Bei Null angefangen hat der Verein Miteinander Bürgerhilfe Pfullendorf bei seiner Gründung vor zehn Jahren. Heute ist der Verein mit dem bislang Erreichten zufrieden. Er hat 30 Helfer und 48 Klienten. Das Ziel für die Zukunft ist klar: Es dürfen aber noch mehr werden.
Fahrt zum Arzttermin
Zum Pressegespräch im Haus am Stadtsee kommt auch ein Klient: Theo Heyer. „Ich bin sehr dankbar für die Hilfe, die ich bekomme“, sagt der Pfullendorfer. Einmal im Jahr muss er zu einer ärztlichen Voruntersuchung nach Konstanz. Den Fahrdienst hin und zurück übernimmt der Verein Miteinander Bürgerhilfe. Während seines Arzttermins trinkt sein Helfer einen Kaffee oder liest in Ruhe ein Buch und wartet darauf, bis Heyer fertig ist.
Steuerfreie Ehrenamtspauschale
Heyer ist indes froh über diese Hilfe, für die er vom stellvertretenden Vorsitzenden Wolfgang Scheitler eine Rechnung erhält. 14,50 Euro bezahlt er seit 1. April für jede Stunde, zwei Euro mehr als zuvor. „Dafür bezahle ich gerne“, ergänzt Heyer. Klienten mit Pflegestufe eins können die Kosten über die Pflegekasse abrechnen. Die Helfer, die meisten davon sind Frauen, werden mit zwölf Euro pro Stunde vergütet, wobei darauf geachtet wird, dass die jährliche steuerfreie Ehrenamtspauschale von 3000 Euro nicht überschritten wird.
Keine Konkurrenz zu Pflegediensten
Die Hilfe des Vereins, der keine Konkurrenz zu den Sozial- und Pflegediensten ist, beschränkt sich nicht nur auf Fahrdienste zum Arzt, zum Einkaufen oder auch auf den Friedhof. „Unsere Hilfestellungen sind sehr vielfältig“, sagt Einsatzleiterin Irina Abt. Die Heilerziehungspflegerin ist die Fachkraft des Vereins und koordiniert die Hilfen, die den Alltag der Klienten verbessern sollen.
Sie ersetzen keinen Handwerker
Aber wer kommt für die Hilfe überhaupt infrage? „Menschen, die sich in einer Notlage befinden, unabhängig von Alter, Geschlecht und Religion“, sagt die Vereinsvorsitzende Eva Riede-Leibbrand. Zu den Klienten aus Pfullendorf und den Ortsteilen zählen demnach ältere Menschen, pflegende Angehörige, Alleinstehende, Familien mit Kindern. Riede-Leibbrand macht aber auch deutlich, „dass wir keine pflegerischen Tätigkeiten anbieten und keine Reinigungskraft oder keinen Handwerker ersetzen“. Trotzdem kann es je nach Absprache sein, dass Klienten beispielsweise dabei geholfen wird, ihr Grüngut auf den Recyclinghof zu bringen.
„Es waren kleine Handreichungen, die in der Stadt gefehlt haben.“Wolfgang Scheitler, stellvertretender Vorsitzender Miteinander Bürgerhilfe
Solche kleinere Arbeiten im Garten oder im Haushalt, regelmäßige Besuchsdienste, Begleitung bei Behördengängen oder einfach nur Spaziergänge gehören zu den Angeboten des Vereins, der seit 2015 existiert. Der damaligen Vorsitzende Evamaria Höffer war es auf ihre private Initiative hin ein wichtiges Anliegen, miteinander und füreinander da zu sein und außerdem das soziale Leben zu stärken und zu fördern. „Es waren einfach die kleinen Handreichungen, die in der Stadt gefehlt haben“, sagt Wolfgang Scheitler.
Zuhören und reden
Helferin Conny Heckmann ist schon seit vielen Jahren Mitglied im Verein und im Vorstandsteam. Einer blinden Klientin, die ihren Alltag trotz Einschränkung zu Hause gestalten will, assistiert sie beim Kochen, schnippelt Obst und Gemüse für sie. „Und wir unterhalten sehr viel“, sagt Heckmann. Der soziale Kontakt, die Gespräche und das Zuhören sind für Klienten oft wichtiger als die Dienstleistung an sich. „Wir sind auch Seelentröster“, ergänzt Doris Flach. Seelentröster, die zur Verschwiegenheit verpflichtet sind, und sich in regelmäßigen Abständen zum Austausch im Erdgeschoss des Hauses am Stadtsee treffen.
Einsatzleiterin stellt ersten Kontakt her
Den ersten Kontakt zwischen Helfer und Klient stellt Einsatzleiterin Irina Abt her, denn schließlich muss auch die Chemie zwischen den beiden stimmen. Die Helfer bestimmen übrigens selbst, wann sie einsatzbereit sind und wie oft sie im Dienst sind. Manche Helfer haben nur einen Klienten, andere wiederum zwei oder drei. Es gibt Klienten, die täglich die Hilfe in Anspruch nehmen, und es gibt Klienten, die wie Theo Heyer nur sporadisch Hilfe benötigen. Helferin Gudrun Schneider hat ihren Entschluss, sich dem Verein anzuschließen, nicht bereut. „Wir bekommen von den Klienten auch ganz viel Dankbarkeit und Wertschätzung zurück.“
„Wir sehen weiter Bedarf, sind aber noch nicht bekannt genug.“Eva Riede-Leibbrand, Vorsitzende Miteinander Bürgerhilfe
Der Verein Miteinander Bürgerhilfe ist indes nicht auf sich alleine gestellt, bekommt Unterstützung von der Stadt Pfullendorf. Für die Zukunft hat sich der Verein vorgenommen, zahlenmäßig bei den Helfern und den Klienten zu wachsen. „Wir sehen weiter Bedarf, sind aber noch nicht bekannt genug“, so Riede-Leibbrand. Die Präsenz beim Seniorenforum in der Stadthalle war dazu ein geeigneter Anlass.