Montagabend, 18 Uhr: So menschenvoll war der Riku-Parkplatz exakt vor einem Jahr. Damals hallten die Karbatschenschläge bei der Schneller-Weltmeisterschaft durch die Stadt, die beim Mega-Narrentreffen der Stegstreckerzunft stattfand. Jetzt versammeln sich 202 Männer, Frauen und Kinder zum „Lichterspaziergang„, um mit einer Innenstadtbesichtigung ihren Protest gegen die Corona-Politik zu bekunden. Eine „Rekordbeteiligung„ bilanziert der Veranstalter beim 13. Lichterspaziergang im Kreis Sigmaringen.

Teilnehmerin legt sich mit Polizisten an

Mit dabei ist gefühlt auch eine rekordverdächtigte Zahl von Hunden, die mit ihren männlichen Herrchen gleichfalls die Stadt erkunden wollen. Alles ist ruhig, friedlich, schiedlich. Ordner sorgen für Ordnung und Polizisten für Sicherheit. Kurz vor dem Abmarsch startet dann eine junge Frau ihre große Show. Die zierliche Dame, gleichwohl resolut auftretend, hält sich weder an das Abstands- noch das Mundschutzgebot. Polizeibeamte machen sie auf die Konsequenzen aufmerksam, allein die Frau palavert weiter. Eine Beamtin redet schier mit Engelszungen auf die Pseudo-Revolutionärin ein. In ruhigem Ton versucht die Bürgerin in Uniform mit der Mitbürgerin in Jacke in Kontakt zu treten, allein es fruchtet nichts.

Versammlungsleiter schließt streitbare Dame aus

Letztlich schließt der Versammlungsleiter die streitbare Frau von der Versammlung aus und untersagt ihr die Teilnahme am Spaziergang. Selbstverständlich akzeptiert sie die Anordnung nicht, faselt weiter von Freiheit und filmt mit ihrem Handy unentwegt die scheinbare Konfrontation mit den Ordnungskräften. Die Polizistin fragt nach dem Namen der Querulantin, worauf diese deren Ausweis verlangt, denn sie glaubt nicht, dass die Polizistin eine Polizistin ist. Die Menge setzt sich in Bewegung, die Frau will mit auf den großen Marsch.

Frau ignoriert Platzverweis und gibt Personalien nicht an

Polizisten hindern sie daran, und es ist für die Beamten gar nicht einfach, die zierliche Person wegzuführen, die „Hilferufe“ von sich gibt. Einige Mitspaziergänger monieren, warum mehrere starke Männer nötig sind, um die Protestlerin zu „bezwingen“. Einige wollen sich einmischen, werden von den Beamten zurückgedrängt. Erst auf Aufforderung einer Zeugin gibt die Frau die Gegenwehr auf. Sie wird zum Polizeiposten gebracht und von dort, nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen, gegen 20 Uhr wieder entlassen. Nach Angaben der Polizei wurde ein weiterer Teilnehmer von der Versammlung ausgeschlossen, weil er das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vehement ablehnte. Der Mann verlässt freiwillig das Gelände. Die übrigen 201 Teilnehmer machten sich derweil auf den Weg.

Veranstalter: „War eine uneinsichtige Person“

Nach dem Spaziergang spricht der Veranstalter den Vorfall an und attestiert, dass eine uneinsichtige Person am Werk war. Ansonsten ist alles friedlich, ruhig und es gibt durchaus Nachdenkenswertes zu hören. Eine Frau, die nach eigenen Angaben an einer unheilbaren Krankheit leidet, und nach dem Politikersprech zur sogenannten „vulnerablen“ Hochrisikogruppe gehört, erzählt, dass sie geschaut hat, was dieses Wort überhaupt bedeutet und zitiert den Eintrag: „Vulnerabilität bezeichnet die genetische und/oder biografisch erworbene Anfälligkeit eines Menschen oder einer Gruppe für Krankheiten oder Problemverhalten beziehungsweise die Disposition, ein Suchtverhalten oder eine psychische Krankheit zu entwickeln.“ Obwohl sie sich wegen ihrer Erkrankung nicht länger als fünf Minuten auf den Beinen halte könne, wolle sie selbst über sich und ihre Freiheit entscheiden, verkündet sie unter dem Beifall der Leute.

Redner stellt viele Fragen zur Corona-Politik

Ein älterer Mann aus einer Kreisgemeinde bringt das Dilemma der Pandemiepolitik auf den Punkt: Er stellt viele Fragen zur Corona-Politik, zweifelt an deren Sinnhaftigkeit, relativiert Statistiken und so weiter. Es ist richtig und wichtig Fragen zu stellen, vor allem in einer Demokratie. Aber nur mit Fragen wird kein Virus bekämpft, sondern nur mit Antworten, sprich Entscheidungen, so wie einen Lockdown zu verhängen oder über 80-Jährige zuerst zu impfen. Sollten sich politische Entscheidungen als fehlerhaft erweisen, ist Kritik gestattet, auch wenn Politiker dies als „Besserwisserei“ abtun.