Es ist kein leichtes Sommerthema, aber ein wichtiges Zeitzeugnis gegen das Vergessen von Euthanasie in der Deutschen Geschichte. Am Mittwoch, 22. Juni um, 14.15 Uhr wird auf dem bestuhlten Sportplatz bei der Turnhalle der Heimschule Kloster Wald das Straßentheater „Spuren nach Grafeneck“ aufgeführt. Es handelt sich hierbei um ein Theaterstück des inklusiven Theaterensembles „Die Tonne“ aus Reutlingen. Im Zuge einer Straßentheater-Tour legt es in Wald einen Stopp für eine Aufführung ein.

Das Theater Reutlingen Die Tonne bei der Aufführung des Straßentheaters „Spuren nach Grafeneck“ in Sigmaringen.
Das Theater Reutlingen Die Tonne bei der Aufführung des Straßentheaters „Spuren nach Grafeneck“ in Sigmaringen. | Bild: Theater Reutlingen Die Tonne

Das Straßentheater handelt von dem nationalsozialistischen „T4-Programm“ auf Schloss Grafeneck. Unter dem Decknamen „T4“ hatte das Nationalsozialistische Regime systematisch Menschen ermordet, die den Nazis als Behinderung für die Gesellschaft erschienen, mit der perfiden Begründung, dass ihre Arbeitskraft weniger Geld einbrächte, als ihre Betreuung den Staat kosten würde. Innerhalb nur eines Jahres waren 10 654 Menschen mit Behinderungen aus ganz Baden-Württemberg und über dessen Grenzen hinaus, in eigens dafür eingerichteten Gaskammern in Grafeneck ermordet worden. Nach dem heutigen Wissensstand waren es exakt vierzig Behinderteneinrichtungen und Psychiatrische Einrichtungen in Baden-Württemberg – 22 württembergische, 17 badische und mit Sigmaringen eine hohenzollerische – aus denen die Opfer in die Tötungsanstalt Grafeneck verbracht wurden, schreibt Thomas Stöckle in einer Dokumentation zur Gedenkstätte Grafeneck.

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Auf den Spuren der Ereignisse von 1940

Das Theater bewegt sich auf dem Spuren der Ereignisse aus dem Jahr 1940. Inspiriert und tief berührt vom Schicksal dieser ermordeten Menschen und ihrer Angehörigen, von Zeitdokumenten und dem Besuch der Gedenkstätte in Grafeneck befasste sich das Ensemble mit der künstlerischen Umsetzung der Ereignisse und Fakten und zeigt auch die besonderen Begabungen und Persönlichkeiten des Ensembles auf.

Maria Stroppel an der Schule und im Theater engagiert

Maria Stroppel, seit Dezember 2021 als pädagogische Mitarbeiterin mit einem Stellenumfang von 80 Prozent in der Heimschule Kloster Wald beschäftigt, und stellvertretende Internatsleiterin, hat sich für diese Aufführung stark gemacht. Seit 2013 ist Maria Stroppel mit einem Stellenanteil von 20 Prozent Jobcoach der Theatertruppe als Mitarbeiterin der Bruderhausdiakonie in Reutlingen. Sie und ihre Kollegin Luise Wald betreuen die Gruppe. Maria Stroppel schildert: „Wir sind vor Ort beim Unterricht dabei, bei den Intensivprobenphasen vor den Aufführungen, wir organisieren Fahrdienste und alles andere, sind Kooperationspartnerinnen für die Angehörigen, die Werkstätten (WfbM – Werkstätten für Menschen mit Behinderung), Wohngruppen und was es sonst noch so gibt. Wir sind bei den Aufführungen hinter den Kulissen und helfen beim Schminken, beim Warm up, bei allem, was zum Gelingen beiträgt. Es ist eine sehr schöne Aufgabe.“

Die Aufführung am Mittwoch, 22. Juni, um 14.15 Uhr bei der Turnhalle der Heimschule Kloster Wald ist öffentlich. Der Eintritt beträgt 7 Euro.