Zum zweiten Mal nach 2022 hat das Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln im Auftrag der Stadt Pfullendorf an zwei Tagen im Oktober vergangenen Jahres 404 Besucher zur Innenstadt befragt. Projektleiter Nicolaus Sondermann stellte – online zugeschaltet – dem Gemeinderat in der öffentlichen Sitzung am vergangenen Donnerstag die Ergebnisse der Passantenbefragung „Vitale Innenstädte 2024“ vor.

  • Wer sind die Teilnehmer? Mit Unterstützung der überregionalen Projektpartner konnten 107 Städte bundesweit zur Teilnahme gewonnen werden. Es waren alle Ortsgrößen und Regionen vertreten. Zu den teilnehmenden Städten gehörten zahlreiche Großstädte wie Berlin, Köln, Stuttgart oder Frankreich sowie etliche Kleinstädte, darunter auch Pfullendorf. Insgesamt wurden am den Erhebungstagen mehr als 68.000 Besucher der Innenstädte unter anderem zum Einkaufsverhalten, zur Erreichbarkeit, zur Attraktivität sowie zu ihren Anforderungen und Wünschen befragt.
  • Welche Methodik steckt dahinter? Die Erhebung der Daten erfolgte mit einem standardisierten Fragebogen. Das IFH wollte eine hohe Aussagefähigkeit durch eine ganztägige Befragung an den standortspezifisch relevanten Punkten im Stadtzentrum erreichen. Die Befragung erfolgte durch Stadtmarketing-Organisationen, Industrie- und Handelskammern oder Einzelhandelsverbände. Neben den standardisierten Fragen wurden auch stadtindividuelle Fragen gestellt.
  • Woher sind die befragten Besucher? Knapp zwei Drittel der 404 befragten Besucher waren Frauen. Das Durchschnittsalter betrug 44,8 Jahre. 63,4 Prozent der Befragten kommen aus Pfullendorf, die restlichen 36,6 Prozent sind auswärtige Besucher, deren Wohnorte in einer Karte abgebildet sind. Demnach sind die Besucher von außerhalb beispielsweise aus Ostrach, Meßkirch, Herdwangen-Schönach, Illmensee sowie Bad Saulgau, Mengen und Hohentengen. Der am häufigsten genannte Besuchsgrund (66,1 Prozent) war ein Einkaufsbummel, gefolgt von einem Besuch in der Gastronomie (45,5 Prozent). Oft genannt (19,5 Prozent) wurden als Gründe auch Behördengänge oder Arztbesuche. Und fast jeder zweite Besucher erreichte die Innenstadt mit dem Auto. 36,4 Prozent nutzten öffentliche Verkehrsmittel, um in die Innenstadt zu kommen. Etwas mehr als die Hälfte der Besucher (53,0 Prozent) hielt sich mehr als zwei Stunden in der Innenstadt auf.
  • Was bewerten die Besucher? Die Besucher wurden nach ihrem Gesamteindruck der Innenstadt befragt, aber auch ganz konkret nach dem Einzelhandelsangebot, den Dienstleistungen, den Parkmöglichkeiten, den Veranstaltungen, der Gastronomie, dem Kulturangebot, den Sport-, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten, dem Erlebniswert, der Sicherheit, der Grünflächen oder der Aufenthaltsqualität. Die Besucher konnten Schulnoten von eins bis sechs vergeben. Schlechter als die Schulnote 3 gab es nicht. Für den Gesamteindruck kam am Ende die Note 2,1 heraus. „Das ist ein sehr guter Wert“, sagte Nicolaus Sondermann. Der Onlinehandel wirkte sich nicht dramatisch auf das Einkaufsverhalten aus. Zwar sagen 79,7 der Befragten, dass sie online einkaufen, aber trotzdem unveränderte zum Einkaufen in die Innenstadt gehen. 14,3 Prozent kaufen verstärkt online ein. 2022 waren es noch mehr – 21,1 Prozent.
  • Bei welchen Punkten schneidet die Innenstadt gut ab? Bei einem detaillierten Blick auf das Einzelhandelsangebot fällt die Bewertung der Besucher wie folgt aus: Mit der Note 2+ wurde das Angebot an Körperpflege, Kosmetik und Drogeriewaren bewertet. Eine gute Note vergaben die Besucher für Lebensmittel, Büro sowie Schreibwaren und Bekleidung. Am schlechtesten haben in dieser Kategorie die Unterhaltungselektronik sowie Uhren und Schmuck und das Sortiment für Wohnen und Einrichtungen abgeschnitten – jeweils die Schulnote 3, also befriedigend. „Im Vergleich zum Ortsgrößendurchschnitt steht Pfullendorf aber immer noch gut da“, ergänzte Sondermann. Die Schulnote gab es auch für die Punkte Sicherheit und Sauberkeit sowie die Gebäude und Fassaden. Gelobt wurde von den Besuchern auch die Fußgängerfreundlichkeit.
  • Was sind die Wünsche der Besucher? Die Besucher wurden zudem befragt, welche Maßnahmen in der Innenstadt ergriffen werden sollten, um die Attraktivität zu erhöhen. Am auffallendsten dabei? 36,1 Prozent – mehr als ein Drittel der Befragten – wünscht sich ein verbessertes Toilettenangebot. Auf Platz zwei (32,4 Prozent) folgte der Ausbau der Angebote für Kinder und Jugendliche, gefolgt von der Umgestaltung zu einer grüneren Innenstadt, der Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, mehr Mietangebote für Fahrräder und E-Roller, zusätzliche Parkmöglichkeiten in Verbindung mit mehr E-Ladesäulen, mehr Veranstaltungen sowie Maßnahmen gegen leerstehende Flächen und Brachflächen. Mit der Schulnote 3 wurden indes das Kulturangebot und der Erlebniswert in der Innenstadt bewertet.
  • Welche Erkenntnis wird daraus gewonnen? Im Vergleich zu 2022 hat sich das Gesamtergebnis verbessert – von 2,5 auf 2,1. „Bei den Punkten Sicherheit und Gebäudefassaden hat Pfullendorf überdurchschnittliche Werte. Beim Kulturangebot gibt es noch Luft nach oben“, so Sondermann bei seinem Fazit. Das Ergebnis zeigt aber auch, dass der tägliche Besuch zurückgegangen sei, ergänzte Sondermann. Mehr als zwei Geschäfte würden nicht aufgesucht werden, ein geringer Prozentsatz (10,1 Prozent) gibt mehr als 200 Euro in Pfullendorf aus. Bürgermeister Ralph Gerster war zufrieden mit den Ergebnissen. „Es freut mich, dass die teilnehmenden Besucher die Innenstadt nicht so schlecht sehen, wie sie von einigen Protagonisten gemacht wird.“ Die Kosten für die Teilnahme der Stadt Pfullendorf an der bundesweiten Passantenbefragung „Vitale Innstädte 2024“ inklusive Datenauswertung beliefen sich auf 5850 Euro.