„Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt, Er pfleget und pflanzet all‘ Bäume und Land. Er ackert, er egget, er pflüget und sät, und regt seine Hände gar früh und noch spät...“. So vereinfacht werden die bäuerlichen Tätigkeiten in dem bekannten Volkslied beschrieben. Zwar beginnt für den Landwirt von Frühjahr bis Herbst die „Hauptarbeitszeit“. Doch auch Landwirte ohne Tierhaltung haben den Winter über genug zu tun und warten nicht mit verschränkten Armen auf der Ofenbank, bis es wieder wärmer wird.
Hauptstandbein ist Speisekartoffelanbau
Das Hauptstandbein im landwirtschaftlichen Betrieb von Norbert Hübschle und seiner Familie im Walder Ortsteil Reischach stellt der Anbau und Direktvertrieb von Speisekartoffeln dar. Der Landwirtschaftsmeister baut auf rund zwölf Hektar fünf Sorten der „tollen Knolle“ an: Finka und Belmonda, zwei vorwiegend festkochende Sorten, die sich zur Zubereitung von Kartoffelbrei, Pellkartoffeln, für Eintöpfe und Kartoffelspalten eignen. Die drei festkochenden Kartoffelsorten Princess, Belana und Sissi werden für Kartoffelsalat und Salzkartoffeln verwendet. „Neben der Qualität lege ich auch großen Wert auf den Geschmack der Speisekartoffeln“, hebt der Kartoffelerzeuger hervor.
Sortieren, verlesen und einlagern
Nach der Ernte werden die Kartoffeln nach Größen sortiert, verlesen, in Kisten gefüllt und danach im Kartoffellager eingelagert. Manche Sorten sollten aufgrund ihrer Lagerfähigkeit bis Weihnachten aufgebraucht sein. Im Langzeitlager werden die Kartoffeln mit längerer Lagerfähigkeit gekühlt. So sind sie bis ins Frühjahr und in den Sommer hinein bei gleichbleibender Qualität haltbar und auch die Keimbildung wird unterdrückt. Ein bis zweimal pro Woche sortieren Norbert Hübschle, seine Frau Petra Hübschle, sein Schwiegervater Franz Ritter die Kartoffeln an einer Sortiermaschine und packen sie nach Sorten in 2,5-, Fünf-, Zehn- oder 25-Kilogramm-Säcke ab. Acht Monate im Jahr, von Frühjahr bis Spätherbst wird der Betrieb durch einen, meist russischen Praktikanten unterstützt.
„Kartoffeltour“ an den Bodensee
Über den Winter hinweg fährt Norbert Hübschle auf seiner „Kartoffeltour“ alle vierzehn Tage freitags Richtung Bodensee, um Gastronomiebetriebe, Restaurants, Hofläden und Privatpersonen von Owingen bis nach Friedrichshafen-Fischbach mit seinen Speisekartoffeln zu beliefern. Die ZG Raiffeisen-Märkte werden auf der wöchentlichen Mittwochstour angefahren. Etwa eine Stunde benötigt er, um im Winter den Transporter zu beladen. Da er die Speisekartoffeln selbst verkauft, unterliegt er nicht den Notierungen des Handels, sondern kann den Preis seiner Kartoffeln danach gestalten, „was sie wert sind“, gibt der Landwirtschaftsmeister an. Ist die Ernte gut, kann er die Erzeugnisse preiswerter anbieten, bei „schlechter“ Ernte passt er den Preis an. Heu und Getreide verkauft der Landwirt an Kollegen und die ZG Raiffeisen.
Jeden Morgen um 6.30 Uhr aus dem Bett
„Im Winter baue ich meine Überstunden ab“, unterstreicht Norbert Hübschle. Dennoch steht er jeden Morgen um 6.30 Uhr auf. Im Winter findet er nun Zeit, um nachmittags eine längere Kaffeepause einzulegen oder früher Feierabend zu machen für den beliebten Familienspieleabend. Das ganze Jahr klingeln Kunden, um direkt ab Hof ihre Kartoffeln zu holen.
Weiterbildungsangebote im Winter
Informationsveranstaltungen von Landwirtschaftsverbänden und Weiterbildungen für Landwirte finden verstärkt während der Winterzeit statt, entweder in Präsenz oder online, wie aktuell aufgrund der Pandemie. Jetzt finden Norbert und Petra Hübschle auch Zeit, für ein paar Tage in Urlaub zu fahren. Kürzlich hat Hübschle ein Feld geackert und danach die Spitzen am Pflug erneuert, damit das Gerät für den nächsten Einsatz wieder bereit ist. Ebenso wird der Kartoffelroder sowie die gesamte Technik für die kommende Saison klar gemacht. Den Holzschnitt, der bei der Feldrainpflege entlang der Äcker angefallen ist, verarbeitete der Landwirt zu Brennholz. Ab Februar beginnt die Aufbereitung der Saatkartoffel als zertifiziertes Pflanzgut.
Mit 26 Jahren Betrieb übernommen
Im Alter von 26 Jahren hatte Norbert Hübschle 1990 den Landwirtschaftlichen Betrieb mit Kuh-und Schweinehaltung und dem Kartoffelanbau auf rund 2,5 Hektar Fläche von seinem Vater Otto übernommen. Mit der Ausweitung des Kartoffelhandels gab der Landwirtschaftsmeister die Milchviehhaltung auf. „Milchviehhaltung, Ferkelaufzucht und Kartoffelanbau sind alles arbeitsintensive Sparten.“ Heute erstreckt sich der Kartoffelanbau auf zwölf Hektar. Vor etwa fünf Jahren gab Hübschle auch die Ferkelzucht auf, die sich finanziell nicht mehr gelohnt hat.
Der SÜDKURIER hat den Speisekartoffelerzeuger auf seiner Kartoffeltour am Bodensee begleitet und berichten demnächst von diesem Tag.