Ein schieres Mammutwerk mit rund 400 Seiten präsentierte Kämmerer Tobias Keller in der jüngsten Gemeinderatssitzung dem Gremium, als er die Eckpunkte des Haushalts 2022 sowie die Wirtschaftspläne für die Eigenbetriebe „Wasser“ und „Abwasser“ präsentierte. Dabei hatte er für die Bürger eine gute Nachricht: „Die Steuersätze und Gebühren werden in diesem Jahr nicht erhöht!“ Damit bleibt es bei der Grundsteuer A, also für land- und forstwirtschaftliche Betriebe, bei einem Hebesatz von 350 Prozent, bei Grundsteuer B bei 330 Prozent und bei der Gewerbesteuer bei 330 Prozent.

Heimische Betriebe zeigen sich während Corona sehr robust

Trotz Corona verbuchte die Gemeinde 2021 höhere Steuereinnahmen, was der Robustheit der heimischen Betriebe während der Pandemie geschuldet ist. Für 2022 kalkuliert der kommunale Kassenwart bei der Gewerbesteuer mit 900 000 Euro.

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Mit 26,8 Prozent beziehungsweise 1,57 Millionen Euro ist der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer die größte Einnahmequelle, während die Schlüsselzuweisungen des Landes mit 1,32 Millionen Euro 22 Prozent der Einnahmen ausmachen. Die Hundesteuer bringt 18 500 Euro in die Kasse. Rund 900 000 Euro will man in diesem Jahr durch den Verkauf von Grundstücken, sprich Bauplätzen in den Wohn- und Gewerbegebieten, erlösen. Im Gegenzug hat die Gemeinde rund 500 000 Euro für den Kauf von Flächen als Bauerwartungsland eingeplant.

1,88 Millionen Euro an Personalkosten

Auf der Ausgabenseite schlagen die Personalkosten mit 1,88 Millionen Euro zu Buche und machen mit 29 Prozent den größten Kostenblock aus, gefolgt von der Kreisumlage. Obwohl der Kreistag die Umlage um 1,5 Prozent gesenkt hat, erhöht sich der Beitrag von Wald um 100 000 Euro auf 1,18 Millionen Euro. Das ist der Finanzarithmetik geschuldet. Dank der Kompensationszahlungen des Landes im Jahr 2020 für Corona-Aufwendungen hat die sich die Steuerkraft der Kommune erhöht, und diese dient zwei Jahre später als Bemessungsgrundlage für die Berechnung der Kreisumlage.

Gemeinde erhält ein inneres Darlehen vom Eigenbetrieb zurück

Insgesamt weist der Gemeindehaushalt für 2022 eine Finanzierungslücke von 655 000 Euro aus, was aber nach Angaben von Kämmerer Keller „kein Beinbruch“ ist. Denn die Kommune kann quasi auf einen Sparstrumpf zurückgreifen. Im Jahr 2016 wurde der Eigenbetrieb Abwasser gegründet und erhielt von der Gemeinde zwei so genannte „innere Darlehen“ von insgesamt 1,75 Millionen Euro. Jetzt zahlt der Eigenbetrieb ein Darlehen von 748 104 Euro vollständig an die Gemeinde zurück. Gleichzeitig beginnt man mit der Tilgung des zweiten Darlehens von einer Million Euro, was jährlich 40 000 Euro für den Gemeindesäckel bringt. Um die Finanzierung des Eigenbetriebes zu sichern, muss dieser sich nun die abgeflossenen Mittel auf dem Kreditmarkt besorgen. Dieses Verfahren sorgt dafür, dass sich der Gesamtschuldenstand der Gemeinde Wald nicht verändert.

Haushaltsjahr 2021 verlief besser als vermutet

Die gute wirtschaftliche Entwicklung 2021 sorgte dafür, dass die Gemeinde, anders als zu Jahresbeginn noch befürchtet, kein Minus im Haushalt hatte und deshalb auch keine Kredite aufnehmen musste. „Aktuell sind wir sehr liquide“, berichtete der Kämmerer und deshalb gebe es keinen Grund, an der Steuerschraube zu drehen.

Wasserpreis bleibt stabil und auch das Abwasser wird 2022 nicht teurer

Auch beim Wasser gibt es keine Erhöhungen, wobei die Rücklagen aufgebraucht sind, sodass die geplanten Investitionen von 300 000 Euro über Kredite finanziert werden. Auch die Gebührensätze für das Abwasser bleiben 2022 unverändert, wobei Tobias Keller auf notwendige Reparaturen in der Kläranlage verwies, die fällig sind. Der Schuldendienst in der Wasserversorgung kann nach Angaben des Kämmerers im Jahr 2023 noch weitgehend durch die Beiträge abgedeckt werden, aber ab 2024 sei das nicht mehr möglich. Und da der Tilgungs- und Zinsdienst nicht über Kredite finanziert werden darf, kündigte Keller an, dass man spätestens ab 2024 die Wassergebühr anpassen müsse, um den Schuldendienst zu finanzieren. Ausgehend von einer Wassermenge von derzeit 141 800 Kubikmeter würde die Erhöhung 40 Cent je Kubikmeter betragen.

Eigenbetrieb verkaufte 2020 141 800 Kubikmeter Wasser

Die Abwassergebühr beträgt 5,25 Euro je Kubikmeter und die Niederschlagswassergebühr liegt bei 0,60 Euro je Quadratmeter. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 104 227 Kubikmeter Abwasser und 162896 Quadratmeter versiegelte Fläche abgerechnet. Der Wasserpreis beträgt 1,71 Euro Kubikmeter netto und die Grundgebühr beläuft sich auf monatlich 5,50 Euro. Bei einem geschätzten Verkauf von 141 800 Kubikmeter ergibt sich ein Verkaufserlös von 242 500 Euro. Hinzu kommen noch Gebühren aus dem Verkauf von Wasser an Herdwangen-Schönach, was 2000 Euro einbringt.