In einer Woche ist Schluss, nach 40 gemeinsamen Jahren hören Gertrud und Wolfgang Ermler auf und übergeben ihre Ostracher Metzgerei an den 28-jährigen Philipp Frick von dem gleichnamigen Metzgereibetrieb in Krauchenwies. „Mit einem weinenden und einem lachenden Auge hören wir auf“, beschreibt Gertrud Frick im SÜDKURIER-Gespräch ihre Gefühlslage. Die vielen, vielen Arbeitsstunden, die der Betrieb vom Ehepaar Ermler forderte, sind dann zu Ende, und es bleibt Zeit für die Enkelkinder und die Hobbys.

Suche nach einem Nachfolger war schwierig

Trotz seines fordernden Berufes war Wolfgang Ermler rund 40 Jahren aktiver Feuerwehrmann und gemeinsam mit Ehefrau Gertrud ein Vierteljahrhundert bei der Bauzemeck-Zunft. Der 65-jährige Metzgermeister wird dem neuen Chef künftig im Hintergrund beratend zur Seite stehen. Dass sie mit Philipp Frick einen jungen und kompetenten Nachfolger gefunden haben, freut die Ostracher, denn ihre Kinder haben andere Berufe ergriffen. „Beide haben immer im Geschäft geholfen, aber eine Übernahme kam nicht in Frage“, sagt Gertrud Ermler. Die Suche nach einem Nachfolger wurde dann durch Corona, Fachkräftemangel und durch den Ukraine-Krieg weiter erschwert. „Risiko, Ungewissheit, Kostensteigerungen und die Arbeitsbelastung haben viele abgeschreckt“, ergänzt Ehemann Wolfgang.

Philipp Frick hat bereits einige Filialen

Bei einem Gespräch zu Jahresbeginn habe er gehört, dass Ermlers aufhören wollen, erzählt Philipp Frick, der Metzgermeister, Betriebswirt und Fleischsommelier ist und schon Filialen in Stockach, Bodman-Ludwigshafen und Frickingen betreibt. Seit zwei Jahren ist er selbstständig, wobei er seine Ware vom Familienbetrieb aus Krauchenwies bezieht. Dort werden keine Schlachtungen mehr durchgeführt, sondern das Fleisch vom Schlachthof Mengen bezogen, in Krauchenwies weiterverarbeitet und täglich frisch in die Filialen geliefert, künftig auch nach Ostrach. Froh ist der neue Chef, dass der bisherige Mitarbeiterstamm der Metzgerei die Treue hält, sodass die Kunden ihre vertrauten Gesichter hinter der Ladentheke sehen werden.

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Stolz auf die eigene Belegschaft

„Wir hatten immer ein tolles Team, auf das wir uns verlassen konnten“, ist es Gertrud und Wolfgang Ermler ein Bedürfnis ihrer Belegschaft für deren Treue zu danken, wobei sie für Metzgermeister Anton Rimsberger ein extra dickes Lob zollen. Seit das Ehepaar das Geschäft vor vier Jahrzehnten übernommen haben, ist Rimsberger dabei, wobei Ermler in den vergangenen Jahren etliche Lehrlinge ausgebildet hat. Nicht aus der Branche kommt beziehungsweise kam Gertrud Ermler. Die gelernte Zahnarzthelferin absolvierte vor vielen Jahren in der Metzgerei zwei Praktika und arbeitet seitdem mit viel Leidenschaft im Betrieb.

Wiedereröffnung Anfang Juli

Am 3. Juli wird der schmucke Laden für ein paar Tage geschlossen und am 7. Juli gibt es eine Wiedereröffnung. In den Räumen wird sich nicht viel ändern, so Philipp Frick nicht. Künftig wird die Metzgerei durchgehend von 7.30 bis 18 Uhr geöffnet sein, samstags weiter von 7.30 bis 12.30 Uhr. Neu wird ein Mittagstisch angeboten und weitere Gerichte, die einfach zubereitet oder aufgewärmt werden können und die Grillspezialitäten der Metzgerei Ermler wird es weiter geben.

Viele Metzgereien stehen vor großen Problemen

Dass kleinere Metzgereien angesichts der vielen Probleme wie Personalmangel oder steigende Energiekosten aufhören, kann Philipp Frick verstehen. Er ist auf der stetigen Suche nach qualifiziertem und motivierten Personal. Die Kostensteigerungen könne ein größeres Unternehmen wie Frick in Krauchenwies dank Maschineneinsatz und optimierten Produktionsabläufen besser abfedern, als kleinere Betriebe. „Wir produzieren 95 Prozent unserer Ware selbst“, ergänzt Frick, dass die geschlachteten Tiere, die man verarbeite, aus der Region stammen.