Landwirt Norbert Hübschle aus dem Teilort Reischach der Gemeinde Wald vermarktet mit seiner Frau Petra Speisekartoffeln aus eigener Erzeugung über die Direktvermarktung. So kann der Landwirtschaftsmeister den Preis danach gestalten „was das Produkt“ wert ist und unterliegt keiner Notierung des Handels. Im Winter führt Norbert Hübschle seine „Kartoffeltour“ alle vierzehn Tage in Richtung Bodensee, wo er entlang der Strecke Hofläden, Restaurants, Gastronomiebetriebe, Senioreneinrichtungen, sowie Privatpersonen beliefert. Der SÜDKURIER hat ihn dabei begleitet.
Auch Norbert Hübschle merkt, dass über den Winter mehr Gaststätten am See geschlossen haben als üblich. Er hofft, dass diese im Frühjahr wieder öffnen. „Der Januar ist allgemein der ruhigste Monat“, gibt der 57-Jährige an. Kartoffeln sind kälteempfindlich. Deshalb nimmt Norbert Hübschle im Winter den Transporter für die Liefertour. Eine Stunde benötigt er um diesen zu beladen. Sein treuer Begleiter auf der Fahrt ist der Radiosender „SWR4 Friedrichshafen“. „Die Fahrt zum See ist wie auftanken, da macht mir die Arbeit überhaupt nichts aus. Ich darf da arbeiten, wo andere Urlaub machen“, schwärmt der Landwirt.
Service und Qualität überzeugen

Kurz hinter dem „Räuberwinkel“ bei Owingen liegt die erste Station des Tages, der Obsthof „Haslerhof“. Für den Hofladen und den Wochenmarkt in der darauffolgenden Woche benötigt Birgit Bischof überwiegend 2,5-und 5-Kilo-Säcke, da viele Kunden zu Fuß oder mit dem Fahrrad ihren Einkauf erledigen. Dass Norbert Hübschle die Kartoffeln direkt in die Kartoffelkiste im Hofladen trägt, bezeichnet Birgit Bischof als „Luxus“. Sie ist von der Qualität der Speisekartoffeln überzeugt. Diese schmecke man und auch die Kunden seien damit sehr zufrieden, unterstreicht sie. Vor rund 25 Jahren hatte der Landwirtschaftsmeister die Kartoffeltour samt Lastkraftwagen von Kartoffelhändler Erich Sandmann und einem Großteil von dessen Kundenstamm übernommen. Norbert Hübschle erinnert sich: Die erste Tour an den See habe er mit dem eigenen Pkw gemacht und lediglich vier Säcke Kartoffeln verkauft. Dass sich in Owingen oft „der Nebel zwischen See und Linzgau spalte“, stellt er regelmäßig fest.
Kartoffeln direkt vom Landwirt gefragt

Bei der Lieferung ins Milchhäusle der Familie Hahn in Bambergen unterstreicht Gerlinde Bundschuh-Hahn: „Kartoffel ist nicht gleich Kartoffel. Die Sorte und der Boden sind wichtig. Mit einem Kilo Kartoffeln kann man sich gut ernähren und es gibt tausend Rezepte.“ Auf dem Weg von Nussdorf in Richtung Meersburg sorgt der Blick auf die Basilika Birnau und die sonnenreflektierte Wasseroberfläche des „Schwäbischen Meers“ gar für Urlaubsgefühle. Wilfried Möking vom Hofgut Möking in Uhldingen-Mühlhofen und Norbert Hübschle kennen sich schon seit der Schulzeit. Auch Möking schätzt den Service und die gleichbleibende Kartoffelqualität. Möking berichtet von einer Studie, in der abgefragt wurde, wie weit Menschen beim Einkauf bereit sind, für eine gute Lebensmittelqualität zu fahren. Direkt nach dem Spargel folgen laut Möking Kartoffeln und dann die Eier.
Vielseitigkeit wird geschätzt
Da das Fischhaus Löwenzunft derzeit umgebaut wird, benötigt die Fischhalle Knoblauch in Uhldingen an diesem Tag eine geringere Menge Kartoffeln. Vor dem Abstieg in den Keller des Gasthofs Rebstock in Stetten am Bodensee legt sich Norbert Hübschle den 25-Kilo-Kartoffelsack über die Schulter. Das Sportprogramm ist auf der Kartoffeltour gesetzt, zigmal steigt der Kartoffelbauer ins und aus dem Fahrzeug. Im Hotel und Restaurant Sternen in Mühlhofen trägt Hübschle die Kartoffeln ebenfalls direkt in den Keller. Der Küchenangestellte Karlheinz Herchenhan erläutert währenddessen, dass die Qualität der Speisekartoffeln sehr gut sei und für die verschiedenen Kartoffelvarianten auf der Speisekarte unterschiedliche Kartoffelsorten benötigt werden.

Julia und Heidrun Stärk im Hoten Schützen und Hotel Seepromenade in Meersburg warten schon sehnsüchtig auf Nachschub für den Kartoffelsalat und sind richtiggehend verzweifelt, wenn die „Hübschle“-Kartoffeln mal ausgehen. In der Meersburger Winzerstube benötigt Koch Daniel Dammann die „tolle Knolle“ überwiegend für Salzkartoffeln und Kartoffelsalat.
Der Gastfreundschaft treu geblieben

Isolde und Klaus König, die in Immenstaad nach der Geschäftsaufgabe des Gasthofs „Hirschen“ 2016 nebenan in ihrem „Königshaus“ leben, beliefert Norbert Hübschle noch heute nach Bedarf. Ihrer Gastfreundschaft sind die Beiden treu geblieben und so laden sie den Kartoffellandwirt und den SÜDKURIER kurzerhand auf einen Teller köstliche Flädlesuppe und einen Kaffee ein.

Bereits seit Generationen beliefert Norbert Hübschle das Restaurant „Heinzler am See“ in Immenstaad. Die Kartoffeln werden hier mit der Maschine geschält. Das Lieblingskartoffelgericht von Inhaber Thomas Heinzler sind „Pellkartoffeln mit einem schönen Stinkekäse“. „Das ist der Kartoffeldealer der Region“, nimmt Köchin Gisela Kostanzer lachend die Lieferung entgegen. Im Hofladen des Obsthofes Fahr in Friedrichshafen-Fischbach sind wiederum mehr die kleinen 2,5 Kilo-Säcke gefragt.
Sommertouren eng getaktet
Im Sommer, wenn alle Gastronomiebetriebe geöffnet haben und der Bodensee Anziehungspunkt für viele tausend Touristen ist, dauert die allwöchentliche Kartoffeltour mit einem Helfer von 7.30 Uhr bis 17 Uhr. Dann nutzt der Speisekartoffelerzeuger den Lastwagen mit offener Ladefläche. Auch das Beladen des Fahrzeugs dauert dann aufgrund der größeren Liefermengen 1,5 Stunden. Die Sommertouren sind eng getaktet, um überhaupt durchzukommen, ist immer ist der Praktikant oder eine Begleitperson dabei.

Anlieferungen an der Meersburger Uferpromenade und Fußgängerzone sind nur bis 11 Uhr erlaubt. Kommt Hübschle später, muss er sein Fahrzeug außerhalb der Fußgängerzone abstellen, um die Restaurants in diesem Bereich zu beliefern. Die vielen Touristen verwandeln die Uferpromenade in einen „Slalomparcours“, den Norbert Hübschle gekonnt mit der Sackkarre bewältigt. Trotz des engen Zeitplans „saugt“ der Kartoffellieferant an der Promenade den kurzen Seeblick in sich ein. In Hagnau gönnt er sich im Sommer immer ein Eis in seiner „Lieblingseisdiele“ Kibele Eis.