Vor zwei Jahren hat Zimmerermeister Andreas Heinzler in seinem Handwerksbetrieb Staenders Holzbau die Vier-Tage-Woche eingeführt. Damit möchte der Zimmerermeister Überstunden vermeiden. Aus seinem ursprünglichen Ausbildungsbetrieb kennt der 52-Jährige noch, dass auch samstags bis abends gearbeitet wurde.

Abbau von Überstunden entfällt

Andreas Heinzler stand vor zwei Jahren vor dem Problem, dass die Mitarbeiter ihre Überstunden im Sommer nicht abbauen konnten. Der Abbau der Überstunden musste daher von Ende November bis Ende Februar erfolgen. Durch den Überstundenabbau in dieser Zeit wurden weniger Einkünfte für das Unternehmen generiert. Unter diesem Aspekt machte sich der Firmenchef Gedanken und entschied sich dafür, die Überstunden drastisch, bis fast auf null, zu reduzieren. Nun arbeiten seine Mitarbeiter in der Winterarbeitszeit von November bis März nur vier Tage die Woche und haben eine Gesamt-Wochenstundenzahl von 38,5 Stunden.

41 Stunden wird wöchentlich im Sommer gearbeitet

Die Sommerarbeitszeit von April bis März beträgt 41 Stunden pro Woche. Im Sommer haben die Mitarbeiter am Freitag ab 13 Uhr Wochenende, keine langen Abendarbeitszeiten und keine Samstagsarbeit. Derzeit finden Überlegungen statt, ob die Vier-Tage-Woche nicht auch für das ganze Jahr eingeführt wird. Den „arbeitsfreien“ Freitag seiner Mitarbeiter nutzt der Firmeninhaber seitdem nun zur Arbeitsvorbereitung und Abrechnung.

„Ich fing an, bevor die Vier-Tage-Woche eingeführt wurde. Die Woche ist kürzer, es ist angenehmer für dich, zu arbeiten. Du hast ...
„Ich fing an, bevor die Vier-Tage-Woche eingeführt wurde. Die Woche ist kürzer, es ist angenehmer für dich, zu arbeiten. Du hast viel mehr vom Wochenende“, sagt Patrick Wachter. | Bild: Sandra Häusler

Das junge Team zwischen 18 und 32 Jahren genießt die Vorteile der Vier-Tage-Woche. „Auch die Brückentage werden alle frei gemacht und ein langes Wochenende eingeplant“, berichtet Andreas Heinzler. In der Belegschaft gibt es wenig Krankheitstage. Der 18-jährige Manuel Droxner, Auszubildender im dritten Lehrjahr, erklärt: „Du hast mehr Erholungszeit.“

Keine Bewerbungen von Facharbeitern oder Lehrlingen

Trotz allem bedauert Andreas Heinzler, dass bei ihm keine Bewerbungen von Facharbeitern oder Lehrlingen eingehen. Sein Team aus drei Facharbeitern, einem Bauhelfer und einem Auszubildenden, der im Juli 2023 seine Zimmererlehre abschließt, möchte der Zimmerermeister nicht zu schnell vergrößern. Diese Teamgröße ist ideal für seinen Betrieb.

„Auch die Brückentage werden alle frei gemacht und ein langes Wochenende eingeplant“, betont Andreas Heinzler.
„Auch die Brückentage werden alle frei gemacht und ein langes Wochenende eingeplant“, betont Andreas Heinzler. | Bild: Sandra Häusler

Die Firma Staenders Holzbau ist im Holzbau, Holzrahmenbau, Sanierung, Innenausbau, Bedachungen und in der Fassaden-Verkleidung tätig. In den vergangenen Jahren hatten er und sein Team sehr viel Arbeit. Das Zimmererhandwerk ist ein wetterabhängiger Beruf. Deshalb kann nicht einfach der „Zimmererhammer“ pünktlich zur Seite gelegt werden, sondern bei Dachsanierungen muss darauf geachtet werden, dass das Dach dicht ist, bevor der Regen oder ein Unwetter naht. Das Erste, was für den Zimmerermeister zählt, ist die Qualität der Arbeit.

Fortbildung zum Gebäudeenergieberater

2015 machte Andreas Heinzler die Fortbildung zum „Gebäudeenergieberater“, um seinen Kunden die Wichtigkeit der energetischen Sanierungen erklären zu können und sie dahingehend zu beraten. Wenn die Kunden verstehen, wie die energetische Sanierung der Gebäudehülle funktioniert, sind sie auch bereit, die Mehrkosten, die auf sie zukommen, zu akzeptieren und zu verstehen.

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Seine Angebote schneidet Andreas Heinzler individuell auf die Kunden und ihre Gegebenheiten zu. Er legt den Fokus auf „Arbeiten aus einer Hand“ mit anderen Gewerken wie Flaschner, Maler oder Elektriker.

„Ich finde geschickt, dass man mehr Termine wahrnehmen kann und seine privaten Belange geregelt bekommt. Abends um fünf oder sechs ...
„Ich finde geschickt, dass man mehr Termine wahrnehmen kann und seine privaten Belange geregelt bekommt. Abends um fünf oder sechs Uhr hat einfach alles zu, meint Rafael Beck. | Bild: Sandra Häusler

Die Bauprojekte werden zu 90 Prozent im Betrieb geplant und von Hand gefertigt. Nur ganz selten werden Arbeiten an Abbund-Zentren vergeben, da Andreas Heinzler die Meinung vertritt: „Wenn die Arbeiter nicht mehr mit den üblichen Zimmerermaschinen arbeiten, ist unser schönes Handwerk zum Aussterben verdammt“. In ein paar Jahren gibt es dann nur noch Montage-Trupps, aber keine Zimmermänner, die Probleme lösen können. Ob eine seiner zwei Töchter einmal in den Handwerksbetrieb einsteigen möchte, steht noch in den Sternen. Andreas Heinzler lässt ihnen auf jeden Fall die freie Berufswahl.