Sie sind Zöglinge der Pfullendorfer Stadtmusik, studieren beide in München und bleiben in der Großstadt der Musik treu: Tim Ruther und Julia Spähler. Er spielt bei den Jungen Münchner Symphonikern, sie kann sich vorstellen, ihr Hobby zum Beruf zu machen.

Maschinenbau im vierten Semester

Heimatbesuch in Pfullendorf: Für das gemeinsame Foto dürfen Tim Ruther und Julia Spähler in den vor Jahren erneuerten Proberaum der Stadtmusik. „Das ist ja super geworden“, sagt Spähler, die genau wie Tim Ruther den neuen Proberaum noch nicht betreten hatte. Dazu fehlte beiden die Zeit, seit sie in München wohnen und nur noch selten nach Hause kommen. „München ist eine coole Stadt“, sagt Tim Ruther. Der 19-Jährige studiert im vierten Semester Maschinenbau an der Technischen Universität in München, nachdem er zuvor einige Praktika in Pfullendorf gemacht hatte, um zu sehen, ob er auch die richtige Entscheidung trifft. Bereut hat er diesen Schritt nicht, will in zwei Jahren sein Studium in der Regelstudienzeit von sechs Semestern beenden.

Hohes musikalisches Niveau

In seiner Freizeit spielt Ruther bei den Jungen Münchner Symphonikern, einem Orchester mit etwa 50 Mitgliedern mit einer guten musikalischen Ausbildung, das sich regelmäßig zu Proben trifft und Stücke für vier Konzerte im Jahr im Großraum München einstudiert. Zur Besetzung der Jungen Münchner Symphonikern zählen überwiegend Schüler und Studenten auf einem hohen musikalischen Niveau.

„Ich habe als Kind schon Schlagzeug gespielt.“
Tim Ruther, Student

Ruther kam es zugute, dass ein Musiker gesucht wurde, der trommeln kann. „Ich habe als Kind schon Schlagzeug gespielt“, sagt Ruther, der auch die Tuba beherrscht. „Es macht mir großen Spaß“, sagt Ruther, der mit der U-Bahn etwa 45 Minuten braucht, um Julia Spähler zu treffen, die in einer WG wohnt. „Wir waren letztes Jahr zusammen beim Oktoberfest“, so Ruther über die Begegnung der beiden Pfullendorfer, die musikalisch fast den gleichen Werdegang haben.

Los geht‘s mit der Blockflöte

Die 23-jährige Spähler sammelte erste Erfahrungen mit der Blockflöte bei der musikalischen Früherziehung. Ihre Mutter, aktives Musikerin in der Stadtmusik, brachte sie zur Musik, die Julia Spähler bis heute nicht mehr losgelassen hat. Außer der Querflöte, ihrem Lieblingsinstrument, fing sie mit 13 Jahren an, Klavier zu spielen. Wie Ruther war sie dann in der Bläserklasse, anschließend im Jugendorchester und dann reif für die Stadtmusik, in der die beiden etwa ein Jahr lang gemeinsam musizierten – sie Querflöte, er Tuba – ehe sie sich aufmachten in die bayerische Landeshauptstadt. Dem früheren Stadtmusikdirektor Thomas Stöhr ist sie heute noch dankbar. „Er hat sehr gute Arbeit geleistet, mich gefordert und gefördert.“

„Eigentlich hatte ich gar keinen Plan B.“
Julia Spähler, Studentin

Für Julia Spähler stand als Jugendliche fest, nichts unversucht zu lassen, um sich musikalisch zu entwickeln, um auszuprobieren, wohin die Reise führen kann. Sie war zwei Jahre lang Mitglied der Jungen Philharmonie Oberschwaben, besuchte dann die Berufsfachschule für Musik in bayerischen Bad Königshofen, schloss die Schule als staatlich geprüfte Ensembleleiterin ab. „Für mich war diese Schule gut, um zu wissen, ob ich mir das auch beruflich vorstellen kann“, sagt sie. Und sie konnte es. Und sie wollte es, „denn eigentlich hatte ich gar keinen Plan B“.

Sängerin der Big Band

Ihr Ehrgeiz war groß genug, um sich für die Hochschule für Musik und Theater in München zu bewerben, für deren Einschreibung eine schwierige Aufnahmeprüfung Voraussetzung in Theorie und Praxis ist. „Nur gut“, sagt sie, „dass ich auch Klavier spielen konnte.“ Und hat sie Talent im Gesang, war im Staufer-Gymnasium Sängerin der Big Band.

Julia Spähler konzertiert unter anderem auch mit dem Odeon Jugendsinfonieorchester.
Julia Spähler konzertiert unter anderem auch mit dem Odeon Jugendsinfonieorchester. | Bild: privat

Spähler erfüllte die Bedingungen für einen Studienplatz an der Hochschule, ist mittlerweile im vierten Semester. Wenn sie nicht für ihr Studium paukt – manchmal sind es täglich zehn bis zwölf Stunden – reist sie mit dem Münchner Schulmusikorchester umher, um Konzerte zu geben. Nebenbei ist sie auch noch beim Odeon Jugendsinfonieorchester, dem Patenorchester der Münchner Philharmoniker. „Außerdem gebe ich noch Einzelunterricht für Querflöte und Klavier“, sagt Spähler, deren Plan A wohl aufgegangen ist. Mit den Gagen kann sie ihren Lebensunterhalt bestreiten und sich Auszeiten für das pulsierende Leben in München nehmen.

Zukunft ist noch offen

Ob die beiden Pfullendorf jemals wieder ihre Zelte in ihrer Heimatstadt aufschlagen? Tim Ruther überlegt, nach seinem Studium noch eine Schule zu besuchen – gerne auch in einer anderen Großstadt. Julia Spähler will ihren Traum erfüllen, „später in einem großen Orchester zu spielen“. Oder sie bringt jungen Menschen ein Instrument bei. Auch sie tut sich aktuell schwer, wieder zurück nach Pfullendorf zu ziehen. „Ich könnte mir München als Endstation sogar vorstellen“, so Spähler, die sich mit Tim Ruther noch ein paar Mal treffen wird – wahrscheinlich schon beim Frühlingsfest in München.