbel Kokles. | Bild: Sandra Häusler

Aktuell zählt der Tagestreff St. Elisabeth zwölf Mitarbeiter, besteht aus Betreuungskräften, Pflegekräften, Hauswirtschaftskräften und dem Fahrdienst. Von acht bis 16 Uhr werden die Gäste betreut. Zur Freude der Gäste trägt auch Oskar, der Hund einer Mitarbeiterin, bei. Im Kontakt mit dem Tier reagieren auch teilweise Demenzerkrankte wieder und beginnen mit dem Tier zu sprechen. Oskar genießt andererseits die Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit. Die Leistungen der Tagespflege können neben den ambulanten Pflegesachleistungen oder dem Pflegegeld in vollem Umfang in Anspruch genommen werden, eine Anrechnung der Pflegeleistungen, die beispielsweise über einen ambulanten Pflegedienst erbracht werden, erfolgt nicht.

Allgemeine Impfpflicht wäre besser

Nahezu alle Mitarbeiter des Tagestreffs sind geboostert, geimpft oder genesen. Sehr kritisch für alle Standorte der Tagespflege in Gammertingen, Meßkirch, Pfullendorf und die Kirchlichen Sozialstationen im Dekanat sieht Sabine Feig die Einführung der Impfpflicht für Pflegekräfte zum 16. März: „Wir hätten uns für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen und nicht für eine einrichtungsbezogene Impfpflicht“.