Bei einer Lesung in Sigmaringen stellt Karl Friedrich von Hohenzollern seine Biografie vor. Hier lesen Sie, welche weiteren Talente der Adlige hat

Das markanteste Bauwerk in Sigmaringen ist das Schloss auf dem Donaufelsen. Seit Jahrhunderten hat die schwäbische Linie der Hohenzollern hier ihren Stammsitz. Heutiger Chef des Adelshauses ist Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern. Am 20. April wurde er 71 Jahre alt. Jetzt hat er eine Autobiografie vorgelegt, die einen hochinteressanten Einblick in das Leben des Adligen, des Unternehmers und auch des Künstlers ist. Die Vorstellung des Werks in der Portugiesischen Galerie im Schloss war ein Highlight für Hohenzollernfreunde und machte deutlich, dass man als Adliger nicht nur wegen Skandalen in die Presse kommt.

Ein ehrliches Werk

Die Portugiesische Galerie ist genau der richtige Ort für die Buchvorstellung. Sigmaringen wäre ohne das Fürstenhaus nicht denkbar und ...
Die Portugiesische Galerie ist genau der richtige Ort für die Buchvorstellung. Sigmaringen wäre ohne das Fürstenhaus nicht denkbar und dass Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern zusammen mit Co-Autorin Katrin Frische ein Buch geschrieben hat, stößt offensichtlich auf großes Interesse. Stühle bleiben keine frei. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Redakteur Michael Hescheler von der Lokalzeitung hatte einige Fragen vorbereitet, die auch im Buch beantwortet werden. Und so blätterten viele Zuhörer in den bereits erworbenen Exemplaren, um gleich noch mehr zu erfahren. Dass der heutige Fürst immer wieder Aufzeichnungen gemacht hatte und offensichtlich über ein sehr gutes Gedächtnis verfügt, das kam sowohl ihm als auch Co-Autorin Katrin Frische zugute. „Er hat sehr viel erzählt und ich habe sehr viel davon aufgeschrieben“, erläuterte Frische die Vorgehensweise. Zwei Jahre haben sie und von Hohenzollern am Manuskript gearbeitet. Herausgekommen ist ein Werk, dem Kenner des Hauses viel Ehrlichkeit bescheinigen. Auch dann, wenn es um Dinge geht, die man auch verschweigen könnte. Aber da in Sigmaringen nur wenig im Verborgenen bleibt, hätte das nicht viel Sinn und würde nur für Gerüchte sorgen.

2004 brodelt die Gerüchteküche

Wie geht es einem Prinzen, von dem man erwartet, dass er einmal Fürst wird, mit allen Vorteilen und Nachteilen, die so eine Position mit sich bringt? Und was macht man, wenn der Vater auch gerne mal seine Hausmacht ausspielt? „Zu 80 Prozent waren wir zumindest in geschäftlichen Dingen einer Meinung“, stellte der Autor fest. Fürst Friedrich Wilhelm hatte das Sagen über das Industrieunternehmen Zollern, den Tourismus am Großen Arber und natürlich das Schloss in Sigmaringen. Zum Familienbesitz gehörte auch ein riesiger Forst, der bewirtschaftet werden musste. Und der zählt nun zu den 20 Prozent, bei denen sich Vater und Sohn nicht einig waren. 2004 stand eine Forstreform ins Haus. „Wir brauchten eine personelle Verschlankung“, machte Karl Friedrich deutlich. Sein Vater sah das komplett anders. Was tun? Die bisherige Leitung des Forstes bestand aus einem obersten Chef und drei Amtsleitern, denen zwölf Revierleiter unterstellt waren. „Viel zu viele Menschen, unpraktisch, eine Hierarchie, die nicht mehr zeitgemäß war“, hatte der Erbprinz erkannt. Er ließ sogar Mitarbeiter befragen, ob so eine Organisation überhaupt hilfreich sein könnte. Die Antwort hatte er schon vermutet. Bei konspirativen Treffen mit Vertrauten wurde dann die neue Struktur entwickelt. Die obersten Forstleute wussten nichts davon.

Vater war nicht begeistert

Erst einen Tag vor der Veröffentlichung der Entscheidung informierte er den alten Fürsten. Der war nicht begeistert. Aber er stimmte zu. „Wenn du denkst, dass es richtig ist, dann mache es so“, lautete seine Antwort. Am 4. Mai 2004 wurde dann der oberen Führungsebene des Forstes die Entlassung mitgeteilt. Möbelwagen fuhren vor, um die Büros zu leeren. In Sigmaringen brachte das die Gerüchteküche zum Brodeln. Über Hintergründe kann man ab Seite 168 im Buch lesen. Spannend wie in einem Krimi muss das damals gewesen sein, wie Karl Friedrich schreibt.

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Einer der schrecklichsten Momente

Schulzeit, die erste Autofahrt, Bundeswehr und Studium dürfen im Buch natürlich nicht fehlen, aber auch nicht das, was sehr emotional sein kann. So der Tod seiner Mutter Fürstin Margarita, die am 16. Juni 1996 in Überlingen einen Suizid begangen hatte. Sie war schon viele Jahre krank gewesen. Die Todesnachricht erreichte den Sohn im Landhaus in Josefslust. Er wollte, dass sein Vater von ihm das Schreckliche erfahren sollte. Und so geschah es auch. Friedrich Wilhelm von Hohenzollern brach zusammen. „Diesen nach außen hin immer starken, gefestigten Mann in seiner ganzen Verzweiflung und Trauer zu sehen, das war einer der schrecklichsten Momente meines Lebens“, schreibt Karl Friedrich über den Tod seiner Mutter.

Er textet auch Lieder

Mit enorm großer Ausdauer und immer mit einem freundlichen Lächeln signiert der Fürst sein Werk. Conny Brendle aus Wilflingen (links) ...
Mit enorm großer Ausdauer und immer mit einem freundlichen Lächeln signiert der Fürst sein Werk. Conny Brendle aus Wilflingen (links) freut sich mächtig. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Karl Friedrich von Hohenzollern kennt man auch als begnadeten Musiker, Komponisten und Texter. Das Frieder Berlin Trio gab Kostproben davon und der Fürst bewegte die Hand auf dem Oberschenkel im Takt. Spielt er, oder spielt er nicht? Die Frage stellten sich wohl viele Zuhörer. Das Saxophon blieb draußen. Das gilt aber nicht für die unzähligen Menschen, die diszipliniert in der Schlange standen, um das Buch vom Autor signieren zu lassen. Die konnten am Wochenende schon mal reinschmökern und feststellen, dass der Adlige mehrere Talente hat. Songtexte, Büttenreden von ihm und andere interessante Dingen finden sich im Anhang des Buches.