Die Grüne Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden hat vor Kurzem gemeinsam mit Severin Rommeler, Bürgermeister von Sauldorf, die Firma Stecher in Sauldorf-Krumbach besucht. Die beiden Geschäftsführer Günter und Michael Stecher informierten mit einer Präsentation, im Gespräch und bei einer Betriebsführung über das sich im steilen Wachstum und in großer Transformation befindende Unternehmen, bevor sie Bogner-Unden noch einige Wünsche an die Politik mit auf dem Weg gaben.

Politik soll Unternehmer unterstützen

„Für die Wirtschaft sollten stabile Bedingungen geschaffen werden“, betonte Günter Stecher. Es brauche in Deutschland unter anderem ein Bildungssystem, das die Unternehmen dahingehend unterstützt, über ausreichend Fachkräfte verfügen zu können. Bei der Firma Stecher sind unter anderem IT-Kräfte sehr gefragt. „Die Bewerbung von Programmieren sind bei uns ein seltenes Gut“, bedauerte Stecher.

Freuen sich über die zukunftsfähige Entwicklung der Firma Stecher (von links): Simon Stecher, Severin Rommeler, Günter Stecher, Andrea ...
Freuen sich über die zukunftsfähige Entwicklung der Firma Stecher (von links): Simon Stecher, Severin Rommeler, Günter Stecher, Andrea Bogner-Unden, Tobias Stecher und Michael Stecher. Zur dritten Generation gehört noch Fabian Stecher, der nicht auf dem Bild ist. | Bild: Stefanie Lorenz

Im kommenden Jahr kann die Krumbacher Firma ihr 60-jähriges Bestehen feiern. „Mein Vater hat ganz klassisch in der Garage seiner Mutter angefangen“, beschreibt Michael Stecher den Gästen. Seit den 1980er-Jahren sind beide Brüder im Unternehmen aktiv. Heute sind sie Geschäftsführer der Holding, zu der die Stecher Drehtechnik, die Stecher Automation, Stecher Metal Sanayi A.S. in der Türkei und Stecher Metronics in Rumänien gehören. Im vergangenen Jahr hat die Stecher-Gruppe rund 44 Millionen Euro Umsatz gemacht. Besonders bei der Stecher Automation steigen die Zahlen stetig. Die Geschäftsführer rechnen damit, dass sich in diesem Jahr der Umsatz in diesem Bereich verdoppeln wird.

Gute Bedingungen für Unternehmer in der Türkei

„Die Türkei wird bei uns oft sehr kritisch dargestellt, aber als Unternehmer findet man dort weitaus bessere Bedingungen als hier“, beschrieb Günter Stecher seine Erfahrung. Wenn dort bürokratische Dinge geregelt werden müssten, gebe es ein weitaus größeres Entgegenkommen. Michael Stecher schilderte eine Situation in Rumänien, als er im Laufe eines einzigen Vormittags eine notarielle Beglaubigung beschaffen musste und tatsächlich einen Notartermin inklusive einem vereidigten Dolmetscher bekommen hatte, sodass die Angelegenheit kurzfristig geregelt werden konnte.

Ansiedlung von Programmierern wird gefördert

„So etwas wäre in Deutschland nicht möglich“, sagte Michael Stecher. Auch die Politik würde sich in Rumänien sehr für Unternehmer einsetzen, so sei unter anderem in einer Stadt die Ansiedlung von Programmierern gefördert worden, indem diese dort einen geringeren Steuersatz zahlen mussten als anderswo.

Deutscher Standort bleibt die wichtigste Säule

Trotz der Schaffung von Niederlassungen im Ausland, bleibt für die Geschäftsführer der Standort in Deutschland das Flaggschiff und die wichtigste Säule der Firmenstruktur. Das Werk in Krumbach soll weiter als Technologiezentrum für komplexe Aufgaben umstrukturiert werden. Die Brüder skizzierten den großen Transformationsprozess, den das mittelständische Unternehmen in den vergangenen Jahren durchlaufen hatte.

„Mein Vater hat ganz klassisch in der Garage seiner Mutter angefangen.“Michael Stecher, Geschäftsführer
„Mein Vater hat ganz klassisch in der Garage seiner Mutter angefangen.“Michael Stecher, Geschäftsführer | Bild: Stefanie Lorenz

Nach einer Erweiterung 2008, schlug im Folgejahr die Wirtschaftskrise auch in Krumbach zu. „Wenn ein mittelständisches Unternehmen eine Krise hat, dann ist das nicht so, dass bloß das Unternehmen betroffen ist, sondern das Nervensystem der Firma geht in den Körper des Geschäftsführers über“, berichtete Günter Stecher.

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Er schilderte, wie er vor den Mitarbeitern gestanden sei und diese mit den Worten „Entweder wir schaffen es alle oder wir gehen alle unter“ ermuntert hatte, sich gemeinsam gegen die Krise zu stemmen. Wenn er in der Firma an seinem letzten Arbeitstag den Schlüssel abgeben wird, so Günther Stecher, dann werde er sich an den Applaus der Mitarbeiter an jenem Tag erinnern. Tatsächlich folgte der Aufschwung in den Jahren 2009 bis 2019. „Der Umsatz hat sich verdoppelt und verdreifacht“, freute sich Günther Stecher.

2019 wird Stecher Automation gegründet

2019 startete das Unternehmen in den bis heute andauernden Transformationsprozess: Stecher Automation wurde gegründet. Damit ergänzte die Firma ihr Flaggschiff – die Drehtechnik; die Produktion von komplexen Dreh- und Frästeilen – um die Automation. Für die Entwicklung einer Automatisierungslösung für den prozessübergreifenden Einsatz von Industrierobotern in der Produktion wurde die Firma bereits 2020 mit dem Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Prozesse Roboter-tauglich gestalten

„Die Automation ist unser Zukunftsmodell“, blickte Geschäftsführer Günter Stecher voraus. Das Unternehmen sei in der Lage, sämtliche Prozesse für ein Produkt zu segmentieren, also auseinanderzunehmen, diese Roboter-tauglich zu gestalten und dann in der Software wieder zusammenzufügen.#

Nachhaltigkeit hat hohe Priorität

Wenn eine Landtagsabgeordnete der Grünen im Haus ist, dann wird natürlich auch über Nachhaltigkeit gesprochen. Ob deutscher Nachhaltigkeitskodex oder Greenhaus-Gas-Protokoll – die Firma wendet verschiedene Nachhaltigkeitsstandards an. Günter Stecher zeigte sich begeistert darüber, wie auch durch kleinere Maßnahmen ordentlich CO2 gespart werden kann. So wurde etwa die Steuerung beim Luftdruck verändert, was 10,62 Tonnen CO2 pro Jahr einspare. Für viele tausend Euro hat man die Hallenstrahler im ganzen Haus durch eine LED-Beleuchtung ersetzt.

Erweiterung ist langfristig nötig

An Bürgermeister Severin Rommeler richteten die beiden Geschäftsführer von Stecher den Wunsch, dass eine Fläche für eine weitere Halle mit Parkplätzen gebraucht werde. Nicht in den kommenden zwei Jahren, aber langfristig wolle man diese Erweiterung realisieren. „Das ist der Vorteil von einem familiengeführten mittelständischen Unternehmen: Wir denken nicht in Quartalen, sondern haben einen Fünf-Jahres-Plan“, sagte Günter Stecher schmunzelnd.

Nächste Generation steht in den Startlöchern

Dass die Firma Stecher auch zukünftig ein Familienunternehmen bleibt, dafür ist gesorgt. Tobias, Simon und Fabian Stecher arbeiten bereits in der Firma mit und werden als dritte Generation die Geschicke der Firma in der Zukunft leiten. „Wir wollen, dass das Generationsversprechen unseren Mitarbeitern gegenüber eingehalten wird“, betonen die beiden Geschäftsführer abschließend.