Als Dieter Frick im April seine neuen Pflanzkartoffeln auf den Feldern ausgepflanzt hat, wusste der Landwirt noch nicht, dass seinen Knollen in diesem Jahr wettertechnisch allerhand Herausforderungen bevorstanden. Ein kalter, trockener April, gefolgt von einem kalten und nassen Mai bescherten den Pflanzkartoffeln einen mühsamen Start, wie der Kleinstadelhofener berichtet.

„Die Kartoffeln kamen erst Ende Mai/Anfang Juni aus den Erd-Dämmen heraus, sodass sich die Ernte gegenüber den Vorjahren um zwei Wochen verzögerte“, schildert Dieter Frick. Bei guten Witterungsbedingungen kann der Landwirt seine Sorten normalerweise schon ab Ende Juni ernten – je nach Sorte.
Familienbetrieb in dritter Generation
Seine jahrzehntelange Erfahrung kam Dieter Frick in diesem Jahr sehr zugute. Schon in dritter Generation führt er einen Kartoffelhof in Kleinstadelhofen. „Ich habe den Hof, der damals in der Ortsmitte lag, im Jahr 1989 von meinem Vater übernommen“, berichtet der Landwirt.

Bis 1997 betrieb er die Landwirtschaft, bei der neben den Kartoffeln auch Raps und Getreide, wie etwa Weizen. Hafer, Dinkel und Gerste, angebaut wird, am alten Standort. Dann siedelte der Kartoffelhof Frick an seinen heutigen Standort um, der über eine Straße ein kleines Stück aus dem Ort heraus zu erreichen ist – eingebettet in saftige Wiesen, Felder und Wälder.
Dort bewirtschaftet Dieter Frick seinen mittelgroßen Ackerbetrieb – wie schon sein Großvater und Vater als Familienbetrieb, denn auch die beiden Söhne Patrick und Dominik haben ihre landwirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen und bringen ihr Wissen im Betrieb ein.
Vier Märkte beschickt die Familie
Mit im Boot ist auch Mutter Michaela. Sie ist ein begeisterter Fan der tollen Knolle und freut sich, wenn sie bei der Direktvermarktung im Hofladen oder auch auf einen der vier Wochenmärkte, die Familie Frick in Markdorf, Tailfingen, Albstadt-Ebingen und Balingen beschickt, mit den Kunden ins Gespräch über das in Deutschland so wichtige Nahrungsmittel kommt.
Der „Blaue Schwede“ ist auch dabei
Ob Annabelle, Antonia, Bernina, Belana, Selma oder Finka – sie berät die Kunden darüber, welche Sorte für das gewünschte Gericht eingekauft werden sollte. Auf dem Kartoffelhof gibt es neben den klassischen festkochenden und mehligen Sorten auch trendige Varianten der tollen Knolle, wie der „Blaue Schwede“ – eine Kartoffel, die auch nach dem Kochen die blaue Farbe behält und deshalb für tolle Akzente auf dem Teller sorgt – und die „Rote Emmalie“ mit ihrem roten Fleisch und dem feinwürzigen Geschmack.

Eine Besonderheit sind die „Stadelhofer Mäusle“, das sind die Belana- oder Annabelle-Kartoffeln, die aufgrund ihrer kleinen Größe aussortiert wurden und nun als Mini-Leckerbissen verkauft werden.

Im Gepäck hat die sympathische Landfrau immer Rezepte für außergewöhnliche Kartoffelkreationen, wie die mit köstlichem Kokos umhüllten Kartoffelpralinen, die ebenso eine Sünde wert sind wie leckeres Kartoffeleis oder der aus der Knolle zubereitete, glasierte Kuchen. Natürlich weiß sie auch, wie der beliebte Schwäbische Kartoffelsalat am besten gelingt.

Doch nach all dem Schwelgen in den kulinarischen Tiefen der Kartoffel zurück zur Ernte: 42 Hektar Kartoffeln baut die Familie Frick an; die Felder liegen zum einen direkt in Kleinstadelhofen, zum anderen in benachbarten Regionen im Landkreis Sigmaringen und im Bodenseekreis, wie Dieter Frick erläutert.

Wenn Erntezeit ist, werden die vier Mitarbeiter im Betrieb durch zwei weitere Kräfte verstärkt. „Zur Zeit ernten wir die Sorten Annabelle, Finka und Berber“, verrät der Kartoffelhof-Chef. Geerntet wird mit dem riesigen Vollernter-Fahrzeug. Trotzdem wird auch menschliche Arbeitskraft benötigt, vor allem, um Steine und Erdkluten auszulesen, wie Frick schildert.

Die ergiebigen Regenfälle und kühlen Nachttemperaturen der vergangenen Monate haben mancherorts die Kraut- und Knollenfäule begünstigt. Dieter Frick kennt diese gefährliche Krankheit auch, bei der zunächst das Laub und die Stängel der Pflanze von einem Pilz befallen wird und später dann auch die Knolle selbst infiziert werden kann. „Das kann zu Fäulnis führen“, sagte Dieter Frick. Sein Hof sei davon nur wenig betroffen gewesen, schilderte er.

Qualität ist für den Kleinstadelhofener Landwirt das oberste Gebot beim Anbau der Kartoffeln. Eine gute Kartoffel geht für ihn über maximalen Ertrag. Deshalb legt Dieter Frick Wert auf Sorgfalt beim Anbau, bei der Ernte, Sortierung und Lagerung. Letztere erfolgt in einem speziell dafür errichteten Lager. „Kartoffeln mögen es kühl. Deshalb herrscht in unserem Lager eine Temperatur von rund 4,8 Grad“, schilderte er. Im Großhandel würden die Kartoffeln oft keimgehemmt, bei Familie Frick gebe es keine solche Behandlung,
Seit 2008 gibt es auch einen Hofladen
Seit 2008 verkauft die Familie zusätzlich im hauseigenen Hofladen ihre Produkte. „Durch unser Selbstbedienungskonzept haben wir 24 Stunden täglich geöffnet“, sagte Michaela Frick. Außerdem gibt es noch zwei Ferienwohnungen, die von der Familie vermietet wird. Die Corona-Krise hat die Familie gut überstanden, auch wenn zum Beispiel durch den Lockdown deutlich weniger Kartoffeln von der Gastronomie und Metzgereien gekauft wurden, wie Dieter Frick berichtete.
Familie hat weiterhin alle Hände voll zu tun
Bis in den Oktober hinein kann die Ernte der Kartoffeln noch dauern. Bis dahin hat die Familie alle Hände voll zu tun – und auch danach reißt die Arbeit nicht ab, geht es zum Beispiel weiter auf Wochenmärkte. Neuestes Projekt sind die Hofführungen. Unter dem Motto „Von der kleinen Knolle bis zum Genuss“ lernen die Teilnehmer den properen Hof und natürlich die Kartoffel besser kennen – mit allen Sinnen.