Menschen in Notsituationen finden in Pfullendorf seit Anfang des Monats im Caritaszentrum eine Anlaufstelle, in der gleich mehrere Beratungsdienste gebündelt sind. Hier finden Menschen Hilfe oder können an Fachdienste weitervermittelt werden, die familiäre, gesundheitliche oder finanzielle Sorgen haben. Klienten werden in psychischen Krisen begleitet oder in Sprachkurse vermittelt, sie erhalten Rat bei klassischen Erziehungsproblemen oder Informationen zu Mutterschutz und Elternzeit. Auch in bürokratischen Angelegenheiten oder bei Fragen zur Existenzsicherung wird unterstützt. So beantwortet der Sozialdienst Fragen zu staatlichen Leistungen von Arbeitslosengeld¦II bis zu Wohngeld und hilft beim Ausfüllen von Anträgen oder beim Umgang mit Behörden.
Barrierefrei zu erreichen
„Wir sind sehr glücklich über die modernen, gut ausgestatteten Räume. Nicht nur die Klienten profitieren von der konzentrierten Kompetenz und den kurzen Wegen, sondern auch die Mitarbeiter der verschiedenen Dienste. Wir können uns nun direkt austauschen, weil wir unsere Büros alle auf einem Flur haben“, freut sich Norbert Stauß, Leiter der Sozialen Dienste, über den neuen zentralen Anlaufpunkt im Alno-Park. Die Beratungsstellen sind – sei es mit Rollstuhl oder Kinderwagen – barrierefrei zu erreichen. Der Bürgerbus hält gegenüber am Sonnenrain, es gibt ausreichend Parkmöglichkeiten und von der Innenstadt dauert der Fußweg nur wenige Minuten.
Zwölf Fachkräfte beraten Klienten
Früher waren die verschiedenen Beratungsdienste in der Stadt verteilt, die Erziehungsberatung befand sich zum Beispiel im Melanchthonweg, oder es wurden Außensprechstunden angeboten, etwa im Rathaus. Nun sind alle Dienste an einem Ort gebündelt – und zwar dort, wo bis vor Kurzem die Stadtwerke interimsweise ihre Bleibe hatten. Konkret finden sie hier die Erziehungsberatung, der sozialpsychiatrische Dienst für seelisch kranke Erwachsene, die Wohnassistenz für psychisch kranke Menschen, der Caritas-Sozialdienst, die Schwangerschaftsberatung, die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer und das Integrationsmanagement für Geflüchtete in Anschlussunterbringung. Drei der Mitarbeiterinnen sprechen ukrainisch. „Ansonsten nutzen wir digitale Übersetzungsmedien, was auch gut funktioniert. Und bei ganz sensiblen Themen können wir einen Dolmetscher organisieren“, berichtet Stauß. Insgesamt zwölf Fachkräfte arbeiten in Pfullendorf, jeder Dienst bietet wöchentlich Sprechzeiten an. Waren manche Außenstellen in Pfullendorf bislang nur im Zwei-Wochen-Rhythmus besetzt, entfallen mit dem neuen Zentrum längere Wartezeiten.
Rat in Erziehungsfragen
„Der Sozialraum Pfullendorf und der südliche Landkreis erfahren eine große Aufwertung, und auch die Netzwerkarbeit wird vom neuen Standort profitieren“, stellt Ansgar Kappeler, Leiter der Erziehungsberatungsstelle und des gemeindepsychiatrischen Dienstes, fest. Die Erziehungsberatungsstelle bietet Rat und Hilfe bei Trennung und Scheidung der Eltern und anderen interfamiliären Konflikten, bei Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten, Problemen in Kindergarten, Schule, Ausbildung und Beruf. Ansgar Kappeler und sein Team betreuen im Einzugsgebiet Pfullendorf um die 140 Familien. Die Erziehungsunsicherheit habe zugenommen. „Ich sehe eine Überforderung von Müttern und Vätern. Die Anforderungen an Eltern werden komplexer, aber auch die Ansprüche, die Eltern an sich selbst haben.“ Was ihm nach Corona auch aufgefallen ist, sei eine Zunahme an selbstverletzendem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen.